Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.von dem stilo tic der Zesianer,a) Ciceronianer und derglei-chen sprach-richter, und zwischen der grossen nachlässigkeit der galanten sprach-verderber, die mittelstrasse halte, daß man den gelehrten und galanten gebrauch wohl beobachte, alte verlegne, neuerfundene worte,b) idiotismos anderer sprachen und dialectorum,c) ver- worrene constructiones, versetzung der schluß- wörter,d) einmischung frembder sprachen,e) und dergleichen vermeide, und im übrigen nicht wieder die regeln welche eine sprache nach der Grammatick zum grunde hat, verstosse.f) a) Diese wollen nichts passiren lassen, was nicht ihrer phantasie nach, recht reine Teutsch, so wohl, im ursprung, als auch in der aussprach, flexion und orthographie, sie haben sich aber deßhalben treflich müssen lassen herumnehmen. S. vori- ges cap. b) Nach dem bekannten verß: Sordida, prisca, noua, antiquata, poetica, dura, turpia, rara nimis, vel peregrina fuge. Wenn man hierwieder han- delt, entsteht der stilus barbarus, miscellaneus, ant[i]quarius, poeticus, culinarius. S. Hederich l. c. p. 566. 572 c) Siehe Hederichs Philologische wissenschaften p. 480. 242. 87. und anderwerts. d) Dieß gewöhnt man sich leicht aus der überse- tzung anderer sprachen und in der poesie an, wenn man zumahl bey ienem punckt, in der er- känntniß der sprachen nicht recht feste sitzt, und von beyden den genium nicht recht inne hat, bey diesem etwan in noth ist, wie der reim her- auskomme und der verß voll werde. Z. e. Jhr wißt, bey wem ihr böses habt gethan, an statt: gethan habt. etc. e) Zu-
von dem ſtilo tic der Zeſianer,a) Ciceronianer und derglei-chen ſprach-richter, und zwiſchen der groſſen nachlaͤſſigkeit der galanten ſprach-verderber, die mittelſtraſſe halte, daß man den gelehrten und galanten gebrauch wohl beobachte, alte verlegne, neuerfundene worte,b) idiotiſmos anderer ſprachen und dialectorum,c) ver- worrene conſtructiones, verſetzung der ſchluß- woͤrter,d) einmiſchung frembder ſprachen,e) und dergleichen vermeide, und im uͤbrigen nicht wieder die regeln welche eine ſprache nach der Grammatick zum grunde hat, verſtoſſe.f) a) Dieſe wollen nichts paſſiren laſſen, was nicht ihrer phantaſie nach, recht reine Teutſch, ſo wohl, im urſprung, als auch in der ausſprach, flexion und orthographie, ſie haben ſich aber deßhalben treflich muͤſſen laſſen herumnehmen. S. vori- ges cap. b) Nach dem bekannten verß: Sordida, priſca, noua, antiquata, poëtica, dura, turpia, rara nimis, vel peregrina fuge. Wenn man hierwieder han- delt, entſteht der ſtilus barbarus, miſcellaneus, ant[i]quarius, poeticus, culinarius. S. Hederich l. c. p. 566. 572 c) Siehe Hederichs Philologiſche wiſſenſchaften p. 480. 242. 87. und anderwerts. d) Dieß gewoͤhnt man ſich leicht aus der uͤberſe- tzung anderer ſprachen und in der poeſie an, wenn man zumahl bey ienem punckt, in der er- kaͤnntniß der ſprachen nicht recht feſte ſitzt, und von beyden den genium nicht recht inne hat, bey dieſem etwan in noth iſt, wie der reim her- auskomme und der verß voll werde. Z. e. Jhr wißt, bey wem ihr boͤſes habt gethan, an ſtatt: gethan habt. ꝛc. e) Zu-
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die mittelſtraſſe halte, daß man den gelehrten
und galanten gebrauch wohl beobachte, alte
verlegne, neuerfundene worte,
b⁾
idiotiſmos
anderer ſprachen und dialectorum,
c⁾
ver-
worrene conſtructiones, verſetzung der ſchluß-
woͤrter,
d⁾
einmiſchung frembder ſprachen,
e⁾
und dergleichen vermeide, und im uͤbrigen nicht
wieder die regeln welche eine ſprache nach
der Grammatick zum grunde hat, verſtoſſe.
f⁾
a⁾ Dieſe wollen nichts paſſiren laſſen, was nicht
ihrer phantaſie nach, recht reine Teutſch, ſo wohl,
im urſprung, als auch in der ausſprach, flexion
und orthographie, ſie haben ſich aber deßhalben
treflich muͤſſen laſſen herumnehmen. S. vori-
ges cap.
b⁾ Nach dem bekannten verß: Sordida, priſca,
noua, antiquata, poëtica, dura, turpia, rara nimis,
vel peregrina fuge. Wenn man hierwieder han-
delt, entſteht der ſtilus barbarus, miſcellaneus,
antiquarius, poeticus, culinarius. S. Hederich
l. c. p. 566. 572
c⁾ Siehe Hederichs Philologiſche wiſſenſchaften p.
480. 242. 87. und anderwerts.
d⁾ Dieß gewoͤhnt man ſich leicht aus der uͤberſe-
tzung anderer ſprachen und in der poeſie an,
wenn man zumahl bey ienem punckt, in der er-
kaͤnntniß der ſprachen nicht recht feſte ſitzt, und
von beyden den genium nicht recht inne hat,
bey dieſem etwan in noth iſt, wie der reim her-
auskomme und der verß voll werde. Z. e. Jhr
wißt, bey wem ihr boͤſes habt gethan, an
ſtatt: gethan habt. ꝛc.
e) Zu-
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Zitationshilfe: | Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/226>, abgerufen am 16.02.2025. |