Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Eilftes Kapitel.
Der Inhalt der ausgestochenen Erde wird genau berechnet und in der Mitte an beiden äußern
Seiten des Kahns, wenn die Fuhrleute sich darinn befinden, ein helles Brettchen grade über
dem Wasserspiegel angenagelt. So oft nun der Kahn die berechnete Menge Erde von dersel-
ben Art enthält, so muß das Brettchen genau über den Wasserspiegel stehen. Ein so geeich-
ter Kahn erhält eine bestimmte Nummer, und der Aufseher merkt sich in seinem Journal wie
viel Kubikfuß Erde derselbe enthält. So oft nun dieser Kahn bei dem Packwerke mit einer
Ladung Erde ankömmt, darf eher nicht ausgeladen werden, bis der Aufseher sich überzeugt
hat, ob der Kahn gehörig belastet ist. Ein jeder Kahn erhält vorher ein Kerbholz mit seiner
Nummer, und der Aufseher hält sich ein gleiches, damit so oft eine Ladung kommt, durch
den Aufseher ein Kerb in beide zugleich geschnitten werden kann, da denn am Ende der
Woche, sich leicht nachzählen läßt, wie viel Ladungen jeder Kahn gebracht hat, welche sich
nach Kubikfuß und hierauf nach Schachtrnthen bestimmen lassen, wornach alsdann die Aus-
zahlung geschiehet.

§. 85.

Die Arbeit bei den Packwerken selbst geschiehet durch einen Buhnenmeister mit
Hülfe von Tagelöhnern, über welche bei großen Bauen zuweilen noch besondere Aufseher ge-
setzt werden, unter der Leitung eines Conducteurs oder Deichinspektors und unter
Direktion eines Deichhauptmanns oder Wasserbau-Direktors.

Im Sommer halben Jahre bekommt der Tagelöhner 5 bis 7 Ggr.; im Winter halben
Jahre 4 bis 5 Ggr. und wenn des Nachts gearbeitet wird, noch besonders 4 Ggr.

Der Aufseher täglich 7 bis 8 Ggr.

Ein Buhnenmeisters wenn er Gehalt hat, bekommt täglich 8 Ggr., wenn er aber au-
ßer seinem angewiesenen Distrikte arbeitet, wenn er kein Gehalt hat, oder bei Coupirungen, er-
hält er täglich 12 Ggr. und noch eben so viel besonders, wenn des Nachts gearbeitet wird.
Man würde aber sehr unrichtig urtheilen, wenn man glauben sollte, daß hierdurch, die ge-
wiß nicht geringe Verdienste eines solchen Mannes nach dem Schluß einer schwierigen Cou-
pirung belohnt wären, weshalb ihm auch beim glücklichen Schluß der Coupirung noch ein
besonderes Geschenk gebührt.

Die Deichinspektoren und Deichhauptleute haben gewöhnlich fixirtes Gehalt und er-
halten noch besondere Diäten; bei Durchbrüchen, welche öfters nur mit Lebensgefahr coupirt
werden können, verdienen sie aber ganz besonderer Aufmunterung und Belohnung, weil als-

Eilftes Kapitel.
Der Inhalt der ausgeſtochenen Erde wird genau berechnet und in der Mitte an beiden aͤußern
Seiten des Kahns, wenn die Fuhrleute ſich darinn befinden, ein helles Brettchen grade uͤber
dem Waſſerſpiegel angenagelt. So oft nun der Kahn die berechnete Menge Erde von derſel-
ben Art enthaͤlt, ſo muß das Brettchen genau uͤber den Waſſerſpiegel ſtehen. Ein ſo geeich-
ter Kahn erhaͤlt eine beſtimmte Nummer, und der Aufſeher merkt ſich in ſeinem Journal wie
viel Kubikfuß Erde derſelbe enthaͤlt. So oft nun dieſer Kahn bei dem Packwerke mit einer
Ladung Erde ankoͤmmt, darf eher nicht ausgeladen werden, bis der Aufſeher ſich uͤberzeugt
hat, ob der Kahn gehoͤrig belaſtet iſt. Ein jeder Kahn erhaͤlt vorher ein Kerbholz mit ſeiner
Nummer, und der Aufſeher haͤlt ſich ein gleiches, damit ſo oft eine Ladung kommt, durch
den Aufſeher ein Kerb in beide zugleich geſchnitten werden kann, da denn am Ende der
Woche, ſich leicht nachzaͤhlen laͤßt, wie viel Ladungen jeder Kahn gebracht hat, welche ſich
nach Kubikfuß und hierauf nach Schachtrnthen beſtimmen laſſen, wornach alsdann die Aus-
zahlung geſchiehet.

§. 85.

Die Arbeit bei den Packwerken ſelbſt geſchiehet durch einen Buhnenmeiſter mit
Huͤlfe von Tageloͤhnern, uͤber welche bei großen Bauen zuweilen noch beſondere Aufſeher ge-
ſetzt werden, unter der Leitung eines Conducteurs oder Deichinſpektors und unter
Direktion eines Deichhauptmanns oder Waſſerbau-Direktors.

