der vornehme, gelehrte, reiche, und aller pöbe[l] für was besonderes halte.
§. 7. Aufmercksamkeit erreget man bey dem zuhörer, durch einen ordentlichen, deutli- chen, kurtzen, leichten, angenehmen fürtrag; wann man erinnert, daß man wichtige sachen zu proponiren habe, die des zuhörers wohlfarth und interesse betreffen: daß man rechte ge- heimnisse, kunstgriffe, res momentosas, die man sonst nicht so gemein mache, fürbringen wolle; wenn man seine sachen in bildern gleichnissen, exempeln, argutien, ungewöhn- lichen figuren, wünschen, bitten einschliest; wann man gleichsam die gedancken des zuhö- rers aufsuchet, selbige zu errathen meinet, zweiffelhaftig machet; die rede auf gantz spe- cielle umstände führet, die der zuhörer nicht leicht vermuthet; also nicht zu subtile, weither- geholte weitläuftige, dunckele, verworrene, mit limitationibus, propositionibus incidentibus, digreßionibus distrahirte sachen, fürträgt; noch einen schläffrigen stilum und fürtrag gebrau- chet etc.
Es kommt hier am meisten darauf an, daß man den zuhörer curiös macht. Bey den windma- chern heist es hernach zuletzt: coruos delusit hi- antes, et mundus vult decipi.Schuppius hat die fehler, welche hiebey fürgehen, in etlichen reden artig fürgestellet. Hl. Hoffrath Mencke hat ebenfalls die marcktschreyerey der gelehrten hiebey, und Lilienthal in seinem Machiauelli- smo litterario recht artig abgeschildert. Ein vernünftiger redner kan, bey dem verderbten
ge
von bewegungs-gruͤnden.
der vornehme, gelehrte, reiche, und aller poͤbe[l] fuͤr was beſonderes halte.
§. 7. Aufmerckſamkeit erreget man bey dem zuhoͤrer, durch einen ordentlichen, deutli- chen, kurtzen, leichten, angenehmen fuͤrtrag; wann man erinnert, daß man wichtige ſachen zu proponiren habe, die des zuhoͤrers wohlfarth und intereſſe betreffen: daß man rechte ge- heimniſſe, kunſtgriffe, res momentoſas, die man ſonſt nicht ſo gemein mache, fuͤrbringen wolle; wenn man ſeine ſachen in bildern gleichniſſen, exempeln, argutien, ungewoͤhn- lichen figuren, wuͤnſchen, bitten einſchlieſt; wann man gleichſam die gedancken des zuhoͤ- rers aufſuchet, ſelbige zu errathen meinet, zweiffelhaftig machet; die rede auf gantz ſpe- cielle umſtaͤnde fuͤhret, die der zuhoͤrer nicht leicht vermuthet; alſo nicht zu ſubtile, weither- geholte weitlaͤuftige, dunckele, verworrene, mit limitationibus, propoſitionibus incidentibus, digreßionibus diſtrahirte ſachen, fuͤrtraͤgt; noch einen ſchlaͤffrigen ſtilum und fuͤrtrag gebrau- chet ꝛc.
Es kommt hier am meiſten darauf an, daß man den zuhoͤrer curioͤs macht. Bey den windma- chern heiſt es hernach zuletzt: coruos deluſit hi- antes, et mundus vult decipi.Schuppius hat die fehler, welche hiebey fuͤrgehen, in etlichen reden artig fuͤrgeſtellet. Hl. Hoffrath Mencke hat ebenfalls die marcktſchreyerey der gelehrten hiebey, und Lilienthal in ſeinem Machiauelli- ſmo litterario recht artig abgeſchildert. Ein vernuͤnftiger redner kan, bey dem verderbten
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von bewegungs-gruͤnden.
der vornehme, gelehrte, reiche, und aller poͤbel
fuͤr was beſonderes halte.
§. 7. Aufmerckſamkeit erreget man bey
dem zuhoͤrer, durch einen ordentlichen, deutli-
chen, kurtzen, leichten, angenehmen fuͤrtrag;
wann man erinnert, daß man wichtige ſachen
zu proponiren habe, die des zuhoͤrers wohlfarth
und intereſſe betreffen: daß man rechte ge-
heimniſſe, kunſtgriffe, res momentoſas, die
man ſonſt nicht ſo gemein mache, fuͤrbringen
wolle; wenn man ſeine ſachen in bildern
gleichniſſen, exempeln, argutien, ungewoͤhn-
lichen figuren, wuͤnſchen, bitten einſchlieſt;
wann man gleichſam die gedancken des zuhoͤ-
rers aufſuchet, ſelbige zu errathen meinet,
zweiffelhaftig machet; die rede auf gantz ſpe-
cielle umſtaͤnde fuͤhret, die der zuhoͤrer nicht
leicht vermuthet; alſo nicht zu ſubtile, weither-
geholte weitlaͤuftige, dunckele, verworrene, mit
limitationibus, propoſitionibus incidentibus,
digreßionibus diſtrahirte ſachen, fuͤrtraͤgt; noch
einen ſchlaͤffrigen ſtilum und fuͤrtrag gebrau-
chet ꝛc.
Es kommt hier am meiſten darauf an, daß man
den zuhoͤrer curioͤs macht. Bey den windma-
chern heiſt es hernach zuletzt: coruos deluſit hi-
antes, et mundus vult decipi. Schuppius hat die
fehler, welche hiebey fuͤrgehen, in etlichen reden
artig fuͤrgeſtellet. Hl. Hoffrath Mencke hat
ebenfalls die marcktſchreyerey der gelehrten
hiebey, und Lilienthal in ſeinem Machiauelli-
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/144>, abgerufen am 30.11.2024.
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