bürdet und wenig guts in der that erzeiget, der ist billich mit allem fleiß zu meiden etc. Bey historischen sachen könte ich die anführung aller umstände in einer that, der gelegenheit dazu und dergleichen, interpretationem historicam nennen. Die interpretatio Philosophica aber begreifft nach ihrem rechten begriff zugleich al- les, was ich von denen erläuterungen der sache aus sich selbst, sie deutlich zu machen herfür- bringe.
§. 8. Jch kan eine sache erläutern, wann ich die abstracten und generalen begriffe, die man von einer sache machen kan, zusammen nehme, und als grund-sätze ansehe, daraus mein satz oder obiectum fliesset, und dieses heis- set man illustrationem a loco communi.
Z. e. Bey den obigen satz könte ich folgende gedan- cken haben: Einen menschen, der des andern teuffel ist, darf ich wohl für keinen engel h[a]l- ten: was mir schadet, dafür hüte ich mich billich: etc. Am besten aber läst sich diese art der erläuterung, bey historien und solchen sachen ap- pliciren, die nicht eben sehr abstract sind.
§. 9. Jngleichen ist dieses eine art der erläu- terung, wann ich aus einem satze schlüsse ziehe. und also dadurch deutlich die würckungen und application einer sache fürstelle, wodurch ich zugleich dieselbe nach meinen absichten beleuch- ten kan, und dieses bemercket man mit der illu- stratione a consectario.
Z. e. Bey obigen themate sage ich: Denn ein falscher suchet mich entweder zu nutzen, oder mir zu schaden, wann er mich genutzt, so lacht er mich dazu aus, und wenn er mir schaden
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von den erlaͤuterungs-gruͤnden.
buͤrdet und wenig guts in der that erzeiget, der iſt billich mit allem fleiß zu meiden ꝛc. Bey hiſtoriſchen ſachen koͤnte ich die anfuͤhrung aller umſtaͤnde in einer that, der gelegenheit dazu und dergleichen, interpretationem hiſtoricam nennen. Die interpretatio Philoſophica aber begreifft nach ihrem rechten begriff zugleich al- les, was ich von denen erlaͤuterungen der ſache aus ſich ſelbſt, ſie deutlich zu machen herfuͤr- bringe.
§. 8. Jch kan eine ſache erlaͤutern, wann ich die abſtracten und generalen begriffe, die man von einer ſache machen kan, zuſammen nehme, und als grund-ſaͤtze anſehe, daraus mein ſatz oder obiectum flieſſet, und dieſes heiſ- ſet man illuſtrationem a loco communi.
Z. e. Bey den obigen ſatz koͤnte ich folgende gedan- cken haben: Einen menſchen, der des andern teuffel iſt, darf ich wohl fuͤr keinen engel h[a]l- ten: was mir ſchadet, dafuͤr huͤte ich mich billich: ꝛc. Am beſten aber laͤſt ſich dieſe art der erlaͤuterung, bey hiſtorien und ſolchen ſachen ap- pliciren, die nicht eben ſehr abſtract ſind.
§. 9. Jngleichen iſt dieſes eine art der erlaͤu- terung, wann ich aus einem ſatze ſchluͤſſe ziehe. und alſo dadurch deutlich die wuͤrckungen und application einer ſache fuͤrſtelle, wodurch ich zugleich dieſelbe nach meinen abſichten beleuch- ten kan, und dieſes bemercket man mit der illu- ſtratione a conſectario.
Z. e. Bey obigen themate ſage ich: Denn ein falſcher ſuchet mich entweder zu nutzen, oder mir zu ſchaden, wann er mich genutzt, ſo lacht er mich dazu aus, und wenn er mir ſchaden
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von den erlaͤuterungs-gruͤnden.
buͤrdet und wenig guts in der that erzeiget,
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hiſtoriſchen ſachen koͤnte ich die anfuͤhrung aller
umſtaͤnde in einer that, der gelegenheit dazu
und dergleichen, interpretationem hiſtoricam
nennen. Die interpretatio Philoſophica aber
begreifft nach ihrem rechten begriff zugleich al-
les, was ich von denen erlaͤuterungen der ſache
aus ſich ſelbſt, ſie deutlich zu machen herfuͤr-
bringe.
§. 8. Jch kan eine ſache erlaͤutern, wann
ich die abſtracten und generalen begriffe, die
man von einer ſache machen kan, zuſammen
nehme, und als grund-ſaͤtze anſehe, daraus
mein ſatz oder obiectum flieſſet, und dieſes heiſ-
ſet man illuſtrationem a loco communi.
Z. e. Bey den obigen ſatz koͤnte ich folgende gedan-
cken haben: Einen menſchen, der des andern
teuffel iſt, darf ich wohl fuͤr keinen engel hal-
ten: was mir ſchadet, dafuͤr huͤte ich mich
billich: ꝛc. Am beſten aber laͤſt ſich dieſe art der
erlaͤuterung, bey hiſtorien und ſolchen ſachen ap-
pliciren, die nicht eben ſehr abſtract ſind.
§. 9. Jngleichen iſt dieſes eine art der erlaͤu-
terung, wann ich aus einem ſatze ſchluͤſſe ziehe.
und alſo dadurch deutlich die wuͤrckungen und
application einer ſache fuͤrſtelle, wodurch ich
zugleich dieſelbe nach meinen abſichten beleuch-
ten kan, und dieſes bemercket man mit der illu-
ſtratione a conſectario.
Z. e. Bey obigen themate ſage ich: Denn ein
falſcher ſuchet mich entweder zu nutzen, oder
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/125>, abgerufen am 27.07.2024.
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