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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von denen unterschiedenen arten
welt sind, haben zwar nicht nöthig, ihren fürst-
lichen purpur, durch die gesetze einschrencken zu
lassen. Doch wenn sie in selbige einen verwege-
nen eingriff thun, muß solcher zu einer quelle
unzehlicher unglücklicher zufälle werden. Un-
ser grosse Fr. W. brauchte es ebenfals nicht
ihm gewisse regeln zu stecken: Doch er war
ein lebendiges gesetze seinen unterthanen und
ein heller spiegel, woraus andere eine fürstli-
che aufführung mit offnen augen lesen solten.
Jn seiner residentz wird man keinen altar dem
Baccho aufgerichtet finden, und folglich wird
ihr die unkeusche Venus keinen winckel zueignen
dürffen. Denn diese beyde haben sich ver-
schworen, allezeit mit gesamter hand, die woh-
nungen der mäßigkeit und keuschheit, und die
süsse ruhe menschlicher gemüther zu zerstören.
Allein was gewinnet er dadurch sonderbah-
res, für denenienigen, welche ihnen wie den
besoffnen Pacuvio fast täglich könten zuruf-
fen lassen: vixit? dieses, daß ihn die durch
mäßigkeit erhaltene natur, seine jahre, biß
an das vom Mose dem sterblichen leben vor-
gesetzte ziel, hinanzehlen lässet und die ehrlie-
bende nach-welt den schimmer seines gantzen
allerdurchlauchtigsten hauses, welches sich
durch diese tugenden insonderheit von vielen
andern unterschieden, in ihm allein kaum gnug-
sam bewundern kan. Er konte wie Augustus,
als er das 43 jahr seiner höchstlöblichen regie-
rung zehlete, das grosse stuffen jahr, mensch-

liches

von denen unterſchiedenen arten
welt ſind, haben zwar nicht noͤthig, ihren fuͤrſt-
lichen purpur, durch die geſetze einſchrencken zu
laſſen. Doch wenn ſie in ſelbige einen verwege-
nen eingriff thun, muß ſolcher zu einer quelle
unzehlicher ungluͤcklicher zufaͤlle werden. Un-
ſer groſſe Fr. W. brauchte es ebenfals nicht
ihm gewiſſe regeln zu ſtecken: Doch er war
ein lebendiges geſetze ſeinen unterthanen und
ein heller ſpiegel, woraus andere eine fuͤrſtli-
che auffuͤhrung mit offnen augen leſen ſolten.
Jn ſeiner reſidentz wird man keinen altar dem
Baccho aufgerichtet finden, und folglich wird
ihr die unkeuſche Venus keinẽ winckel zueignen
duͤrffen. Denn dieſe beyde haben ſich ver-
ſchworen, allezeit mit geſamter hand, die woh-
nungen der maͤßigkeit und keuſchheit, und die
ſuͤſſe ruhe menſchlicher gemuͤther zu zerſtoͤren.
Allein was gewinnet er dadurch ſonderbah-
res, fuͤr denenienigen, welche ihnen wie den
beſoffnen Pacuvio faſt taͤglich koͤnten zuruf-
fen laſſen: vixit? dieſes, daß ihn die durch
maͤßigkeit erhaltene natur, ſeine jahre, biß
an das vom Moſe dem ſterblichen leben vor-
geſetzte ziel, hinanzehlen laͤſſet und die ehrlie-
bende nach-welt den ſchimmer ſeines gantzen
allerdurchlauchtigſten hauſes, welches ſich
durch dieſe tugenden inſonderheit von vielen
andern unterſchieden, in ihm allein kaum gnug-
ſam bewundern kan. Er konte wie Auguſtus,
als er das 43 jahr ſeiner hoͤchſtloͤblichen regie-
rung zehlete, das groſſe ſtuffen jahr, menſch-

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[296/0314] von denen unterſchiedenen arten welt ſind, haben zwar nicht noͤthig, ihren fuͤrſt- lichen purpur, durch die geſetze einſchrencken zu laſſen. Doch wenn ſie in ſelbige einen verwege- nen eingriff thun, muß ſolcher zu einer quelle unzehlicher ungluͤcklicher zufaͤlle werden. Un- ſer groſſe Fr. W. brauchte es ebenfals nicht ihm gewiſſe regeln zu ſtecken: Doch er war ein lebendiges geſetze ſeinen unterthanen und ein heller ſpiegel, woraus andere eine fuͤrſtli- che auffuͤhrung mit offnen augen leſen ſolten. Jn ſeiner reſidentz wird man keinen altar dem Baccho aufgerichtet finden, und folglich wird ihr die unkeuſche Venus keinẽ winckel zueignen duͤrffen. Denn dieſe beyde haben ſich ver- ſchworen, allezeit mit geſamter hand, die woh- nungen der maͤßigkeit und keuſchheit, und die ſuͤſſe ruhe menſchlicher gemuͤther zu zerſtoͤren. Allein was gewinnet er dadurch ſonderbah- res, fuͤr denenienigen, welche ihnen wie den beſoffnen Pacuvio faſt taͤglich koͤnten zuruf- fen laſſen: vixit? dieſes, daß ihn die durch maͤßigkeit erhaltene natur, ſeine jahre, biß an das vom Moſe dem ſterblichen leben vor- geſetzte ziel, hinanzehlen laͤſſet und die ehrlie- bende nach-welt den ſchimmer ſeines gantzen allerdurchlauchtigſten hauſes, welches ſich durch dieſe tugenden inſonderheit von vielen andern unterſchieden, in ihm allein kaum gnug- ſam bewundern kan. Er konte wie Auguſtus, als er das 43 jahr ſeiner hoͤchſtloͤblichen regie- rung zehlete, das groſſe ſtuffen jahr, menſch- liches

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/314>, abgerufen am 22.11.2024.