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Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.

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Von den Pflanzungen.
der Länge laufende Hauptrippe. Diese ganze Seite ist mit einer feinen weißen, silberglänzen-
den Wolle überzogen.

Die Rinde der jungen Triebe ist grau, haarig; bei ältern aschgrau, grüngelb-
lich und glatt.

Das Holz ist zähe und weich.

Selten wird diese Weide als Baum, aber mit desto größerem Nutzen als Strauch in
den Pflanzungen und auf den Packwerken gebraucht, wo sie im Eise und Wasser sehr dauer-
haft und bei allen Arten von Strauchpflanzungen zu empfehlen ist, da ihre Triebe sehr dicht
neben einander, in lauter langen und einfachen Ruthen hervor wachsen, auch einen schnelle-
ren und höheren Trieb zeigen als andere bekannte Strauchweiden, indem ihre Ruthen öfters
in 2 bis 3 Jahren über 12 Fuß hoch werden, weshalb sie nicht genug bei Spreutlagen und
Ueberfällen empfohlen werden kann. Zu Faschinen und Würsten giebt sie das meiste und
beste Holz, welches auch zu Zäunen und vielen Flechtarbeiten mit Nutzen angewandt wird.

IX. Bachweide, Rosenweide. (Salix Helix. L.)

Die Blätter sind im Bau zart, länglich, oben in eine gerundte Spitze auslaufend
und daselbst am breitesten, so wie sie am kurzen Stiele, am schmälsten sind. Bei einigen ist
der Rand bis auf die Hälfte fein gezähnt, bei andern gar nicht. Die obere Fläche hellgrün,
glänzend, mit der untern gleichförmig mit erhabenen Adern gezeichnet. Die untere Fläche ist
bläulichgrün und matter; sie giebt dem Laube ein bläuliches Ansehen. Oben an den Zweigen
stehen die Blätter nahe an einander und deswegen oft paarweise gegenüber. Sie hat keine
Nebenblätter.

Die Rinde der jungen Zweigen ist gelb und grünröthlich, bei ältern rauch
und dunkler.

Die Zweige sind dünn und sehr biegsam, oft mit einem Rosen ähnlichen Aus-
wuchse versehen, welcher durch ein Insekt verursacht wird.

Sie kommt nur als Strauch vor, und es ist zu bedauern, daß sie nicht zu einer
solchen Höhe wie die übrigen Weiden wächst, weil sie den Vorzug besitzt, daß das Vieh sie
weniger als alle übrigen Weiden abfrißt, auch in Absicht des Bodens, selbst auf den Flug-
sand fort kommt. Der vorzüglichste Nutzen dieser Weide ist, daß sie zu allen Arten von
Flechtwerk gebraucht wird. Sie erreicht gewöhnlich eine Höhe von 4 bis 5 Fuß.

K 2

Von den Pflanzungen.
der Laͤnge laufende Hauptrippe. Dieſe ganze Seite iſt mit einer feinen weißen, ſilberglaͤnzen-
den Wolle uͤberzogen.

Die Rinde der jungen Triebe iſt grau, haarig; bei aͤltern aſchgrau, gruͤngelb-
lich und glatt.

Das Holz iſt zaͤhe und weich.

Selten wird dieſe Weide als Baum, aber mit deſto groͤßerem Nutzen als Strauch in
den Pflanzungen und auf den Packwerken gebraucht, wo ſie im Eiſe und Waſſer ſehr dauer-
haft und bei allen Arten von Strauchpflanzungen zu empfehlen iſt, da ihre Triebe ſehr dicht
neben einander, in lauter langen und einfachen Ruthen hervor wachſen, auch einen ſchnelle-
ren und hoͤheren Trieb zeigen als andere bekannte Strauchweiden, indem ihre Ruthen oͤfters
in 2 bis 3 Jahren uͤber 12 Fuß hoch werden, weshalb ſie nicht genug bei Spreutlagen und
Ueberfaͤllen empfohlen werden kann. Zu Faſchinen und Wuͤrſten giebt ſie das meiſte und
beſte Holz, welches auch zu Zaͤunen und vielen Flechtarbeiten mit Nutzen angewandt wird.

IX. Bachweide, Roſenweide. (Salix Helix. L.)

Die Blaͤtter ſind im Bau zart, laͤnglich, oben in eine gerundte Spitze auslaufend
und daſelbſt am breiteſten, ſo wie ſie am kurzen Stiele, am ſchmaͤlſten ſind. Bei einigen iſt
der Rand bis auf die Haͤlfte fein gezaͤhnt, bei andern gar nicht. Die obere Flaͤche hellgruͤn,
glaͤnzend, mit der untern gleichfoͤrmig mit erhabenen Adern gezeichnet. Die untere Flaͤche iſt
blaͤulichgruͤn und matter; ſie giebt dem Laube ein blaͤuliches Anſehen. Oben an den Zweigen
ſtehen die Blaͤtter nahe an einander und deswegen oft paarweiſe gegenuͤber. Sie hat keine
Nebenblaͤtter.