Im Sommer halben Jahre bekommt der Tageloͤhner 5 bis 7 Ggr.; im Winter halben
Jahre 4 bis 5 Ggr. und wenn des Nachts gearbeitet wird, noch beſonders 4 Ggr.

Der Aufſeher taͤglich 7 bis 8 Ggr.

Ein Buhnenmeiſters wenn er Gehalt hat, bekommt taͤglich 8 Ggr., wenn er aber au-
ßer ſeinem angewieſenen Diſtrikte arbeitet, wenn er kein Gehalt hat, oder bei Coupirungen, er-
haͤlt er taͤglich 12 Ggr. und noch eben ſo viel beſonders, wenn des Nachts gearbeitet wird.
Man wuͤrde aber ſehr unrichtig urtheilen, wenn man glauben ſollte, daß hierdurch, die ge-
wiß nicht geringe Verdienſte eines ſolchen Mannes nach dem Schluß einer ſchwierigen Cou-
pirung belohnt waͤren, weshalb ihm auch beim gluͤcklichen Schluß der Coupirung noch ein
beſonderes Geſchenk gebuͤhrt.

Die Deichinſpektoren und Deichhauptleute haben gewoͤhnlich fixirtes Gehalt und er-
halten noch beſondere Diaͤten; bei Durchbruͤchen, welche oͤfters nur mit Lebensgefahr coupirt
werden koͤnnen, verdienen ſie aber ganz beſonderer Aufmunterung und Belohnung, weil als-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0110" n="90"/><fw place="top" type="header">Eilftes Kapitel.</fw><lb/>
Der Inhalt der ausge&#x017F;tochenen Erde wird genau berechnet und in der Mitte an beiden a&#x0364;ußern<lb/>
Seiten des Kahns, wenn die Fuhrleute &#x017F;ich darinn befinden, ein helles Brettchen grade u&#x0364;ber<lb/>
dem Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;piegel angenagelt. So oft nun der Kahn die berechnete Menge Erde von der&#x017F;el-<lb/>
ben Art entha&#x0364;lt, &#x017F;o muß das Brettchen genau u&#x0364;ber den Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;piegel &#x017F;tehen. Ein &#x017F;o geeich-<lb/>
ter Kahn erha&#x0364;lt eine be&#x017F;timmte Nummer, und der Auf&#x017F;eher merkt &#x017F;ich in &#x017F;einem Journal wie<lb/>
viel Kubikfuß Erde der&#x017F;elbe entha&#x0364;lt. So oft nun die&#x017F;er Kahn bei dem Packwerke mit einer<lb/>
Ladung Erde anko&#x0364;mmt, darf eher nicht ausgeladen werden, bis der Auf&#x017F;eher &#x017F;ich u&#x0364;berzeugt<lb/>
hat, ob der Kahn geho&#x0364;rig bela&#x017F;tet i&#x017F;t. Ein jeder Kahn erha&#x0364;lt vorher ein Kerbholz mit &#x017F;einer<lb/>
Nummer, und der Auf&#x017F;eher ha&#x0364;lt &#x017F;ich ein gleiches, damit &#x017F;o oft eine Ladung kommt, durch<lb/>
den Auf&#x017F;eher ein Kerb in beide zugleich ge&#x017F;chnitten werden kann, da denn am Ende der<lb/>
Woche, &#x017F;ich leicht nachza&#x0364;hlen la&#x0364;ßt, wie viel Ladungen jeder Kahn gebracht hat, welche &#x017F;ich<lb/>
nach Kubikfuß und hierauf nach Schachtrnthen be&#x017F;timmen la&#x017F;&#x017F;en, wornach alsdann die Aus-<lb/>
zahlung ge&#x017F;chiehet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 85.</head><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#g">Arbeit</hi> bei den Packwerken &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;chiehet durch einen Buhnenmei&#x017F;ter mit<lb/>
Hu&#x0364;lfe von Tagelo&#x0364;hnern, u&#x0364;ber welche bei großen Bauen zuweilen noch be&#x017F;ondere Auf&#x017F;eher ge-<lb/>
&#x017F;etzt werden, unter der Leitung eines <hi rendition="#g">Conducteurs</hi> oder <hi rendition="#g">Deichin&#x017F;pektors</hi> und unter<lb/>
Direktion eines <hi rendition="#g">Deichhauptmanns</hi> oder Wa&#x017F;&#x017F;erbau-Direktors.</p><lb/>
          <p>Im Sommer halben Jahre bekommt der Tagelo&#x0364;hner 5 bis 7 Ggr.; im Winter halben<lb/>
Jahre 4 bis 5 Ggr. und wenn des Nachts gearbeitet wird, noch be&#x017F;onders 4 Ggr.</p><lb/>
          <p>Der Auf&#x017F;eher ta&#x0364;glich 7 bis 8 Ggr.</p><lb/>
          <p>Ein Buhnenmei&#x017F;ters wenn er Gehalt hat, bekommt ta&#x0364;glich 8 Ggr., wenn er aber au-<lb/>
