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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von dem ausdruck
nische ins Teutsche, wie klingt das, wann ich
spreche: Monsieur oder Signor haben sie doch
die
bonte und a iustiren mein kleid un peu, ich
will für solche
complaisance mich bey ieder oc-
casion reconnoissant
aufführen, auch meine ob-
ligation reellement contesti
ren, an statt: Mei-
ster
oder mein Herr. mache er mir doch mein
kleid zu rechte, ich will mich dafür gebötiger
massen abfinden.
Zu wenig thun dieienigen,
welche dencken, sie vergeben ihrer hoheit etwas,
wann sie andere leute höflich tractiren, sich ge-
horsame diener
nennen, oder sonst einen bau-
er-stoltz affectiren wollen. Dieienigen sehen
endlich die sache wohl nicht recht ein, welche den
politen gebrauch, nach der bibel abmessen, wel-
che weil sie etwas grober complexion sind oder
sonst einen wunderlichen geschmack von dem po-
liten gebrauch und von der redlichkeit oder auf-
richtigkeit haben, und entweder alle complimen-
te und titul als sündlich oder als kennzeichen
der falschheit ausschreyen, oder wohl gar nach
dem universellen gebrauch und blossen wort-ver-
stande nehmen, z. e. es sagt iemand, er wolle
ihnen gerne dienen und gefälligkeiten erzei-
gen,
und sie prätendiren, er solle nun ihren la-
quais abgeben.
Hier heist es verba valent vt
nummi,
hingegen so lange man im universellen ge-
brauch bleibet heist es: verba sunt signa rerum.
Dem zu folge ist freylich der bauren ausdruck
der aufrichtigste.
e) Also muß man nicht das Lateinische nach der
Römischen bauren, das Frantzöische nach des
gemeinen volcks zu Pariß, das Teutsche nach des
pöbels ausdruck, aussprache und manier zu re-
den beurtheilen. Man muß auch nicht, wann
man eine sprache lernen will. selbige nach des
pöbels art zu reden, sich angewöhnen, z. e. wer
von dem ausdruck
niſche ins Teutſche, wie klingt das, wann ich
ſpreche: Monſieur oder Signor haben ſie doch
die
bonte und a iuſtiren mein kleid un peu, ich
will fuͤr ſolche
complaiſance mich bey ieder oc-
caſion reconnoiſſant
auffuͤhren, auch meine ob-
ligation reellement conteſti
ren, an ſtatt: Mei-
ſter
oder mein Herr. mache er mir doch mein
kleid zu rechte, ich will mich dafuͤr geboͤtiger
maſſen abfinden.
Zu wenig thun dieienigen,
welche dencken, ſie vergeben ihrer hoheit etwas,
wann ſie andere leute hoͤflich tractiren, ſich ge-
horſame diener
nennen, oder ſonſt einen bau-
er-ſtoltz affectiren wollen. Dieienigen ſehen
endlich die ſache wohl nicht recht ein, welche den
politen gebrauch, nach der bibel abmeſſen, wel-
che weil ſie etwas grober complexion ſind oder
ſonſt einen wunderlichen geſchmack von dem po-
liten gebrauch und von der redlichkeit oder auf-
richtigkeit haben, und entweder alle complimen-
te und titul als ſuͤndlich oder als kennzeichen
der falſchheit ausſchreyen, oder wohl gar nach
dem univerſellen gebrauch und bloſſen wort-ver-
ſtande nehmen, z. e. es ſagt iemand, er wolle
ihnen gerne dienen und gefaͤlligkeiten erzei-
gen,
und ſie praͤtendiren, er ſolle nun ihren la-
quais abgeben.
Hier heiſt es verba valent vt
num̃i,
hingegen ſo lange man im univerſellen ge-
brauch bleibet heiſt es: verba ſunt ſigna rerum.
Dem zu folge iſt freylich der bauren ausdruck
der aufrichtigſte.
e) Alſo muß man nicht das Lateiniſche nach der
Roͤmiſchen bauren, das Frantzoͤiſche nach des
gemeinen volcks zu Pariß, das Teutſche nach des
poͤbels ausdruck, ausſprache und manier zu re-
den beurtheilen. Man muß auch nicht, wann
man eine ſprache lernen will. ſelbige nach des
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[182/0200] von dem ausdruck d⁾ niſche ins Teutſche, wie klingt das, wann ich ſpreche: Monſieur oder Signor haben ſie doch die bonte und a iuſtiren mein kleid un peu, ich will fuͤr ſolche complaiſance mich bey ieder oc- caſion reconnoiſſant auffuͤhren, auch meine ob- ligation reellement conteſtiren, an ſtatt: Mei- ſter oder mein Herr. mache er mir doch mein kleid zu rechte, ich will mich dafuͤr geboͤtiger maſſen abfinden. Zu wenig thun dieienigen, welche dencken, ſie vergeben ihrer hoheit etwas, wann ſie andere leute hoͤflich tractiren, ſich ge- horſame diener nennen, oder ſonſt einen bau- er-ſtoltz affectiren wollen. Dieienigen ſehen endlich die ſache wohl nicht recht ein, welche den politen gebrauch, nach der bibel abmeſſen, wel- che weil ſie etwas grober complexion ſind oder ſonſt einen wunderlichen geſchmack von dem po- liten gebrauch und von der redlichkeit oder auf- richtigkeit haben, und entweder alle complimen- te und titul als ſuͤndlich oder als kennzeichen der falſchheit ausſchreyen, oder wohl gar nach dem univerſellen gebrauch und bloſſen wort-ver- ſtande nehmen, z. e. es ſagt iemand, er wolle ihnen gerne dienen und gefaͤlligkeiten erzei- gen, und ſie praͤtendiren, er ſolle nun ihren la- quais abgeben. Hier heiſt es verba valent vt num̃i, hingegen ſo lange man im univerſellen ge- brauch bleibet heiſt es: verba ſunt ſigna rerum. Dem zu folge iſt freylich der bauren ausdruck der aufrichtigſte. e⁾ Alſo muß man nicht das Lateiniſche nach der Roͤmiſchen bauren, das Frantzoͤiſche nach des gemeinen volcks zu Pariß, das Teutſche nach des poͤbels ausdruck, ausſprache und manier zu re- den beurtheilen. Man muß auch nicht, wann man eine ſprache lernen will. ſelbige nach des poͤbels art zu reden, ſich angewoͤhnen, z. e. wer Teutſch

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/200>, abgerufen am 22.11.2024.