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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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der gedancken.
g) Subiectum ist dasienige, wovon etwas gesagt
wird, präd[i]catum aber, was von einer sache ge-
sagt wird. Diesen unterschied mercke ich deß-
wegen an, weil man bey dem ausd[r]uck, die prä-
dicata allezeit nach denen sublectis accommodi-
ren muß, Z. e. es würde albern seyn, wann ich
spräche: es sind viel grillen in der Philoso-
phie,
und würde eben so klingen als wann ie-
mand sagte: es ist viel stroh im golde. Dann
von der Philosophie und vom golde, kan man
solche prädicata nicht geben. Mehrentheils
wird das Prädicatum zu einem neben wort ae-
macht, da dann eben dieses zu beobachten S.
oben not. d. und folgendes cap. 2.
h) Univoca haben eine idee und einen termi-
num,
dieses sind die besten, aber auch seltensten
worte, Z. e. GOtt, gnade, tugend, gelehrsam-
keit, wahrheit; äquivoca haben viel ideen und
nur einen terminum, Z. e ein fuchs, die rose, etc.

Also wenn ich einen nenne, virum beatae mem o-
riae, qui exspectat iudicium,
weil er noch lebt, da
bedeutet es gantz was anders, als wann ichs
ihm auf den leichen-stein setze, ingleichen, ein
wohlgezogner mensch
i. e. der auf der tortur
gewesen und der eine gute erziehung gehabt.
Es ist sonst ein unglück für die sprachen, wann sie
zu viel äquivoca haben und die redner solten
darauf bedacht seyn, durch einen accuraten aus-
druck und gebrauch der wörter, diesem unglück
abzuhelffen. Synonyma sind, wo ich eine ie-
dee
mit vielerley worten bemercken kan, Z. e.
wild, mutbig, unbändig, frech, der Z. e. Gott-
seelig, gottesfürchtig, tu[g]endhaftig,
oder Z. e.
propensio, amor, dilectio, beneuolentia, &c. Aus
dergleichen sucht der redner das beste aus, denn
ohngeachtet die haupt-idee einerley seyn möchte,
so könten doch wohl die neben-ideen eins nach-
drücklicher machen als das andere.
i) Siehe unten §. 17.

k)
der gedancken.
g) Subiectum iſt dasienige, wovon etwas geſagt
wird, praͤd[i]catum aber, was von einer ſache ge-
ſagt wird. Dieſen unterſchied mercke ich deß-
wegen an, weil man bey dem ausd[r]uck, die praͤ-
dicata allezeit nach denen ſublectis accommodi-
ren muß, Z. e. es wuͤrde albern ſeyn, wann ich
ſpraͤche: es ſind viel grillen in der Philoſo-
phie,
und wuͤrde eben ſo klingen als wann ie-
mand ſagte: es iſt viel ſtroh im golde. Dann
von der Philoſophie und vom golde, kan man
ſolche praͤdicata nicht geben. Mehrentheils
wird das Praͤdicatum zu einem neben wort ae-
macht, da dann eben dieſes zu beobachten S.
oben not. d. und folgendes cap. 2.
h) Univoca haben eine idee und einen termi-
num,
dieſes ſind die beſten, aber auch ſeltenſten
worte, Z. e. GOtt, gnade, tugend, gelehrſam-
keit, wahrheit; aͤquivoca haben viel ideen und
nur einen terminum, Z. e ein fuchs, die roſe, ꝛc.

Alſo wenn ich einen nenne, virum beatae mem o-
riae, qui exſpectat iudicium,
weil er noch lebt, da
bedeutet es gantz was anders, als wann ichs
ihm auf den leichen-ſtein ſetze, ingleichen, ein
wohlgezogner menſch
i. e. der auf der tortur
geweſen und der eine gute erziehung gehabt.
Es iſt ſonſt ein ungluͤck fuͤr die ſprachen, wann ſie
zu viel aͤquivoca haben und die redner ſolten
darauf bedacht ſeyn, durch einen accuraten aus-
druck und gebrauch der woͤrter, dieſem ungluͤck
abzuhelffen. Synonyma ſind, wo ich eine ie-
dee
mit vielerley worten bemercken kan, Z. e.
wild, mutbig, unbaͤndig, frech, der Z. e. Gott-
ſeelig, gottesfuͤrchtig, tu[g]endhaftig,
oder Z. e.
propenſio, amor, dilectio, beneuolentia, &c. Aus
dergleichen ſucht der redner das beſte aus, denn
ohngeachtet die haupt-idee einerley ſeyn moͤchte,
ſo koͤnten doch wohl die neben-ideen eins nach-
druͤcklicher machen als das andere.
i) Siehe unten §. 17.

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[159/0177] der gedancken. g⁾ Subiectum iſt dasienige, wovon etwas geſagt wird, praͤdicatum aber, was von einer ſache ge- ſagt wird. Dieſen unterſchied mercke ich deß- wegen an, weil man bey dem ausdruck, die praͤ- dicata allezeit nach denen ſublectis accommodi- ren muß, Z. e. es wuͤrde albern ſeyn, wann ich ſpraͤche: es ſind viel grillen in der Philoſo- phie, und wuͤrde eben ſo klingen als wann ie- mand ſagte: es iſt viel ſtroh im golde. Dann von der Philoſophie und vom golde, kan man ſolche praͤdicata nicht geben. Mehrentheils wird das Praͤdicatum zu einem neben wort ae- macht, da dann eben dieſes zu beobachten S. oben not. d. und folgendes cap. 2. h⁾ Univoca haben eine idee und einen termi- num, dieſes ſind die beſten, aber auch ſeltenſten worte, Z. e. GOtt, gnade, tugend, gelehrſam- keit, wahrheit; aͤquivoca haben viel ideen und nur einen terminum, Z. e ein fuchs, die roſe, ꝛc. Alſo wenn ich einen nenne, virum beatae mem o- riae, qui exſpectat iudicium, weil er noch lebt, da bedeutet es gantz was anders, als wann ichs ihm auf den leichen-ſtein ſetze, ingleichen, ein wohlgezogner menſch i. e. der auf der tortur geweſen und der eine gute erziehung gehabt. Es iſt ſonſt ein ungluͤck fuͤr die ſprachen, wann ſie zu viel aͤquivoca haben und die redner ſolten darauf bedacht ſeyn, durch einen accuraten aus- druck und gebrauch der woͤrter, dieſem ungluͤck abzuhelffen. Synonyma ſind, wo ich eine ie- dee mit vielerley worten bemercken kan, Z. e. wild, mutbig, unbaͤndig, frech, der Z. e. Gott- ſeelig, gottesfuͤrchtig, tugendhaftig, oder Z. e. propenſio, amor, dilectio, beneuolentia, &c. Aus dergleichen ſucht der redner das beſte aus, denn ohngeachtet die haupt-idee einerley ſeyn moͤchte, ſo koͤnten doch wohl die neben-ideen eins nach- druͤcklicher machen als das andere. i⁾ Siehe unten §. 17. k)

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/177>, abgerufen am 27.11.2024.