ßer &#x017F;einem angewie&#x017F;enen Di&#x017F;trikte arbeitet, wenn er kein Gehalt hat, oder bei Coupirungen, er-<lb/>
ha&#x0364;lt er ta&#x0364;glich 12 Ggr. und noch eben &#x017F;o viel be&#x017F;onders, wenn des Nachts gearbeitet wird.<lb/>
Man wu&#x0364;rde aber &#x017F;ehr unrichtig urtheilen, wenn man glauben &#x017F;ollte, daß hierdurch, die ge-<lb/>
wiß nicht geringe Verdien&#x017F;te eines &#x017F;olchen Mannes nach dem Schluß einer &#x017F;chwierigen Cou-<lb/>
pirung belohnt wa&#x0364;ren, weshalb ihm auch beim glu&#x0364;cklichen Schluß der Coupirung noch ein<lb/>
be&#x017F;onderes Ge&#x017F;chenk gebu&#x0364;hrt.</p><lb/>
          <p>Die Deichin&#x017F;pektoren und Deichhauptleute haben gewo&#x0364;hnlich fixirtes Gehalt und er-<lb/>
halten noch be&#x017F;ondere Dia&#x0364;ten; bei Durchbru&#x0364;chen, welche o&#x0364;fters nur mit Lebensgefahr coupirt<lb/>
werden ko&#x0364;nnen, verdienen &#x017F;ie aber ganz be&#x017F;onderer Aufmunterung und Belohnung, weil als-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0110] Eilftes Kapitel. Der Inhalt der ausgeſtochenen Erde wird genau berechnet und in der Mitte an beiden aͤußern Seiten des Kahns, wenn die Fuhrleute ſich darinn befinden, ein helles Brettchen grade uͤber dem Waſſerſpiegel angenagelt. So oft nun der Kahn die berechnete Menge Erde von derſel- ben Art enthaͤlt, ſo muß das Brettchen genau uͤber den Waſſerſpiegel ſtehen. Ein ſo geeich- ter Kahn erhaͤlt eine beſtimmte Nummer, und der Aufſeher merkt ſich in ſeinem Journal wie viel Kubikfuß Erde derſelbe enthaͤlt. So oft nun dieſer Kahn bei dem Packwerke mit einer Ladung Erde ankoͤmmt, darf eher nicht ausgeladen werden, bis der Aufſeher ſich uͤberzeugt hat, ob der Kahn gehoͤrig belaſtet iſt. Ein jeder Kahn erhaͤlt vorher ein Kerbholz mit ſeiner Nummer, und der Aufſeher haͤlt ſich ein gleiches, damit ſo oft eine Ladung kommt, durch den Aufſeher ein Kerb in beide zugleich geſchnitten werden kann, da denn am Ende der Woche, ſich leicht nachzaͤhlen laͤßt, wie viel Ladungen jeder Kahn gebracht hat, welche ſich nach Kubikfuß und hierauf nach Schachtrnthen beſtimmen laſſen, wornach alsdann die Aus- zahlung geſchiehet. §. 85. Die Arbeit bei den Packwerken ſelbſt geſchiehet durch einen Buhnenmeiſter mit Huͤlfe von Tageloͤhnern, uͤber welche bei großen Bauen zuweilen noch beſondere Aufſeher ge- ſetzt werden, unter der Leitung eines Conducteurs oder Deichinſpektors und unter Direktion eines Deichhauptmanns oder Waſſerbau-Direktors. Im Sommer halben Jahre bekommt der Tageloͤhner 5 bis 7 Ggr.; im Winter halben Jahre 4 bis 5 Ggr. und wenn des Nachts gearbeitet wird, noch beſonders 4 Ggr. Der Aufſeher taͤglich 7 bis 8 Ggr. Ein Buhnenmeiſters wenn er Gehalt hat, bekommt taͤglich 8 Ggr., wenn er aber au- ßer ſeinem angewieſenen Diſtrikte arbeitet, wenn er kein Gehalt hat, oder bei Coupirungen, er- haͤlt er taͤglich 12 Ggr. und noch eben ſo viel beſonders, wenn des Nachts gearbeitet wird. Man wuͤrde aber ſehr unrichtig urtheilen, wenn man glauben ſollte, daß hierdurch, die ge- wiß nicht geringe Verdienſte eines ſolchen Mannes nach dem Schluß einer ſchwierigen Cou- pirung belohnt waͤren, weshalb ihm auch beim gluͤcklichen Schluß der Coupirung noch ein beſonderes Geſchenk gebuͤhrt. Die Deichinſpektoren und Deichhauptleute haben gewoͤhnlich fixirtes Gehalt und er- halten noch beſondere Diaͤten; bei Durchbruͤchen, welche oͤfters nur mit Lebensgefahr coupirt werden koͤnnen, verdienen ſie aber ganz beſonderer Aufmunterung und Belohnung, weil als-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/110
Zitationshilfe: Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/110>, abgerufen am 09.11.2024.