ALles was in unserm gemüthe fürge- het, es mögen nun gedancken seyn, die wir im verstande von einem ob- iecto fassen, oder regungen, welche wir in un- serm willen dabey empfinden, können wir durch sinnliche zeichen, mit welchen die idee der sache durch den gebrauch verknüpfet, und un- ter welchen sie bekannt ist, von uns geben und andern menschen, mit denen wir umgehen, mittheilen. Wann wir auf diese weise nun bemühet sind, die in unserm gemüthe entworf- fene bildungen, in das gemüth anderer einzu- prägen, so heist dann dieses bey denen menschen der ausdruck der gedancken.a)
a) Bey diesem cap. s. Lamil' art de parler & per- suader.
§. 2. Da sich alles unserm verstande durch äusserliche sinnliche zeichen darstellet, und durch selbige in uns gedancken und neigungen erreget, so können wir auch alles, so bald uns nur solche sinnliche zeichen bekannt werden, ausdrucken. Die gantze natur druckt sich selbst durch sinnli- che zeichen aus und die mahlerey folgt ihrer art, durch nachmachung der an ihr befindlichen zei- chena) Die belebten creaturen, haben über dieses, ein vermögen, durch ihre bewegung und einen besondern laut, die sinnliche zeichen der natur auszudrucken und auch die bey denen sa- chen inihnen entstandene regungen fürzustellen. b) Der mensch hat endlich eine fürtrefliche fä- higkeit, durch die stimme und rede, alle sinnliche
zei-
von dem ausdruck
ALles was in unſerm gemuͤthe fuͤrge- het, es moͤgen nun gedancken ſeyn, die wir im verſtande von einem ob- iecto faſſen, oder regungen, welche wir in un- ſerm willen dabey empfinden, koͤnnen wir durch ſinnliche zeichen, mit welchen die idee der ſache durch den gebrauch verknuͤpfet, und un- ter welchen ſie bekannt iſt, von uns geben und andern menſchen, mit denen wir umgehen, mittheilen. Wann wir auf dieſe weiſe nun bemuͤhet ſind, die in unſerm gemuͤthe entworf- fene bildungen, in das gemuͤth anderer einzu- praͤgen, ſo heiſt dann dieſes bey denen menſchen der ausdruck der gedancken.a)
a) Bey dieſem cap. ſ. Lamil’ art de parler & per- ſuader.
§. 2. Da ſich alles unſerm verſtande durch aͤuſſerliche ſinnliche zeichen darſtellet, und durch ſelbige in uns gedancken und neigungen erreget, ſo koͤnnen wir auch alles, ſo bald uns nur ſolche ſinnliche zeichen bekannt werden, ausdrucken. Die gantze natur druckt ſich ſelbſt durch ſinnli- che zeichen aus und die mahlerey folgt ihrer art, durch nachmachung der an ihr befindlichen zei- chena) Die belebten creaturen, haben uͤber dieſes, ein vermoͤgen, durch ihre bewegung und einen beſondern laut, die ſinnliche zeichen der natur auszudrucken und auch die bey denen ſa- chen inihnen entſtandene ꝛegungen fuͤꝛzuſtellen. b) Der menſch hat endlich eine fuͤrtrefliche faͤ- higkeit, durch die ſtimme und rede, alle ſinnliche
zei-
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von dem ausdruck
ALles was in unſerm gemuͤthe fuͤrge-
het, es moͤgen nun gedancken ſeyn,
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iecto faſſen, oder regungen, welche wir in un-
ſerm willen dabey empfinden, koͤnnen wir
durch ſinnliche zeichen, mit welchen die idee der
ſache durch den gebrauch verknuͤpfet, und un-
ter welchen ſie bekannt iſt, von uns geben und
andern menſchen, mit denen wir umgehen,
mittheilen. Wann wir auf dieſe weiſe nun
bemuͤhet ſind, die in unſerm gemuͤthe entworf-
fene bildungen, in das gemuͤth anderer einzu-
praͤgen, ſo heiſt dann dieſes bey denen menſchen
der ausdruck der gedancken.
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a⁾ Bey dieſem cap. ſ. Lami l’ art de parler & per-
ſuader.
§. 2. Da ſich alles unſerm verſtande durch
aͤuſſerliche ſinnliche zeichen darſtellet, und durch
ſelbige in uns gedancken und neigungen erreget,
ſo koͤnnen wir auch alles, ſo bald uns nur ſolche
ſinnliche zeichen bekannt werden, ausdrucken.
Die gantze natur druckt ſich ſelbſt durch ſinnli-
che zeichen aus und die mahlerey folgt ihrer art,
durch nachmachung der an ihr befindlichen zei-
chen
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Die belebten creaturen, haben uͤber
dieſes, ein vermoͤgen, durch ihre bewegung und
einen beſondern laut, die ſinnliche zeichen der
natur auszudrucken und auch die bey denen ſa-
chen inihnen entſtandene ꝛegungen fuͤꝛzuſtellen.
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/160>, abgerufen am 28.11.2024.
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