Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
von bewegungs-gründen.
ansehung ihres standes, erfahrung, mittel, de-
rer sie sich bedienen und s. f. a.

§. 12. Den ehrgeitzigen schwatzt man vom
honesto für; daß sie auf solche art, falls sie
unsern fürstellungen gehör geben, andern ei-
nen concept ihrer gottesfurcht, honnettete,
klugheit, und daher besondere veneration für
sie, inspiriren würden; daß es allezeit ein zei-
chen von etwas grossem sey, so sie verewige; bey
allen in guten andencken setze; nur etwas geld
koste und solches doch reichlich wieder einbrin-
ge; vieler anderer bemühung übertreffe; sie
formidable und angesehen mache; bloß ihren
verdiensten, hertzhaftigkeit, geschicklichkeit, con-
duite, wissenschaft etc. zugeschrieben werde; etc.

Hiebey muß man, ebenfalls, auf die absichten
eines ehrgeitzigen, und die unterschiedenen ar-
ten der ehrgeitzigen, seine gedancken und grün-
de richten.

§. 13. Denen wollüstigen redet man von
lauter delicaten, charmanten, angenehmen,
süssen sachen für; wie unser obiectum leib und
gemüth ergötze; alle sinnen vergnüge; uns
beliebt, galant, gesund, immer frisch, starck,
schön, biß zu einem hohen alter, ohne mühe ar-
beit und sorgen, in ruhe und frieden erhalte;
uns viel freunde mache; uns in den stand setze
unsern endzweck zu erhalten auf allerhand wei-
se, ohne die geringste schwierigkeit; uns zu di-
vertiren; andern armen leuten zu dienen;
danckbar zu seyn; in allerhand angenehme
conversation zu kommen; etc.


Alles
J 2
von bewegungs-gruͤnden.
anſehung ihres ſtandes, erfahrung, mittel, de-
rer ſie ſich bedienen und ſ. f. a.

§. 12. Den ehrgeitzigen ſchwatzt man vom
honeſto fuͤr; daß ſie auf ſolche art, falls ſie
unſern fuͤrſtellungen gehoͤr geben, andern ei-
nen concept ihrer gottesfurcht, honnettete,
klugheit, und daher beſondere veneration fuͤr
ſie, inſpiriren wuͤrden; daß es allezeit ein zei-
chen von etwas groſſem ſey, ſo ſie verewige; bey
allen in guten andencken ſetze; nur etwas geld
koſte und ſolches doch reichlich wieder einbrin-
ge; vieler anderer bemuͤhung uͤbertreffe; ſie
formidable und angeſehen mache; bloß ihren
verdienſten, hertzhaftigkeit, geſchicklichkeit, con-
duite, wiſſenſchaft ꝛc. zugeſchrieben werde; ꝛc.

Hiebey muß man, ebenfalls, auf die abſichten
eines ehrgeitzigen, und die unterſchiedenen ar-
ten der ehrgeitzigen, ſeine gedancken und gruͤn-
de richten.

§. 13. Denen wolluͤſtigen redet man von
lauter delicaten, charmanten, angenehmen,
ſuͤſſen ſachen fuͤr; wie unſer obiectum leib und
gemuͤth ergoͤtze; alle ſinnen vergnuͤge; uns
beliebt, galant, geſund, immer friſch, ſtarck,
ſchoͤn, biß zu einem hohen alter, ohne muͤhe ar-
beit und ſorgen, in ruhe und frieden erhalte;
uns viel freunde mache; uns in den ſtand ſetze
unſern endzweck zu erhalten auf allerhand wei-
ſe, ohne die geringſte ſchwierigkeit; uns zu di-
vertiren; andern armen leuten zu dienen;
danckbar zu ſeyn; in allerhand angenehme
converſation zu kommen; ꝛc.


