teutschen Reichspraxis § 1454 s. 254, und die vom windhä- zen des landes- herrn.daselbst angezogene schriftsteller. Ferner äussert sich sotanes recht des landesherrn in der hergebrach- ten windhäze, daß derselbe in gewissen jaren das ganze land durchstreichen lässet. Es darf aber nicht vil weggeschossen, oder etliche tage nach einan- der gejaget werden. Dises ist in sachen des herrn landgrafens zu Hessen-Cassel auf dem landtage fürgekommen.
§ 2519
von der freien bürsche.
Bürschen heisset fahen, jagen; mithin die bürsch- gerechtigkeit so vil, als die befugniß: wild zu fahen, oder zu jagen. Die freie bürsch, oder pürsch be- deutet allso so vil, als wo ein ieder untertan, und einwoner ungehindert jagen kan. Sie ist nur in we- nigen landen, und orten hergebracht. Derohalben vom besonderen auf das allgemeine kein giltiger schluß zu machen stehet, Steph. Christoph Harp- prechtssciagraphia liber. venat. Germ. inprimis vero Sueu. Tüb. 1702, 4t, Gottfr. Dan. Hof- mannde libera venat. speciatim Sueuo-Memm. § 2 s. 3 fg., und die daselbst angezogene schriftstel- ler von diser materi; bevorab, da dise art zu jagen der bürger, oder bauern bald auf ausdrückliche, bald stillschweigende vergönnung der kaiser, teut- scher könige, oder oberen sich steifet, und ire gewis- se beschränkung hat. Woraus die regalitaet der jagt dennoch warzunemen ist, und aufrecht blei- bet (§ 2523 des 1ten th.); folglich dise ausnamen die regel nicht aufheben, noch vereiteln; vilmehr sie bestätigen, und befestigen in den nicht ausgenom- menen fällen, Wildvogel im cons. 143 n. 8 s. 277 Disemnach kan Kron-Weissenburg in einer meile gewisser massen fischen, und jagen, welche vergün- stigung sie vom könige Dagobert ableiten sollen,
und
II buch, LXII haubtſtuͤck,
teutſchen Reichspraxis § 1454 ſ. 254, und die vom windhaͤ- zen des landes- herrn.daſelbſt angezogene ſchriftſteller. Ferner aͤuſſert ſich ſotanes recht des landesherrn in der hergebrach- ten windhaͤze, daß derſelbe in gewiſſen jaren das ganze land durchſtreichen laͤſſet. Es darf aber nicht vil weggeſchoſſen, oder etliche tage nach einan- der gejaget werden. Diſes iſt in ſachen des herrn landgrafens zu Heſſen-Caſſel auf dem landtage fuͤrgekommen.
§ 2519
von der freien buͤrſche.
Buͤrſchen heiſſet fahen, jagen; mithin die buͤrſch- gerechtigkeit ſo vil, als die befugniß: wild zu fahen, oder zu jagen. Die freie buͤrſch, oder puͤrſch be- deutet allſo ſo vil, als wo ein ieder untertan, und einwoner ungehindert jagen kan. Sie iſt nur in we- nigen landen, und orten hergebracht. Derohalben vom beſonderen auf das allgemeine kein giltiger ſchluß zu machen ſtehet, Steph. Chriſtoph Harp- prechtsſciagraphia liber. venat. Germ. inprimis vero Sueu. Tuͤb. 1702, 4t, Gottfr. Dan. Hof- mannde libera venat. ſpeciatim Sueuo-Memm. § 2 ſ. 3 fg., und die daſelbſt angezogene ſchriftſtel- ler von diſer materi; bevorab, da diſe art zu jagen der buͤrger, oder bauern bald auf ausdruͤckliche, bald ſtillſchweigende vergoͤnnung der kaiſer, teut- ſcher koͤnige, oder oberen ſich ſteifet, und ire gewiſ- ſe beſchraͤnkung hat. Woraus die regalitaet der jagt dennoch warzunemen iſt, und aufrecht blei- bet (§ 2523 des 1ten th.); folglich diſe ausnamen die regel nicht aufheben, noch vereiteln; vilmehr ſie beſtaͤtigen, und befeſtigen in den nicht ausgenom- menen faͤllen, Wildvogel im conſ. 143 n. 8 ſ. 277 Diſemnach kan Kron-Weiſſenburg in einer meile gewiſſer maſſen fiſchen, und jagen, welche verguͤn- ſtigung ſie vom koͤnige Dagobert ableiten ſollen,
und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0980"n="956"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II</hi> buch, <hirendition="#aq">LXII</hi> haubtſtuͤck,</hi></fw><lb/>
teutſchen Reichspraxis § 1454 ſ. 254, und die<lb/><noteplace="left">vom windhaͤ-<lb/>
zen des landes-<lb/>
herrn.</note>daſelbſt angezogene ſchriftſteller. Ferner aͤuſſert<lb/>ſich ſotanes recht des landesherrn in der hergebrach-<lb/>
ten windhaͤze, daß derſelbe in gewiſſen jaren das<lb/>
