Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.von dem stilo schlechter mann, und man will eigentlich nursagen: er gefällt mir nicht. Man hat diese fehler um so viel mehr zu vermeiden, da ver- nünftige leute daraus einen schlechten verstand und niederträchtigkeit des gemüths schliessen. b) Die nebenideen werden von geschickten rednern hauptsächlich beobachtet, weil sie die umstände eines obiecti, und den affect so man dabey hat, bemercken. Sie sind nicht nur in worten son- dern auch in redens-arten, in der ordnung klang und fall der worte, in periodis, zu observiren und anzubringen. Doch ist dabey ihr überfluß, ihre unrechte collocation und ein gar zu sehr ge- künsteltes wesen und gezwungene schönheit zu vermeiden. Z. e. vernünfteln, soll heissen die vernunft gebrauchen und hat die nebenidee der verachtung, allein diese neben idee ist albern an- gebracht, dann seine vernunft gebrauchen, ver- dienet ia keine verachtung, man müste denn die unvernunft für etwas lobwürdiges halten. Oder man sagt von einem fürsten: er sey den weg alles fleisches gegangen, soll heissen er sey gestorben, aber es hat eine niederträchtige ne- benidee, und macht den fürsten den bauren gleich. Von einem verschlagenen staats-mann sage ich nicht er sey ein fuchs, auf der cantzel spreche ich nicht: Paulus habe den narren gefressen an seine Corinthier, bey honnetten leuten sage ich nicht: Jch habe mir tuch zu hosen gekauft etc. Denn alle diese haben eine abiecte neben idee. Deßwegen setzen die Lateiner nobiscum, an statt: cum nobis. Die Schrift sagt: Saul sey in die böle gegangen seine füsse zu decken, an statt: Er habe was anders gethan. Also haben ge- wisse materien, gantze reden, ihre gewisse neben- ideen, z. e. wer noch nicht verheyrathet ist, hat nicht eben nöthig bey erklärung der worte: des von dem ſtilo ſchlechter mann, und man will eigentlich nurſagen: er gefaͤllt mir nicht. Man hat dieſe fehler um ſo viel mehr zu vermeiden, da ver- nuͤnftige leute daraus einen ſchlechten verſtand und niedertraͤchtigkeit des gemuͤths ſchlieſſen. b) Die nebenideen werden von geſchickten rednern hauptſaͤchlich beobachtet, weil ſie die umſtaͤnde eines obiecti, und den affect ſo man dabey hat, bemercken. Sie ſind nicht nur in worten ſon- dern auch in redens-arten, in der ordnung klang und fall der worte, in periodis, zu obſerviren und anzubringen. Doch iſt dabey ihr uͤberfluß, ihre unrechte collocation und ein gar zu ſehr ge- kuͤnſteltes weſen und gezwungene ſchoͤnheit zu vermeiden. Z. e. vernuͤnfteln, ſoll heiſſen die vernunft gebrauchen und hat die nebenidee der verachtung, allein dieſe neben idee iſt albern an- gebracht, dann ſeine vernunft gebrauchen, ver- dienet ia keine verachtung, man muͤſte denn die unvernunft fuͤr etwas lobwuͤrdiges halten. Oder man ſagt von einem fuͤrſten: er ſey den weg alles fleiſches gegangen, ſoll heiſſen er ſey geſtorben, aber es hat eine niedertraͤchtige ne- benidee, uñ macht den fuͤrſten den bauren gleich. Von einem verſchlagenen ſtaats-mann ſage ich nicht er ſey ein fuchs, auf der cantzel ſpreche ich nicht: Paulus habe den narren gefreſſen an ſeine Corinthier, bey honnetten leuten ſage ich nicht: Jch habe mir tuch zu hoſen gekauft ꝛc. Denn alle dieſe haben eine abiecte neben idee. Deßwegen ſetzen die Lateiner nobiſcum, an ſtatt: cum nobis. Die Schrift ſagt: Saul ſey in die boͤle gegangen ſeine fuͤſſe zu decken, an ſtatt: Er habe was anders gethan. Alſo haben ge- wiſſe materien, gantze reden, ihre gewiſſe neben- ideen, z. e. wer noch nicht verheyrathet iſt, hat nicht eben noͤthig bey erklaͤrung der worte: des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <note xml:id="note-a-59" prev="#notefn-a-59" place="end" n="a)"><pb facs="#f0224" n="206"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von dem ſtilo</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">ſchlechter mann,</hi> und man will eigentlich nur<lb/> ſagen: <hi rendition="#fr">er gefaͤllt mir nicht.</hi> Man hat dieſe<lb/> fehler um ſo viel mehr zu vermeiden, da ver-<lb/> nuͤnftige leute daraus einen ſchlechten verſtand<lb/> und niedertraͤchtigkeit des gemuͤths ſchlieſſen.<lb/></note> <note xml:id="note-b-44" prev="#notefn-b-44" place="end" n="b)">Die nebenideen werden von geſchickten rednern<lb/> hauptſaͤchlich beobachtet, weil ſie die umſtaͤnde<lb/> eines obiecti, und den affect ſo man dabey hat,<lb/> bemercken. 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von dem ſtilo
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ſchlechter mann, und man will eigentlich nur
ſagen: er gefaͤllt mir nicht. Man hat dieſe
fehler um ſo viel mehr zu vermeiden, da ver-
nuͤnftige leute daraus einen ſchlechten verſtand
und niedertraͤchtigkeit des gemuͤths ſchlieſſen.
b⁾ Die nebenideen werden von geſchickten rednern
hauptſaͤchlich beobachtet, weil ſie die umſtaͤnde
eines obiecti, und den affect ſo man dabey hat,
bemercken. Sie ſind nicht nur in worten ſon-
dern auch in redens-arten, in der ordnung klang
und fall der worte, in periodis, zu obſerviren
und anzubringen. Doch iſt dabey ihr uͤberfluß,
ihre unrechte collocation und ein gar zu ſehr ge-
kuͤnſteltes weſen und gezwungene ſchoͤnheit zu
vermeiden. Z. e. vernuͤnfteln, ſoll heiſſen die
vernunft gebrauchen und hat die nebenidee der
verachtung, allein dieſe neben idee iſt albern an-
gebracht, dann ſeine vernunft gebrauchen, ver-
dienet ia keine verachtung, man muͤſte denn die
unvernunft fuͤr etwas lobwuͤrdiges halten.
Oder man ſagt von einem fuͤrſten: er ſey den
weg alles fleiſches gegangen, ſoll heiſſen er ſey
geſtorben, aber es hat eine niedertraͤchtige ne-
benidee, uñ macht den fuͤrſten den bauren gleich.
Von einem verſchlagenen ſtaats-mann ſage ich
nicht er ſey ein fuchs, auf der cantzel ſpreche ich
nicht: Paulus habe den narren gefreſſen an
ſeine Corinthier, bey honnetten leuten ſage ich
nicht: Jch habe mir tuch zu hoſen gekauft ꝛc.
Denn alle dieſe haben eine abiecte neben idee.
Deßwegen ſetzen die Lateiner nobiſcum, an ſtatt:
cum nobis. Die Schrift ſagt: Saul ſey in die
boͤle gegangen ſeine fuͤſſe zu decken, an ſtatt:
Er habe was anders gethan. Alſo haben ge-
wiſſe materien, gantze reden, ihre gewiſſe neben-
ideen, z. e. wer noch nicht verheyrathet iſt, hat
nicht eben noͤthig bey erklaͤrung der worte: des
man
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