Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.von dem ausdruck hätte, wann ich spräche, der genie der Teut-schen, Lateinischen und Griechischen sprache, di- stinguire sich darinn fast von allen sprachen, daß man in diesen dreyen benannten, allen fürkom- menden obiectis gemäß reden und sich ausdru- cken könne? Z. e. im Frantzöschen solte es mei- nes bedünckens schwerer fallen, einen solchen sti- lum sublimem herauszubringen, bey einem ho- hen subiecto, als man wohl im Teutschen zu prä- stiren geschickt wäre. Ja wann ich mich nicht etwan aus g[r]osser liebe zu meiner mutter-sprache irre, so dünckt mir, die Teutsche sprache übertref- fe auch hierinn die Griechische und Lateinische- daß sie sich eher als diese beyden in allerhand, denen obiectis gemässe formen, giessen lasse, Deßwegen wundere ich mich manchmahl, daß die Teutschen ihre eigene sprache so verächtlich tractiren, Z. e. warum haben wir Professores der Griechischen und Lateinischen sprache und nicht auch der Teutschen? warum haben wir nur Lateinische und Griechische, nicht aber auch Teutsche auctores claßicos und sprachmeister? etc. S. Thomasii Cautelen VII. 23. g) Ohngeachtet die sprachen allerdings sehr von einander differiren, so wird man doch in vielen stücken eine artige harmonie unter ihnen spüh- ren, welches nicht wohl anders seyn kan, da wir sie alle einem Schöpfer und urheber zu dancken, da die natur allen menschen einerley arten von organis, den laut zu formiren und zu verändern gegeben. S. G. Leopoldi Ponati anleitung zur harmonie der sprachen, Braunschweig- 1712. 8. Morhoffs Polyh. I. IIII. III. 8. 9. Jch dächte, wann wir unsere muttersprache zu aller förderst recht lernten, und hernach, vermittelst der harmonie und discrepantz derselben mit an- dern sprachen, auf die erlernung; anderer spra- von dem ausdruck haͤtte, wann ich ſpraͤche, der genie der Teut-ſchen, Lateiniſchen und Griechiſchen ſprache, di- ſtinguire ſich darinn faſt von allen ſprachen, daß man in dieſen dreyen benannten, allen fuͤrkom- menden obiectis gemaͤß reden und ſich ausdru- cken koͤnne? Z. e. im Frantzoͤſchen ſolte es mei- nes beduͤnckens ſchwerer fallen, einen ſolchen ſti- lum ſublimem herauszubringen, bey einem ho- hen ſubiecto, als man wohl im Teutſchen zu praͤ- ſtiren geſchickt waͤre. Ja wann ich mich nicht etwan aus g[r]oſſer liebe zu meiner mutter-ſprache irre, ſo duͤnckt mir, die Teutſche ſprache uͤbertref- fe auch hierinn die Griechiſche und Lateiniſche- daß ſie ſich eher als dieſe beyden in allerhand, denen obiectis gemaͤſſe formen, gieſſen laſſe, Deßwegen wundere ich mich manchmahl, daß die Teutſchen ihre eigene ſprache ſo veraͤchtlich tractiren, Z. e. warum haben wir Profeſſores der Griechiſchen und Lateiniſchen ſprache und nicht auch der Teutſchen? warum haben wir nur Lateiniſche und Griechiſche, nicht aber auch Teutſche auctores claßicos und ſprachmeiſter? ꝛc. S. Thomaſii Cautelen VII. 23. g) Ohngeachtet die ſprachen allerdings ſehr von einander differiren, ſo wird man doch in vielen ſtuͤcken eine artige harmonie unter ihnen ſpuͤh- ren, welches nicht wohl anders ſeyn kan, da wir ſie alle einem Schoͤpfer und urheber zu dancken, da die natur allen menſchen einerley arten von organis, den laut zu formiren und zu veraͤndern gegeben. S. G. Leopoldi Ponati anleitung zur harmonie der ſprachen, Braunſchweig- 1712. 8. Morhoffs Polyh. I. IIII. III. 8. 9. Jch daͤchte, wann wir unſere mutterſprache zu aller foͤrderſt recht lernten, und hernach, vermittelſt der harmonie und diſcrepantz derſelben mit an- dern ſprachen, auf die erlernung; anderer ſpra- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <note xml:id="note-f-4" prev="#notefn-f-4" place="end" n="f)"><pb facs="#f0168" n="150"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von dem ausdruck</hi></fw><lb/> haͤtte, wann ich ſpraͤche, der genie der Teut-<lb/> ſchen, Lateiniſchen und Griechiſchen ſprache, di-<lb/> ſtinguire ſich darinn faſt von allen ſprachen, daß<lb/> man in dieſen dreyen benannten, allen fuͤrkom-<lb/> menden obiectis gemaͤß reden und ſich ausdru-<lb/> cken koͤnne? 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von dem ausdruck
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haͤtte, wann ich ſpraͤche, der genie der Teut-
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ſtinguire ſich darinn faſt von allen ſprachen, daß
man in dieſen dreyen benannten, allen fuͤrkom-
menden obiectis gemaͤß reden und ſich ausdru-
cken koͤnne? Z. e. im Frantzoͤſchen ſolte es mei-
nes beduͤnckens ſchwerer fallen, einen ſolchen ſti-
lum ſublimem herauszubringen, bey einem ho-
hen ſubiecto, als man wohl im Teutſchen zu praͤ-
ſtiren geſchickt waͤre. Ja wann ich mich nicht
etwan aus groſſer liebe zu meiner mutter-ſprache
irre, ſo duͤnckt mir, die Teutſche ſprache uͤbertref-
fe auch hierinn die Griechiſche und Lateiniſche-
daß ſie ſich eher als dieſe beyden in allerhand,
denen obiectis gemaͤſſe formen, gieſſen laſſe,
Deßwegen wundere ich mich manchmahl, daß
die Teutſchen ihre eigene ſprache ſo veraͤchtlich
tractiren, Z. e. warum haben wir Profeſſores der
Griechiſchen und Lateiniſchen ſprache und nicht
auch der Teutſchen? warum haben wir nur
Lateiniſche und Griechiſche, nicht aber auch
Teutſche auctores claßicos und ſprachmeiſter?
ꝛc. S. Thomaſii Cautelen VII. 23.
g⁾ Ohngeachtet die ſprachen allerdings ſehr von
einander differiren, ſo wird man doch in vielen
ſtuͤcken eine artige harmonie unter ihnen ſpuͤh-
ren, welches nicht wohl anders ſeyn kan, da wir
ſie alle einem Schoͤpfer und urheber zu dancken,
da die natur allen menſchen einerley arten von
organis, den laut zu formiren und zu veraͤndern
gegeben. S. G. Leopoldi Ponati anleitung
zur harmonie der ſprachen, Braunſchweig-
1712. 8. Morhoffs Polyh. I. IIII. III. 8. 9. Jch
daͤchte, wann wir unſere mutterſprache zu aller
foͤrderſt recht lernten, und hernach, vermittelſt
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