Die Rinde der jungen Zweigen iſt gelb und gruͤnroͤthlich, bei aͤltern rauch
und dunkler.

Die Zweige ſind duͤnn und ſehr biegſam, oft mit einem Roſen aͤhnlichen Aus-
wuchſe verſehen, welcher durch ein Inſekt verurſacht wird.

Sie kommt nur als Strauch vor, und es iſt zu bedauern, daß ſie nicht zu einer
ſolchen Hoͤhe wie die uͤbrigen Weiden waͤchſt, weil ſie den Vorzug beſitzt, daß das Vieh ſie
weniger als alle uͤbrigen Weiden abfrißt, auch in Abſicht des Bodens, ſelbſt auf den Flug-
ſand fort kommt. Der vorzuͤglichſte Nutzen dieſer Weide iſt, daß ſie zu allen Arten von
Flechtwerk gebraucht wird. Sie erreicht gewoͤhnlich eine Hoͤhe von 4 bis 5 Fuß.

K 2
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[75/0095] Von den Pflanzungen. der Laͤnge laufende Hauptrippe. Dieſe ganze Seite iſt mit einer feinen weißen, ſilberglaͤnzen- den Wolle uͤberzogen. Die Rinde der jungen Triebe iſt grau, haarig; bei aͤltern aſchgrau, gruͤngelb- lich und glatt. Das Holz iſt zaͤhe und weich. Selten wird dieſe Weide als Baum, aber mit deſto groͤßerem Nutzen als Strauch in den Pflanzungen und auf den Packwerken gebraucht, wo ſie im Eiſe und Waſſer ſehr dauer- haft und bei allen Arten von Strauchpflanzungen zu empfehlen iſt, da ihre Triebe ſehr dicht neben einander, in lauter langen und einfachen Ruthen hervor wachſen, auch einen ſchnelle- ren und hoͤheren Trieb zeigen als andere bekannte Strauchweiden, indem ihre Ruthen oͤfters in 2 bis 3 Jahren uͤber 12 Fuß hoch werden, weshalb ſie nicht genug bei Spreutlagen und Ueberfaͤllen empfohlen werden kann. Zu Faſchinen und Wuͤrſten giebt ſie das meiſte und beſte Holz, welches auch zu Zaͤunen und vielen Flechtarbeiten mit Nutzen angewandt wird. IX. Bachweide, Roſenweide. (Salix Helix. L.) Die Blaͤtter ſind im Bau zart, laͤnglich, oben in eine gerundte Spitze auslaufend und daſelbſt am breiteſten, ſo wie ſie am kurzen Stiele, am ſchmaͤlſten ſind. Bei einigen iſt der Rand bis auf die Haͤlfte fein gezaͤhnt, bei andern gar nicht. Die obere Flaͤche hellgruͤn, glaͤnzend, mit der untern gleichfoͤrmig mit erhabenen Adern gezeichnet. Die untere Flaͤche iſt blaͤulichgruͤn und matter; ſie giebt dem Laube ein blaͤuliches Anſehen. Oben an den Zweigen ſtehen die Blaͤtter nahe an einander und deswegen oft paarweiſe gegenuͤber. Sie hat keine Nebenblaͤtter. Die Rinde der jungen Zweigen iſt gelb und gruͤnroͤthlich, bei aͤltern rauch und dunkler. Die Zweige ſind duͤnn und ſehr biegſam, oft mit einem Roſen aͤhnlichen Aus- wuchſe verſehen, welcher durch ein Inſekt verurſacht wird. Sie kommt nur als Strauch vor, und es iſt zu bedauern, daß ſie nicht zu einer ſolchen Hoͤhe wie die uͤbrigen Weiden waͤchſt, weil ſie den Vorzug beſitzt, daß das Vieh ſie weniger als alle uͤbrigen Weiden abfrißt, auch in Abſicht des Bodens, ſelbſt auf den Flug- ſand fort kommt. Der vorzuͤglichſte Nutzen dieſer Weide iſt, daß ſie zu allen Arten von Flechtwerk gebraucht wird. Sie erreicht gewoͤhnlich eine Hoͤhe von 4 bis 5 Fuß. K 2

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Zitationshilfe: Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/95>, abgerufen am 21.11.2024.