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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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de, nicht nur gebilliget, sondern auch erhöhet
worden. Sein edler und tugendhafter geist,
hatte denen innerlichen vollkommenheiten, eine
ähnliche und anständige wohnung auserlesen,
und da ihn die natur mit einem wohlgebildeten
angesichte und maiestätischer statur begabet, so
traf es bey ihm ein, daß in einem schönen leibe
ein schöner geist zu wohnen pflege. Hatte sich
aber tugend und natur gegen ihm gütig erwie-
sen, so schien es, als wann dadurch die eyfer-
sucht des glücks erreget worden, daß dieses auch
sich zu rächen es also gefüget, damit das hertz
der käyserin durch geile flammen entzündet, den
unschuldigen grafen, seiner eyfersüchtigen wut
aufopfern müssen. Denn wie in geilheit ent-
brannte seelen, weder göttliche noch menschliche
gesetze scheuen, die festesten bänder zertrennen,
und auch mit der äussersten lebens-gefahr ihre
brennende begierden, in dem meere der lüste
abzukühlen suchen, so suchte auch hier die feuri-
ge liebe der käyserin, theils durch die blitze eines
sochtenden auges, theils durch die mit schmach-
tenden lippen sehnlichst herfürgebrachten wor-
te, theils durch alle nur ersinnliche liebes-bezeu-
gungen, das hertz des grafens zu erweichen, und
in eine gleichförmige, obschon verbotene glut zu
setzen. Sind nun sonst die listigen verstellun-
gen einer lockenden Sirene, und der schmeichel-
hafte mund einer lüsternden Evä vermögend,
alles zu sclaven und unmögliche dinge möglich
zu machen: So waren sie doch hier, gegen das

gesetzte

von dem ſtilo
de, nicht nur gebilliget, ſondern auch erhoͤhet
worden. Sein edler und tugendhafter geiſt,
hatte denen innerlichen vollkommenheiten, eine
aͤhnliche und anſtaͤndige wohnung auserleſen,
und da ihn die natur mit einem wohlgebildeten
angeſichte und maieſtaͤtiſcher ſtatur begabet, ſo
traf es bey ihm ein, daß in einem ſchoͤnen leibe
ein ſchoͤner geiſt zu wohnen pflege. Hatte ſich
aber tugend und natur gegen ihm guͤtig erwie-
ſen, ſo ſchien es, als wann dadurch die eyfer-
ſucht des gluͤcks erreget worden, daß dieſes auch
ſich zu raͤchen es alſo gefuͤget, damit das hertz
der kaͤyſerin durch geile flammen entzuͤndet, den
unſchuldigen grafen, ſeiner eyferſuͤchtigen wut
aufopfern muͤſſen. Denn wie in geilheit ent-
brannte ſeelen, weder goͤttliche noch menſchliche
geſetze ſcheuen, die feſteſten baͤnder zertrennen,
und auch mit der aͤuſſerſten lebens-gefahr ihre
brennende begierden, in dem meere der luͤſte
abzukuͤhlen ſuchen, ſo ſuchte auch hier die feuri-
ge liebe der kaͤyſerin, theils durch die blitze eines
ſochtenden auges, theils durch die mit ſchmach-
tenden lippen ſehnlichſt herfuͤrgebrachten wor-
te, theils durch alle nur erſinnliche liebes-bezeu-
gungen, das hertz des grafens zu erweichen, und
in eine gleichfoͤrmige, obſchon verbotene glut zu
ſetzen. Sind nun ſonſt die liſtigen verſtellun-
gen einer lockenden Sirene, und der ſchmeichel-
hafte mund einer luͤſternden Evaͤ vermoͤgend,
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zu machen: So waren ſie doch hier, gegen das

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[228/0246] von dem ſtilo de, nicht nur gebilliget, ſondern auch erhoͤhet worden. Sein edler und tugendhafter geiſt, hatte denen innerlichen vollkommenheiten, eine aͤhnliche und anſtaͤndige wohnung auserleſen, und da ihn die natur mit einem wohlgebildeten angeſichte und maieſtaͤtiſcher ſtatur begabet, ſo traf es bey ihm ein, daß in einem ſchoͤnen leibe ein ſchoͤner geiſt zu wohnen pflege. Hatte ſich aber tugend und natur gegen ihm guͤtig erwie- ſen, ſo ſchien es, als wann dadurch die eyfer- ſucht des gluͤcks erreget worden, daß dieſes auch ſich zu raͤchen es alſo gefuͤget, damit das hertz der kaͤyſerin durch geile flammen entzuͤndet, den unſchuldigen grafen, ſeiner eyferſuͤchtigen wut aufopfern muͤſſen. Denn wie in geilheit ent- brannte ſeelen, weder goͤttliche noch menſchliche geſetze ſcheuen, die feſteſten baͤnder zertrennen, und auch mit der aͤuſſerſten lebens-gefahr ihre brennende begierden, in dem meere der luͤſte abzukuͤhlen ſuchen, ſo ſuchte auch hier die feuri- ge liebe der kaͤyſerin, theils durch die blitze eines ſochtenden auges, theils durch die mit ſchmach- tenden lippen ſehnlichſt herfuͤrgebrachten wor- te, theils durch alle nur erſinnliche liebes-bezeu- gungen, das hertz des grafens zu erweichen, und in eine gleichfoͤrmige, obſchon verbotene glut zu ſetzen. Sind nun ſonſt die liſtigen verſtellun- gen einer lockenden Sirene, und der ſchmeichel- hafte mund einer luͤſternden Evaͤ vermoͤgend, alles zu ſclaven und unmoͤgliche dinge moͤglich zu machen: So waren ſie doch hier, gegen das geſetzte

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/246>, abgerufen am 21.11.2024.