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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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und desselben eigenschaften.
gesetzte gemüth des tugendhaften grafens, un-
nütze waffen. Waren der käyserin holdseelige
blicke, pfeile, so war sein hertz ein felsen, auf sol-
chem musten sie zurücke prallen, waren ihre
liebreitzende worte bande, so wurden sie an den
händen dieses Simsons wie versengte faden.
Er hatte gelernet, man müsse am hofe bey ge-
wissen fällen mit sehenden augen blind, und mit
hörenden ohren taub seyn, weil die am besten
singenden, am ersten zu fangen, und die am
liebreichsten scheinenden, am begierigsten zu
fressen pflegen. Also war er ein Salaman-
der, in den flammen dieser unkeuschen, und ein
Joseph, welcher seinen Gott für augen, die tu-
gend im hertzen, und die seiner gemahlin ge-
schworne treue in unverwelcklichen andencken
hatte, was wunder dann, daß er das ungezie-
mende ansinnen, der käyserlichen gemahlin, be-
ständig abschlug. Die einer wollüstigen da-
me versagte liebe, ist ein unbetrieglicher vorbo-
te, der gewiß erfolgenden rache, und wie man
sich für denen im heissesten sommer auf steigen-
den gewittern, am meisten zu fürchten, also
kanstu bey deiner tugend unglückliche graf,
von der, durch deine abschlägige antwort er-
zürnten käyserin, nichts als blitz und donner-
schläge vermuthen. Der grafnachdem er ei-
ne solche gelegenheit großmüthig ausgeschla-
gen, welche von andern ängstiglich gesuchet
wird, muste in weniger zeit erfahren, daß die
keuschheit denen grausamsten verfolgungen

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und deſſelben eigenſchaften.
geſetzte gemuͤth des tugendhaften grafens, un-
nuͤtze waffen. Waren der kaͤyſerin holdſeelige
blicke, pfeile, ſo war ſein hertz ein felſen, auf ſol-
chem muſten ſie zuruͤcke prallen, waren ihre
liebreitzende worte bande, ſo wurden ſie an den
haͤnden dieſes Simſons wie verſengte faden.
Er hatte gelernet, man muͤſſe am hofe bey ge-
wiſſen faͤllen mit ſehenden augen blind, und mit
hoͤrenden ohren taub ſeyn, weil die am beſten
ſingenden, am erſten zu fangen, und die am
liebreichſten ſcheinenden, am begierigſten zu
freſſen pflegen. Alſo war er ein Salaman-
der, in den flammen dieſer unkeuſchen, und ein
Joſeph, welcher ſeinen Gott fuͤr augen, die tu-
gend im hertzen, und die ſeiner gemahlin ge-
ſchworne treue in unverwelcklichen andencken
hatte, was wunder dann, daß er das ungezie-
mende anſinnen, der kaͤyſerlichen gemahlin, be-
ſtaͤndig abſchlug. Die einer wolluͤſtigen da-
me verſagte liebe, iſt ein unbetrieglicher vorbo-
te, der gewiß erfolgenden rache, und wie man
ſich fuͤr denen im heiſſeſten ſommer auf ſteigen-
den gewittern, am meiſten zu fuͤrchten, alſo
kanſtu bey deiner tugend ungluͤckliche graf,
von der, durch deine abſchlaͤgige antwort er-
zuͤrnten kaͤyſerin, nichts als blitz und donner-
ſchlaͤge vermuthen. Der grafnachdem er ei-
ne ſolche gelegenheit großmuͤthig ausgeſchla-
gen, welche von andern aͤngſtiglich geſuchet
wird, muſte in weniger zeit erfahren, daß die
keuſchheit denen grauſamſten verfolgungen

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[229/0247] und deſſelben eigenſchaften. geſetzte gemuͤth des tugendhaften grafens, un- nuͤtze waffen. Waren der kaͤyſerin holdſeelige blicke, pfeile, ſo war ſein hertz ein felſen, auf ſol- chem muſten ſie zuruͤcke prallen, waren ihre liebreitzende worte bande, ſo wurden ſie an den haͤnden dieſes Simſons wie verſengte faden. Er hatte gelernet, man muͤſſe am hofe bey ge- wiſſen faͤllen mit ſehenden augen blind, und mit hoͤrenden ohren taub ſeyn, weil die am beſten ſingenden, am erſten zu fangen, und die am liebreichſten ſcheinenden, am begierigſten zu freſſen pflegen. Alſo war er ein Salaman- der, in den flammen dieſer unkeuſchen, und ein Joſeph, welcher ſeinen Gott fuͤr augen, die tu- gend im hertzen, und die ſeiner gemahlin ge- ſchworne treue in unverwelcklichen andencken hatte, was wunder dann, daß er das ungezie- mende anſinnen, der kaͤyſerlichen gemahlin, be- ſtaͤndig abſchlug. Die einer wolluͤſtigen da- me verſagte liebe, iſt ein unbetrieglicher vorbo- te, der gewiß erfolgenden rache, und wie man ſich fuͤr denen im heiſſeſten ſommer auf ſteigen- den gewittern, am meiſten zu fuͤrchten, alſo kanſtu bey deiner tugend ungluͤckliche graf, von der, durch deine abſchlaͤgige antwort er- zuͤrnten kaͤyſerin, nichts als blitz und donner- ſchlaͤge vermuthen. Der grafnachdem er ei- ne ſolche gelegenheit großmuͤthig ausgeſchla- gen, welche von andern aͤngſtiglich geſuchet wird, muſte in weniger zeit erfahren, daß die keuſchheit denen grauſamſten verfolgungen aus- P 3

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/247>, abgerufen am 21.11.2024.