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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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und derselben erfindung.
bey leuten die im praeiudicio auctoritatis ste-
hen, geldgeitzig argwöhnisch furchtsam sind,
überhaupt keinen rechten begrif von wahrheit
haben, oder wann die sache in dem schlechtesten
grad der wahrscheinlichkeit beruhet und dabey
grosse behutsamkeit muß gebrauchet werden.

Z. e. Jch riethe iemand: Er solte die geistlichen
unangetastet lassen,
und ich getrauete mir nicht
mit der raison fortzukommen: Denn es ist nicht
recht:
So könte ich sagen: Churfürst Joh.
Georg.
l. pflegte zu sprechen: Wer unglück
haben will der fange nor mit den Priestern an.

Oder ich wolte beweisen: man solte auch den
geringsten nicht beleidigen
und spräche: kleine
mäuse haben auch schwäntze.
S. Hederich 1. c. p. 436. 429. Sim. Goulartii
Apophthegmata sacra. Lycosthenis Apophthegm.
Zincgraeffii Apophth. Langii, Magiri Florile-
gium, Lockmanns Arabicae fabulae & adagia,
Nouarini, Erasmi, Junii, Brassieani, Agricolae,
Gaertneri, Erpenii
, Waltheri, Drusii adagia.

Stollen I. II. 29. 35. 42. 47. Morhoffs Polyh.
l. I. XXI.
Man kan auch aus aller berühmten
leute schrifften, sonderlich den auctoribus claßi-
cis, selbst dergleichen suchen.

§. 28. Exempel beweisen an und vor sich
nichts als nur die möglichkeit eines dinges, da-
von oben §. 5. gehandelt, und in Historischen
sachen, sind sie denen testimoniis gleich zu schä-
tzen, siehe oben §. 12. Man könte hieher auch die
erdichteten exempel rechnen und also fabeln pa-
rabolas, apologos, etc. Man wird aus den
vorhergehenden leichtlich abnehmen, daß der-
gleichen ob sie schon nicht bündig beweisen, doch

denen
F 2

und derſelben erfindung.
bey leuten die im praeiudicio auctoritatis ſte-
hen, geldgeitzig argwoͤhniſch furchtſam ſind,
uͤberhaupt keinen rechten begrif von wahrheit
haben, oder wann die ſache in dem ſchlechteſten
grad der wahrſcheinlichkeit beruhet und dabey
groſſe behutſamkeit muß gebrauchet werden.

Z. e. Jch riethe iemand: Er ſolte die geiſtlichen
unangetaſtet laſſen,
und ich getrauete mir nicht
mit der raiſon fortzukommen: Denn es iſt nicht
recht:
So koͤnte ich ſagen: Churfuͤrſt Joh.
Georg.
l. pflegte zu ſprechen: Wer ungluͤck
haben will der fange nor mit den Prieſtern an.

Oder ich wolte beweiſen: man ſolte auch den
geringſten nicht beleidigen
und ſpraͤche: kleine
maͤuſe haben auch ſchwaͤntze.
S. Hederich 1. c. p. 436. 429. Sim. Goulartii
Apophthegmata ſacra. Lycoſthenis Apophthegm.
Zincgraeffii Apophth. Langii, Magiri Florile-
gium, Lockmanns Arabicae fabulae & adagia,
Nouarini, Eraſmi, Junii, Braſſieani, Agricolae,
Gaertneri, Erpenii
, Waltheri, Druſii adagia.

Stollen I. II. 29. 35. 42. 47. Morhoffs Polyh.
l. I. XXI.
Man kan auch aus aller beruͤhmten
leute ſchrifften, ſonderlich den auctoribus claßi-
cis, ſelbſt dergleichen ſuchen.

§. 28. Exempel beweiſen an und vor ſich
nichts als nur die moͤglichkeit eines dinges, da-
von oben §. 5. gehandelt, und in Hiſtoriſchen
ſachen, ſind ſie denen teſtimoniis gleich zu ſchaͤ-
tzen, ſiehe oben §. 12. Man koͤnte hieher auch die
erdichteten exempel rechnen und alſo fabeln pa-
rabolas, apologos, ꝛc. Man wird aus den
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[83/0101] und derſelben erfindung. bey leuten die im praeiudicio auctoritatis ſte- hen, geldgeitzig argwoͤhniſch furchtſam ſind, uͤberhaupt keinen rechten begrif von wahrheit haben, oder wann die ſache in dem ſchlechteſten grad der wahrſcheinlichkeit beruhet und dabey groſſe behutſamkeit muß gebrauchet werden. Z. e. Jch riethe iemand: Er ſolte die geiſtlichen unangetaſtet laſſen, und ich getrauete mir nicht mit der raiſon fortzukommen: Denn es iſt nicht recht: So koͤnte ich ſagen: Churfuͤrſt Joh. Georg. l. pflegte zu ſprechen: Wer ungluͤck haben will der fange nor mit den Prieſtern an. Oder ich wolte beweiſen: man ſolte auch den geringſten nicht beleidigen und ſpraͤche: kleine maͤuſe haben auch ſchwaͤntze. S. Hederich 1. c. p. 436. 429. Sim. Goulartii Apophthegmata ſacra. Lycoſthenis Apophthegm. Zincgraeffii Apophth. Langii, Magiri Florile- gium, Lockmanns Arabicae fabulae & adagia, Nouarini, Eraſmi, Junii, Braſſieani, Agricolae, Gaertneri, Erpenii, Waltheri, Druſii adagia. Stollen I. II. 29. 35. 42. 47. Morhoffs Polyh. l. I. XXI. Man kan auch aus aller beruͤhmten leute ſchrifften, ſonderlich den auctoribus claßi- cis, ſelbſt dergleichen ſuchen. §. 28. Exempel beweiſen an und vor ſich nichts als nur die moͤglichkeit eines dinges, da- von oben §. 5. gehandelt, und in Hiſtoriſchen ſachen, ſind ſie denen teſtimoniis gleich zu ſchaͤ- tzen, ſiehe oben §. 12. Man koͤnte hieher auch die erdichteten exempel rechnen und alſo fabeln pa- rabolas, apologos, ꝛc. Man wird aus den vorhergehenden leichtlich abnehmen, daß der- gleichen ob ſie ſchon nicht buͤndig beweiſen, doch denen F 2

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/101>, abgerufen am 27.11.2024.