Alles
J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item><pb facs="#f0149" n="131"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von                                     bewegungs-gru&#x0364;nden.</hi></fw><lb/>
an&#x017F;ehung ihres                             &#x017F;tandes, erfahrung, mittel, de-<lb/>
rer &#x017F;ie &#x017F;ich                             bedienen und &#x017F;. f. a.</item>
          </list><lb/>
          <p>§. 12. Den <hi rendition="#fr">ehrgeitzigen</hi> &#x017F;chwatzt man vom<lb/>
hone&#x017F;to fu&#x0364;r; daß &#x017F;ie auf &#x017F;olche art, falls                         &#x017F;ie<lb/>
un&#x017F;ern fu&#x0364;r&#x017F;tellungen geho&#x0364;r                         geben, andern ei-<lb/>
nen concept ihrer gottesfurcht, honnettete,<lb/>
klugheit, und daher be&#x017F;ondere veneration fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ie,                         in&#x017F;piriren wu&#x0364;rden; daß es allezeit ein zei-<lb/>
chen von                         etwas gro&#x017F;&#x017F;em &#x017F;ey, &#x017F;o &#x017F;ie verewige;                         bey<lb/>
allen in guten andencken &#x017F;etze; nur etwas geld<lb/>
ko&#x017F;te und &#x017F;olches doch reichlich wieder einbrin-<lb/>
ge;                         vieler anderer bemu&#x0364;hung u&#x0364;bertreffe; &#x017F;ie<lb/>
formidable und ange&#x017F;ehen mache; bloß ihren<lb/>
verdien&#x017F;ten,                         hertzhaftigkeit, ge&#x017F;chicklichkeit, con-<lb/>
duite,                         wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft &#xA75B;c. zuge&#x017F;chrieben werde;                         &#xA75B;c.</p><lb/>
          <list>
            <item>Hiebey muß man, ebenfalls, auf die ab&#x017F;ichten<lb/>
eines                             ehrgeitzigen, und die unter&#x017F;chiedenen ar-<lb/>
ten der                             ehrgeitzigen, &#x017F;eine gedancken und gru&#x0364;n-<lb/>
de                             richten.</item>
          </list><lb/>
          <p>§. 13. Denen <hi rendition="#fr">wollu&#x0364;&#x017F;tigen</hi> redet man                         von<lb/>
lauter delicaten, charmanten, angenehmen,<lb/>
&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;achen fu&#x0364;r; wie                         un&#x017F;er obiectum leib und<lb/>
gemu&#x0364;th ergo&#x0364;tze; alle                         &#x017F;innen vergnu&#x0364;ge; uns<lb/>
beliebt, galant, ge&#x017F;und,                         immer fri&#x017F;ch, &#x017F;tarck,<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n, biß zu einem                         hohen alter, ohne mu&#x0364;he ar-<lb/>
beit und &#x017F;orgen, in ruhe und                         frieden erhalte;<lb/>
uns viel freunde mache; uns in den &#x017F;tand                         &#x017F;etze<lb/>
un&#x017F;ern endzweck zu erhalten auf allerhand wei-<lb/>
&#x017F;e, ohne die gering&#x017F;te &#x017F;chwierigkeit; uns zu di-<lb/>
vertiren; andern armen leuten zu dienen;<lb/>
danckbar zu &#x017F;eyn; in                         allerhand angenehme<lb/>
conver&#x017F;ation zu kommen; &#xA75B;c.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">J 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Alles</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0149] von bewegungs-gruͤnden. anſehung ihres ſtandes, erfahrung, mittel, de- rer ſie ſich bedienen und ſ. f. a. §. 12. Den ehrgeitzigen ſchwatzt man vom honeſto fuͤr; daß ſie auf ſolche art, falls ſie unſern fuͤrſtellungen gehoͤr geben, andern ei- nen concept ihrer gottesfurcht, honnettete, klugheit, und daher beſondere veneration fuͤr ſie, inſpiriren wuͤrden; daß es allezeit ein zei- chen von etwas groſſem ſey, ſo ſie verewige; bey allen in guten andencken ſetze; nur etwas geld koſte und ſolches doch reichlich wieder einbrin- ge; vieler anderer bemuͤhung uͤbertreffe; ſie formidable und angeſehen mache; bloß ihren verdienſten, hertzhaftigkeit, geſchicklichkeit, con- duite, wiſſenſchaft ꝛc. zugeſchrieben werde; ꝛc. Hiebey muß man, ebenfalls, auf die abſichten eines ehrgeitzigen, und die unterſchiedenen ar- ten der ehrgeitzigen, ſeine gedancken und gruͤn- de richten. §. 13. Denen wolluͤſtigen redet man von lauter delicaten, charmanten, angenehmen, ſuͤſſen ſachen fuͤr; wie unſer obiectum leib und gemuͤth ergoͤtze; alle ſinnen vergnuͤge; uns beliebt, galant, geſund, immer friſch, ſtarck, ſchoͤn, biß zu einem hohen alter, ohne muͤhe ar- beit und ſorgen, in ruhe und frieden erhalte; uns viel freunde mache; uns in den ſtand ſetze unſern endzweck zu erhalten auf allerhand wei- ſe, ohne die geringſte ſchwierigkeit; uns zu di- vertiren; andern armen leuten zu dienen; danckbar zu ſeyn; in allerhand angenehme converſation zu kommen; ꝛc. Alles J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/149
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/149>, abgerufen am 30.11.2024.