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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von bewegungs-gründen.
der vornehme, gelehrte, reiche, und aller pöbe[l]
für was besonderes halte.

§. 7. Aufmercksamkeit erreget man bey
dem zuhörer, durch einen ordentlichen, deutli-
chen, kurtzen, leichten, angenehmen fürtrag;
wann man erinnert, daß man wichtige sachen
zu proponiren habe, die des zuhörers wohlfarth
und interesse betreffen: daß man rechte ge-
heimnisse, kunstgriffe, res momentosas, die
man sonst nicht so gemein mache, fürbringen
wolle; wenn man seine sachen in bildern
gleichnissen, exempeln, argutien, ungewöhn-
lichen figuren, wünschen, bitten einschliest;
wann man gleichsam die gedancken des zuhö-
rers aufsuchet, selbige zu errathen meinet,
zweiffelhaftig machet; die rede auf gantz spe-
cielle umstände führet, die der zuhörer nicht
leicht vermuthet; also nicht zu subtile, weither-
geholte weitläuftige, dunckele, verworrene, mit
limitationibus, propositionibus incidentibus,
digreßionibus distrahirte sachen, fürträgt; noch
einen schläffrigen stilum und fürtrag gebrau-
chet etc.

Es kommt hier am meisten darauf an, daß man
den zuhörer curiös macht. Bey den windma-
chern heist es hernach zuletzt: coruos delusit hi-
antes, et mundus vult decipi.
Schuppius hat die
fehler, welche hiebey fürgehen, in etlichen reden
artig fürgestellet. Hl. Hoffrath Mencke hat
ebenfalls die marcktschreyerey der gelehrten
hiebey, und Lilienthal
in seinem Machiauelli-
smo litterario
recht artig abgeschildert. Ein
vernünftiger redner kan, bey dem verderbten
ge
von bewegungs-gruͤnden.
der vornehme, gelehrte, reiche, und aller poͤbe[l]
fuͤr was beſonderes halte.

§. 7. Aufmerckſamkeit erreget man bey
dem zuhoͤrer, durch einen ordentlichen, deutli-
chen, kurtzen, leichten, angenehmen fuͤrtrag;
wann man erinnert, daß man wichtige ſachen
zu proponiren habe, die des zuhoͤrers wohlfarth
und intereſſe betreffen: daß man rechte ge-
heimniſſe, kunſtgriffe, res momentoſas, die
man ſonſt nicht ſo gemein mache, fuͤrbringen
wolle; wenn man ſeine ſachen in bildern
gleichniſſen, exempeln, argutien, ungewoͤhn-
lichen figuren, wuͤnſchen, bitten einſchlieſt;
wann man gleichſam die gedancken des zuhoͤ-
rers aufſuchet, ſelbige zu errathen meinet,
zweiffelhaftig machet; die rede auf gantz ſpe-
cielle umſtaͤnde fuͤhret, die der zuhoͤrer nicht
leicht vermuthet; alſo nicht zu ſubtile, weither-
geholte weitlaͤuftige, dunckele, verworrene, mit
limitationibus, propoſitionibus incidentibus,
digreßionibus diſtrahirte ſachen, fuͤrtraͤgt; noch
einen ſchlaͤffrigen ſtilum und fuͤrtrag gebrau-
chet ꝛc.

Es kommt hier am meiſten darauf an, daß man
den zuhoͤrer curioͤs macht. Bey den windma-
chern heiſt es hernach zuletzt: coruos deluſit hi-
antes, et mundus vult decipi.
Schuppius hat die
fehler, welche hiebey fuͤrgehen, in etlichen reden
artig fuͤrgeſtellet. Hl. Hoffrath Mencke hat
ebenfalls die marcktſchreyerey der gelehrten
hiebey, und Lilienthal
in ſeinem Machiauelli-
ſmo litterario
recht artig abgeſchildert. Ein
vernuͤnftiger redner kan, bey dem verderbten
ge
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[126/0144] von bewegungs-gruͤnden. der vornehme, gelehrte, reiche, und aller poͤbel fuͤr was beſonderes halte. §. 7. Aufmerckſamkeit erreget man bey dem zuhoͤrer, durch einen ordentlichen, deutli- chen, kurtzen, leichten, angenehmen fuͤrtrag; wann man erinnert, daß man wichtige ſachen zu proponiren habe, die des zuhoͤrers wohlfarth und intereſſe betreffen: daß man rechte ge- heimniſſe, kunſtgriffe, res momentoſas, die man ſonſt nicht ſo gemein mache, fuͤrbringen wolle; wenn man ſeine ſachen in bildern gleichniſſen, exempeln, argutien, ungewoͤhn- lichen figuren, wuͤnſchen, bitten einſchlieſt; wann man gleichſam die gedancken des zuhoͤ- rers aufſuchet, ſelbige zu errathen meinet, zweiffelhaftig machet; die rede auf gantz ſpe- cielle umſtaͤnde fuͤhret, die der zuhoͤrer nicht leicht vermuthet; alſo nicht zu ſubtile, weither- geholte weitlaͤuftige, dunckele, verworrene, mit limitationibus, propoſitionibus incidentibus, digreßionibus diſtrahirte ſachen, fuͤrtraͤgt; noch einen ſchlaͤffrigen ſtilum und fuͤrtrag gebrau- chet ꝛc. Es kommt hier am meiſten darauf an, daß man den zuhoͤrer curioͤs macht. Bey den windma- chern heiſt es hernach zuletzt: coruos deluſit hi- antes, et mundus vult decipi. Schuppius hat die fehler, welche hiebey fuͤrgehen, in etlichen reden artig fuͤrgeſtellet. Hl. Hoffrath Mencke hat ebenfalls die marcktſchreyerey der gelehrten hiebey, und Lilienthal in ſeinem Machiauelli- ſmo litterario recht artig abgeſchildert. Ein vernuͤnftiger redner kan, bey dem verderbten ge

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/144>, abgerufen am 30.11.2024.