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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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der gedancken.
Teutsch lernet, muß nicht aussprechen: loffen,
glauben, wo hammerschen, etc.
an statt, lauf-
fen, gläben, wo haben wir es denn etc.
ohn-
geachtet freylich der universelle gebrauch nicht
zu verabsäumen. Eben so muß man in Fran-
tzöischen nicht lernen: J'auons, queque cique ca-
enflez vous,
an statt: nous auons, qu'est ce que
cela, en voulez vous,
oder im Lateinischen: ne-
num exfociont topper, queicoumque endo prae-
sentebos & continoeis & inexemplificabilibos ca-
labricantur coeris,
an statt: non effugiunt cito,
quicumque (in) praesentibus & peculiaribus inuol-
uuntur curis.

§. 16. Ausser dem allgemeinen sprachrich-
ter dem gebrauch, hat ein redner zugleich die
verhältniß der gedancken und worte, als eine
richtschnur seines ausdrucks anzusehen, und
zwar so, daß er sich ihrer herrschaft aus schul-
digkeit gern unterwerffe, da er mehrentheils
aus noth dem gebrauch nachgeben, und der
tyranney desselben weichen muß. Es ist aber
diese zu beobachten unter den worten und ge-
dancken, unter den gedancken und der sache
selbst, unter den worten und der idee des zu-
hörers, und endlich unter denen worten gegen-
einander. Und hievon ist im folgenden 2. cap.
ausführlicher zu handeln, hier aber nur so viel
zu gedencken, daß diese verhältnisse vollkommen
auszudrucken, fast keine sprache reich genug an
worten sey, zumahl da bey dem grossen reich-
thum der sprachen, dennoch der verstand mehr
gedancken fassen, und der wille mehr regungen

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der gedancken.
Teutſch lernet, muß nicht ausſprechen: loffen,
glauben, wo hammerſchen, ꝛc.
an ſtatt, lauf-
fen, glaͤben, wo haben wir es denn ꝛc.
ohn-
geachtet freylich der univerſelle gebrauch nicht
zu verabſaͤumen. Eben ſo muß man in Fran-
tzoͤiſchen nicht lernen: J’auons, queque cique ca-
enflez vous,
an ſtatt: nous auons, qu’eſt ce que
cela, en voulez vous,
oder im Lateiniſchen: ne-
num exfociont topper, queicoumque endo prae-
ſentebos & continoeis & inexemplificabilibos ca-
labricantur coeris,
an ſtatt: non effugiunt cito,
quicumque (in) praeſentibus & peculiaribus inuol-
uuntur curis.

§. 16. Auſſer dem allgemeinen ſprachrich-
ter dem gebrauch, hat ein redner zugleich die
verhaͤltniß der gedancken und worte, als eine
richtſchnur ſeines ausdrucks anzuſehen, und
zwar ſo, daß er ſich ihrer herrſchaft aus ſchul-
digkeit gern unterwerffe, da er mehrentheils
aus noth dem gebrauch nachgeben, und der
tyranney deſſelben weichen muß. Es iſt aber
dieſe zu beobachten unter den worten und ge-
dancken, unter den gedancken und der ſache
ſelbſt, unter den worten und der idee des zu-
hoͤrers, und endlich unter denen worten gegen-
einander. Und hievon iſt im folgenden 2. cap.
ausfuͤhrlicher zu handeln, hier aber nur ſo viel
zu gedencken, daß dieſe verhaͤltniſſe vollkommen
auszudrucken, faſt keine ſprache reich genug an
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[183/0201] der gedancken. e⁾ Teutſch lernet, muß nicht ausſprechen: loffen, glauben, wo hammerſchen, ꝛc. an ſtatt, lauf- fen, glaͤben, wo haben wir es denn ꝛc. ohn- geachtet freylich der univerſelle gebrauch nicht zu verabſaͤumen. Eben ſo muß man in Fran- tzoͤiſchen nicht lernen: J’auons, queque cique ca- enflez vous, an ſtatt: nous auons, qu’eſt ce que cela, en voulez vous, oder im Lateiniſchen: ne- num exfociont topper, queicoumque endo prae- ſentebos & continoeis & inexemplificabilibos ca- labricantur coeris, an ſtatt: non effugiunt cito, quicumque (in) praeſentibus & peculiaribus inuol- uuntur curis. §. 16. Auſſer dem allgemeinen ſprachrich- ter dem gebrauch, hat ein redner zugleich die verhaͤltniß der gedancken und worte, als eine richtſchnur ſeines ausdrucks anzuſehen, und zwar ſo, daß er ſich ihrer herrſchaft aus ſchul- digkeit gern unterwerffe, da er mehrentheils aus noth dem gebrauch nachgeben, und der tyranney deſſelben weichen muß. Es iſt aber dieſe zu beobachten unter den worten und ge- dancken, unter den gedancken und der ſache ſelbſt, unter den worten und der idee des zu- hoͤrers, und endlich unter denen worten gegen- einander. Und hievon iſt im folgenden 2. cap. ausfuͤhrlicher zu handeln, hier aber nur ſo viel zu gedencken, daß dieſe verhaͤltniſſe vollkommen auszudrucken, faſt keine ſprache reich genug an worten ſey, zumahl da bey dem groſſen reich- thum der ſprachen, dennoch der verſtand mehr gedancken faſſen, und der wille mehr regungen em- M 4

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/201>, abgerufen am 21.11.2024.