ganze land durchſtreichen laͤſſet. Es darf aber<lb/>
nicht vil weggeſchoſſen, oder etliche tage nach einan-<lb/>
der gejaget werden. Diſes iſt in ſachen des herrn<lb/>
landgrafens zu Heſſen-Caſſel auf dem landtage<lb/>
fuͤrgekommen.</p></div><lb/><divn="2"><head>§ 2519</head><lb/><noteplace="left">von der freien<lb/>
buͤrſche.</note><p>Buͤrſchen heiſſet fahen, jagen; mithin die buͤrſch-<lb/>
gerechtigkeit ſo vil, als die befugniß: wild zu fahen,<lb/>
oder zu jagen. Die freie buͤrſch, oder puͤrſch be-<lb/>
deutet allſo ſo vil, als wo ein ieder untertan, und<lb/>
einwoner ungehindert jagen kan. Sie iſt nur in we-<lb/>
nigen landen, und orten hergebracht. Derohalben<lb/>
vom beſonderen auf das allgemeine kein giltiger<lb/>ſchluß zu machen ſtehet, <hirendition="#fr">Steph. Chriſtoph Harp-<lb/>
prechts</hi><hirendition="#aq">ſciagraphia liber. venat. Germ. inprimis<lb/>
vero Sueu.</hi> Tuͤb. 1702, 4t, <hirendition="#fr">Gottfr. Dan. Hof-<lb/>
mann</hi><hirendition="#aq">de libera venat. ſpeciatim Sueuo-Memm.</hi><lb/>
§ 2 ſ. 3 fg., und die daſelbſt angezogene ſchriftſtel-<lb/>
ler von diſer materi; bevorab, da diſe art zu jagen<lb/>
der buͤrger, oder bauern bald auf ausdruͤckliche,<lb/>
bald ſtillſchweigende vergoͤnnung der kaiſer, teut-<lb/>ſcher koͤnige, oder oberen ſich ſteifet, und ire gewiſ-<lb/>ſe beſchraͤnkung hat. Woraus die regalitaet der<lb/>
jagt dennoch warzunemen iſt, und aufrecht blei-<lb/>
bet (§ 2523 des 1ten th.); folglich diſe ausnamen<lb/>
die regel nicht aufheben, noch vereiteln; vilmehr ſie<lb/>
beſtaͤtigen, und befeſtigen in den nicht ausgenom-<lb/>
menen faͤllen, <hirendition="#fr">Wildvogel</hi> im <hirendition="#aq">conſ.</hi> 143 n. 8 ſ. 277<lb/>
Diſemnach kan Kron-Weiſſenburg in einer meile<lb/>
gewiſſer maſſen fiſchen, und jagen, welche verguͤn-<lb/>ſtigung ſie vom koͤnige Dagobert ableiten ſollen,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[956/0980]
II buch, LXII haubtſtuͤck,
teutſchen Reichspraxis § 1454 ſ. 254, und die
daſelbſt angezogene ſchriftſteller. Ferner aͤuſſert
ſich ſotanes recht des landesherrn in der hergebrach-
ten windhaͤze, daß derſelbe in gewiſſen jaren das
ganze land durchſtreichen laͤſſet. Es darf aber
nicht vil weggeſchoſſen, oder etliche tage nach einan-
der gejaget werden. Diſes iſt in ſachen des herrn
landgrafens zu Heſſen-Caſſel auf dem landtage
fuͤrgekommen.
vom windhaͤ-
zen des landes-
herrn.
§ 2519
Buͤrſchen heiſſet fahen, jagen; mithin die buͤrſch-
gerechtigkeit ſo vil, als die befugniß: wild zu fahen,
oder zu jagen. Die freie buͤrſch, oder puͤrſch be-
deutet allſo ſo vil, als wo ein ieder untertan, und
einwoner ungehindert jagen kan. Sie iſt nur in we-
nigen landen, und orten hergebracht. Derohalben
vom beſonderen auf das allgemeine kein giltiger
ſchluß zu machen ſtehet, Steph. Chriſtoph Harp-
prechts ſciagraphia liber. venat. Germ. inprimis
vero Sueu. Tuͤb. 1702, 4t, Gottfr. Dan. Hof-
mann de libera venat. ſpeciatim Sueuo-Memm.
§ 2 ſ. 3 fg., und die daſelbſt angezogene ſchriftſtel-
ler von diſer materi; bevorab, da diſe art zu jagen
der buͤrger, oder bauern bald auf ausdruͤckliche,
bald ſtillſchweigende vergoͤnnung der kaiſer, teut-
ſcher koͤnige, oder oberen ſich ſteifet, und ire gewiſ-
ſe beſchraͤnkung hat. Woraus die regalitaet der
jagt dennoch warzunemen iſt, und aufrecht blei-
bet (§ 2523 des 1ten th.); folglich diſe ausnamen
die regel nicht aufheben, noch vereiteln; vilmehr ſie
beſtaͤtigen, und befeſtigen in den nicht ausgenom-
menen faͤllen, Wildvogel im conſ. 143 n. 8 ſ. 277
Diſemnach kan Kron-Weiſſenburg in einer meile
gewiſſer maſſen fiſchen, und jagen, welche verguͤn-
ſtigung ſie vom koͤnige Dagobert ableiten ſollen,
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Estor, Johann Georg: Der Teutschen rechtsgelahrheit. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1767, S. 956. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/estor_rechtsgelehrsamkeit03_1767/980>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.