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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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des stili insonderheit.
hören, sich für den scepter gekrönter häupter zu
demüthigen, leute welche sich der göttlichen
wahrheit befleißigen zu verehren, und sich im
haußstande zu gewissen pflichten verbindlich zu
machen, also würde es was ungereimtes seyn,
sich dem obrigkeitlichem ioche, der anhörung
göttliches willens, denen häußlichen pflichten
mit gewalt gäntzlich entziehen wollen. Aber
wünschen, daß alles, so viel die menschliche
schwachheit leidet, nach den befehlen einer ge-
sauberten vernunft eingerichtet werde, ist nichts
unbilliches. Ob wir nun bereits dergleichen
zeiten erlebet, oder ietzo darinnen stehen, oder
noch ins künftige zu erwarten, solches ist eine
frage, welche ohne grosse behutsamkeit nicht
leicht zu beantworten. Solte es nach den ge-
dancken derer gehen, welche nur die fehler unse-
rer, und die tugenden der vergangnen zeiten zu-
sammen halten, so würden wir glauben müs-
sen, die zeiten wären bereits völligverstrichen,
da man der vernunft williges gehör verstat-
tet. Sie haben auch bereits, H. und H. A.
so viel die kürtze der zeit leiden wollen, von
meinem vorgänger gehöret, worinn man die
vergangenen zeiten denen unsern vorzuziehen
pflege: Dennoch finde ich ursachen genung,
welche mich bewegen könten, denen unsern die
grösten vorzüge zuzueignen und ihn zu wieder-
legen, wenn ich mir selbst wiedersprechen, und
einem leblosen dinge solche lebendige würckun-
gen zuschreiben wolte. Beruhete die sache

bloß

des ſtili inſonderheit.
hoͤren, ſich fuͤr den ſcepter gekroͤnter haͤupter zu
demuͤthigen, leute welche ſich der goͤttlichen
wahrheit befleißigen zu verehren, und ſich im
haußſtande zu gewiſſen pflichten verbindlich zu
machen, alſo wuͤrde es was ungereimtes ſeyn,
ſich dem obrigkeitlichem ioche, der anhoͤrung
goͤttliches willens, denen haͤußlichen pflichten
mit gewalt gaͤntzlich entziehen wollen. Aber
wuͤnſchen, daß alles, ſo viel die menſchliche
ſchwachheit leidet, nach den befehlen einer ge-
ſauberten vernunft eingerichtet werde, iſt nichts
unbilliches. Ob wir nun bereits dergleichen
zeiten erlebet, oder ietzo darinnen ſtehen, oder
noch ins kuͤnftige zu erwarten, ſolches iſt eine
frage, welche ohne groſſe behutſamkeit nicht
leicht zu beantworten. Solte es nach den ge-
dancken derer gehen, welche nur die fehler unſe-
rer, und die tugenden der vergangnen zeiten zu-
ſammen halten, ſo wuͤrden wir glauben muͤſ-
ſen, die zeiten waͤren bereits voͤlligverſtrichen,
da man der vernunft williges gehoͤr verſtat-
tet. Sie haben auch bereits, H. und H. A.
ſo viel die kuͤrtze der zeit leiden wollen, von
meinem vorgaͤnger gehoͤret, worinn man die
vergangenen zeiten denen unſern vorzuziehen
pflege: Dennoch finde ich urſachen genung,
welche mich bewegen koͤnten, denen unſern die
groͤſten vorzuͤge zuzueignen und ihn zu wieder-
legen, wenn ich mir ſelbſt wiederſprechen, und
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gen zuſchreiben wolte. Beruhete die ſache

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[253/0271] des ſtili inſonderheit. hoͤren, ſich fuͤr den ſcepter gekroͤnter haͤupter zu demuͤthigen, leute welche ſich der goͤttlichen wahrheit befleißigen zu verehren, und ſich im haußſtande zu gewiſſen pflichten verbindlich zu machen, alſo wuͤrde es was ungereimtes ſeyn, ſich dem obrigkeitlichem ioche, der anhoͤrung goͤttliches willens, denen haͤußlichen pflichten mit gewalt gaͤntzlich entziehen wollen. Aber wuͤnſchen, daß alles, ſo viel die menſchliche ſchwachheit leidet, nach den befehlen einer ge- ſauberten vernunft eingerichtet werde, iſt nichts unbilliches. Ob wir nun bereits dergleichen zeiten erlebet, oder ietzo darinnen ſtehen, oder noch ins kuͤnftige zu erwarten, ſolches iſt eine frage, welche ohne groſſe behutſamkeit nicht leicht zu beantworten. Solte es nach den ge- dancken derer gehen, welche nur die fehler unſe- rer, und die tugenden der vergangnen zeiten zu- ſammen halten, ſo wuͤrden wir glauben muͤſ- ſen, die zeiten waͤren bereits voͤlligverſtrichen, da man der vernunft williges gehoͤr verſtat- tet. Sie haben auch bereits, H. und H. A. ſo viel die kuͤrtze der zeit leiden wollen, von meinem vorgaͤnger gehoͤret, worinn man die vergangenen zeiten denen unſern vorzuziehen pflege: Dennoch finde ich urſachen genung, welche mich bewegen koͤnten, denen unſern die groͤſten vorzuͤge zuzueignen und ihn zu wieder- legen, wenn ich mir ſelbſt wiederſprechen, und einem lebloſen dinge ſolche lebendige wuͤrckun- gen zuſchreiben wolte. Beruhete die ſache bloß

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/271>, abgerufen am 22.11.2024.