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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von den erläuterungs-gründen.
erläuterungen, welche aus dem wesen und na-
tur der sache selbst genommen, und eine andere,
welche ausser der sache von andern dingen her-
geholet wird, iene dienet mehr zu deutlichkeit
und ist ein werck des iudicii, diese nutzet sonder-
lich meinen absichten und kommt fürnemlich
auf eine fertigkeit des ingenii an, iene erläu-
tert theils worte, theils sachen, diese nur sa-
chen.

§. 4. Wir legen unsere gedancken durch
worte an den tag, wenn also diese einer er-
klärung benöthiget, so finde ich dazu gelegen-
heit durch die beschreibung des worts, des da-
rinn liegenden tropi, der haupt und neben idee
desselben, des ursprungs, historie, vielerley be-
deutung, zweydeutigkeit, gebrauchs desselben,
durch anführung gleichvielbedeutender wörter
und redens-arten, wovon sich im folgenden an-
dern theil von dem ausdruck der gedancken,
mehrere nachricht zeigen wird.

Z. e. Jch wolte das Teutsche schimpfwort: Du
hase
erklähren, so hätte ich: Definitionem no-
minalem:
Hase ist ein Teutsches schimpfwort
und bedeutet einen menschen, der einen lusti-
gen narren abgiebt, ohngeachtet er deswegen
weder pension, noch station, noch andere
vortheile hat:
Tropum: Eigentlich bedeutet
hase ein vierbeinigtes langöbrichtes wild-
pret, es wird aber auf die narren geleget,
vielleicht weil des hasens gröste klugheit im
lauffen besteht, und ein narre alles lauffen läst
was ihm einfällt, oder weil nach Aristotelis
bericht/ lange ohren ein merckmahl der narr-

heit
G 2

von den erlaͤuterungs-gruͤnden.
erlaͤuterungen, welche aus dem weſen und na-
tur der ſache ſelbſt genommen, und eine andere,
welche auſſer der ſache von andern dingen her-
geholet wird, iene dienet mehr zu deutlichkeit
und iſt ein werck des iudicii, dieſe nutzet ſonder-
lich meinen abſichten und kommt fuͤrnemlich
auf eine fertigkeit des ingenii an, iene erlaͤu-
tert theils worte, theils ſachen, dieſe nur ſa-
chen.

§. 4. Wir legen unſere gedancken durch
worte an den tag, wenn alſo dieſe einer er-
klaͤrung benoͤthiget, ſo finde ich dazu gelegen-
heit durch die beſchreibung des worts, des da-
rinn liegenden tropi, der haupt und neben idee
deſſelben, des urſprungs, hiſtorie, vielerley be-
deutung, zweydeutigkeit, gebrauchs deſſelben,
durch anfuͤhrung gleichvielbedeutender woͤrter
und redens-arten, wovon ſich im folgenden an-
dern theil von dem ausdruck der gedancken,
mehrere nachricht zeigen wird.

Z. e. Jch wolte das Teutſche ſchimpfwort: Du
haſe
erklaͤhren, ſo haͤtte ich: Definitionem no-
minalem:
Haſe iſt ein Teutſches ſchimpfwort
und bedeutet einen menſchen, der einen luſti-
gen narren abgiebt, ohngeachtet er deswegen
weder penſion, noch ſtation, noch andere
vortheile hat:
Tropum: Eigentlich bedeutet
haſe ein vierbeinigtes langoͤbrichtes wild-
pret, es wird aber auf die narren geleget,
vielleicht weil des haſens groͤſte klugheit im
lauffen beſteht, und ein narre alles lauffen laͤſt
was ihm einfaͤllt, oder weil nach Ariſtotelis
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heit
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[99/0117] von den erlaͤuterungs-gruͤnden. erlaͤuterungen, welche aus dem weſen und na- tur der ſache ſelbſt genommen, und eine andere, welche auſſer der ſache von andern dingen her- geholet wird, iene dienet mehr zu deutlichkeit und iſt ein werck des iudicii, dieſe nutzet ſonder- lich meinen abſichten und kommt fuͤrnemlich auf eine fertigkeit des ingenii an, iene erlaͤu- tert theils worte, theils ſachen, dieſe nur ſa- chen. §. 4. Wir legen unſere gedancken durch worte an den tag, wenn alſo dieſe einer er- klaͤrung benoͤthiget, ſo finde ich dazu gelegen- heit durch die beſchreibung des worts, des da- rinn liegenden tropi, der haupt und neben idee deſſelben, des urſprungs, hiſtorie, vielerley be- deutung, zweydeutigkeit, gebrauchs deſſelben, durch anfuͤhrung gleichvielbedeutender woͤrter und redens-arten, wovon ſich im folgenden an- dern theil von dem ausdruck der gedancken, mehrere nachricht zeigen wird. Z. e. Jch wolte das Teutſche ſchimpfwort: Du haſe erklaͤhren, ſo haͤtte ich: Definitionem no- minalem: Haſe iſt ein Teutſches ſchimpfwort und bedeutet einen menſchen, der einen luſti- gen narren abgiebt, ohngeachtet er deswegen weder penſion, noch ſtation, noch andere vortheile hat: Tropum: Eigentlich bedeutet haſe ein vierbeinigtes langoͤbrichtes wild- pret, es wird aber auf die narren geleget, vielleicht weil des haſens groͤſte klugheit im lauffen beſteht, und ein narre alles lauffen laͤſt was ihm einfaͤllt, oder weil nach Ariſtotelis bericht/ lange ohren ein merckmahl der narr- heit G 2

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/117>, abgerufen am 28.11.2024.