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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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der gedancken.

§. 14. Weil aber der universelle gebrauch
sich mehr um den ausdruck sensueller dinge, und
um die hauptidee der worte, als um abstracta
und um die neben ideen bekümmert, so haben
gelehrte und polite leute, von demselben abge-
hen, und einen particularen gebrauch unter
sich einführen müssen, und daher ist der gelehr-
te und der galante gebrauch entstanden. Der
gelehrte gebrauch
a) ist also eine überein-
stimmung der gelehrten,b) in dem ausdruck
derer abstracten dinge,c) und zeiget sich ent-
weder in erfindung neuer kunst-wörterd) oder
in determinirung der bereits erfundenen, aber
schwanckenden und unrichtigen wörter.e) Diesen zu erkennen und zu appliciren, muß
man den universellen gebrauch und die medi-
tation, doch diese mehr als ienen zu rathe zie-
hen.

a) Diesen hat Quinctilianus L. I. c. 6. genennet:
consuetudinem sermonis consensum eruditorum,
aber darinn hat er geirret, daß er hiedurch den
universellen verstanden. Den gelehrten ge-
brauch verderben mehrentheils die halbgelehr-
ten, welche mit ihren unreiffen gedancken, und
manchmahl zur unzeit und übelausgesonnenen
neuen wahrheiten, solche wörter herfürbringen,
die nichts heissen, und zuweilen ohne noth von
dem universellen gebrauch abgehen. Die Teut-
sche sprache hat sonderlich das unglück, da man
alle wissenschafften mit dem Scholastischen La-
tein verdorben, daß sie mit genauer noth, gelehr-
te sachen ohne einmischung Lateinischer kunst-
wörter fürtragen kan. Ja die Lateinische spra-
der gedancken.

§. 14. Weil aber der univerſelle gebrauch
ſich mehr um den ausdruck ſenſueller dinge, und
um die hauptidee der worte, als um abſtracta
und um die neben ideen bekuͤmmert, ſo haben
gelehrte und polite leute, von demſelben abge-
hen, und einen particularen gebrauch unter
ſich einfuͤhren muͤſſen, und daher iſt der gelehr-
te und der galante gebrauch entſtanden. Der
gelehrte gebrauch
a) iſt alſo eine uͤberein-
ſtimmung der gelehrten,b) in dem ausdruck
derer abſtracten dinge,c) und zeiget ſich ent-
weder in erfindung neuer kunſt-woͤrterd) oder
in determinirung der bereits erfundenen, aber
ſchwanckenden und unrichtigen woͤrter.e) Dieſen zu erkennen und zu appliciren, muß
man den univerſellen gebrauch und die medi-
tation, doch dieſe mehr als ienen zu rathe zie-
hen.

a) Dieſen hat Quinctilianus L. I. c. 6. genennet:
conſuetudinem ſermonis conſenſum eruditorum,
aber darinn hat er geirret, daß er hiedurch den
univerſellen verſtanden. Den gelehrten ge-
brauch verderben mehrentheils die halbgelehr-
ten, welche mit ihren unreiffen gedancken, und
manchmahl zur unzeit und uͤbelausgeſonnenen
neuen wahrheiten, ſolche woͤrter herfuͤrbringen,
die nichts heiſſen, und zuweilen ohne noth von
dem univerſellen gebrauch abgehen. Die Teut-
ſche ſprache hat ſonderlich das ungluͤck, da man
alle wiſſenſchafften mit dem Scholaſtiſchen La-
tein verdorben, daß ſie mit genauer noth, gelehr-
te ſachen ohne einmiſchung Lateiniſcher kunſt-
woͤrter fuͤrtragen kan. Ja die Lateiniſche ſpra-
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[175/0193] der gedancken. §. 14. Weil aber der univerſelle gebrauch ſich mehr um den ausdruck ſenſueller dinge, und um die hauptidee der worte, als um abſtracta und um die neben ideen bekuͤmmert, ſo haben gelehrte und polite leute, von demſelben abge- hen, und einen particularen gebrauch unter ſich einfuͤhren muͤſſen, und daher iſt der gelehr- te und der galante gebrauch entſtanden. Der gelehrte gebrauch a⁾ iſt alſo eine uͤberein- ſtimmung der gelehrten, b⁾ in dem ausdruck derer abſtracten dinge, c⁾ und zeiget ſich ent- weder in erfindung neuer kunſt-woͤrter d⁾ oder in determinirung der bereits erfundenen, aber ſchwanckenden und unrichtigen woͤrter. e⁾ Dieſen zu erkennen und zu appliciren, muß man den univerſellen gebrauch und die medi- tation, doch dieſe mehr als ienen zu rathe zie- hen. a⁾ Dieſen hat Quinctilianus L. I. c. 6. genennet: conſuetudinem ſermonis conſenſum eruditorum, aber darinn hat er geirret, daß er hiedurch den univerſellen verſtanden. Den gelehrten ge- brauch verderben mehrentheils die halbgelehr- ten, welche mit ihren unreiffen gedancken, und manchmahl zur unzeit und uͤbelausgeſonnenen neuen wahrheiten, ſolche woͤrter herfuͤrbringen, die nichts heiſſen, und zuweilen ohne noth von dem univerſellen gebrauch abgehen. Die Teut- ſche ſprache hat ſonderlich das ungluͤck, da man alle wiſſenſchafften mit dem Scholaſtiſchen La- tein verdorben, daß ſie mit genauer noth, gelehr- te ſachen ohne einmiſchung Lateiniſcher kunſt- woͤrter fuͤrtragen kan. Ja die Lateiniſche ſpra- che

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/193>, abgerufen am 26.11.2024.