Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.von denen unterschiedenen arten Virgilius gieht dieß im 2ten Buch Aen. san-guinis ille vomens riuos cadit, atque cruentam Mandit humum, moriensque suo se in sangui- ne versat. Und wenn Livius l. 25. sagt; Ma- le sustinenti arma, gladium superne ingulo defi- git. so setzt Virgilius: dextraque coruscum Extulit, ac lateri capulo tenus abdidit ensem: Ziegler in seiner Helden-liebe wann er sagen will: Die sonne sey aufgegangen, so spricht er: Die mübsame sonne hub ihr goldbe- flamntes haar aus der see. Hier fragt sich ob es erlaubt, die nahmen der heydnischen götter zugebrauchen? Mir gefället es nicht, wenig- stens deucht mir stehet es im Teutschen nicht gar fein, und es ist billich ad stili Ethnicismum zu referiren, davon Jacobus Thomasius eine disser- tation geschrieben, zu geschweigen, daß es eine ziemliche armuth im stilo andeutet, sich mit dergleichen läppischen mythologischen glossen herausputzen wollen, dabey man doch mehren- theils ridicul wird: z. e. Warum soll ich spre- chen: Titan sitzt im güldnen stück, auf seinen wagen, und fäbrt mit hrt mit schnellen Pferden, etc. Ziegler druckt es also aus: Es blitzt das zeugniß der göttlichen allmacht und maie- stät, die sonne, an der blauen feste. [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]Warum setzt man: Auricomus salso surgens ex aequore Titan ad nos fert onomasma meum, oder: Cyn- thius auricomus misso rutilante cubili natalem nostrum laetus ab axe refert: Lotichius spricht an dessen statt: Ecce meus natalis adest, feliei- bus opto auspiciis, servent hunc mihifata diem. Am meisten zieren diesen stilum die accuraten und lebhaften fürbidungen der sache, z. e. von einem sturm zur see sagt Virgilius: stridens aquilone procella velum
von denen unterſchiedenen arten Virgilius gieht dieß im 2ten Buch Aen. ſan-guinis ille vomens riuos cadit, atque cruentam Mandit humum, moriensque ſuo ſe in ſangui- ne verſat. Und wenn Livius l. 25. ſagt; Ma- le ſuſtinenti arma, gladium ſuperne ingulo defi- git. ſo ſetzt Virgilius: dextraque coruſcum Extulit, ac lateri capulo tenus abdidit enſem: Ziegler in ſeiner Helden-liebe wann er ſagen will: Die ſonne ſey aufgegangen, ſo ſpricht er: Die muͤbſame ſonne hub ihr goldbe- flamntes haar aus der ſee. Hier fragt ſich ob es erlaubt, die nahmen der heydniſchen goͤtter zugebrauchen? Mir gefaͤllet es nicht, wenig- ſtens deucht mir ſtehet es im Teutſchen nicht gar fein, und es iſt billich ad ſtili Ethniciſmum zu referiren, davon Jacobus Thomaſius eine diſſer- tation geſchrieben, zu geſchweigen, daß es eine ziemliche armuth im ſtilo andeutet, ſich mit dergleichen laͤppiſchen mythologiſchen gloſſen herausputzen wollen, dabey man doch mehren- theils ridicul wird: z. e. Warum ſoll ich ſpre- chen: Titan ſitzt im guͤldnen ſtuͤck, auf ſeinen wagen, und faͤbrt mit hrt mit ſchnellen Pferden, ꝛc. Ziegler druckt es alſo aus: Es blitzt das zeugniß der goͤttlichen allmacht und maie- ſtaͤt, die ſonne, an der blauen feſte. [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]Warum ſetzt man: Auricomus ſalſo ſurgens ex aequore Titan ad nos fert onomaſma meum, oder: Cyn- thius auricomus miſſo rutilante cubili natalem noſtrum laetus ab axe refert: Lotichius ſpricht an deſſen ſtatt: Ecce meus natalis adeſt, feliei- bus opto auſpiciis, ſervent hunc mihifata diem. Am meiſten zieren dieſen ſtilum die accuraten und lebhaften fuͤrbidungen der ſache, z. e. von einem ſturm zur ſee ſagt Virgilius: ſtridens aquilone procella velum
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Mandit humum, moriensque ſuo ſe in ſangui-
ne verſat. Und wenn Livius l. 25. ſagt; Ma-
le ſuſtinenti arma, gladium ſuperne ingulo defi-
git. ſo ſetzt Virgilius:
dextraque coruſcum
Extulit, ac lateri capulo tenus abdidit enſem:
Ziegler in ſeiner Helden-liebe wann er ſagen
will: Die ſonne ſey aufgegangen, ſo ſpricht
er: Die muͤbſame ſonne hub ihr goldbe-
flamntes haar aus der ſee. Hier fragt ſich ob
es erlaubt, die nahmen der heydniſchen goͤtter
zugebrauchen? Mir gefaͤllet es nicht, wenig-
ſtens deucht mir ſtehet es im Teutſchen nicht
gar fein, und es iſt billich ad ſtili Ethniciſmum zu
referiren, davon Jacobus Thomaſius eine diſſer-
tation geſchrieben, zu geſchweigen, daß es eine
ziemliche armuth im ſtilo andeutet, ſich mit
dergleichen laͤppiſchen mythologiſchen gloſſen
herausputzen wollen, dabey man doch mehren-
theils ridicul wird: z. e. Warum ſoll ich ſpre-
chen: Titan ſitzt im guͤldnen ſtuͤck, auf ſeinen
wagen, und faͤbrt mit hrt mit ſchnellen Pferden, ꝛc.
Ziegler druckt es alſo aus: Es blitzt das
zeugniß der goͤttlichen allmacht und maie-
ſtaͤt, die ſonne, an der blauen feſte. _Warum
ſetzt man: Auricomus ſalſo ſurgens ex aequore
Titan ad nos fert onomaſma meum, oder: Cyn-
thius auricomus miſſo rutilante cubili natalem
noſtrum laetus ab axe refert: Lotichius ſpricht
an deſſen ſtatt: Ecce meus natalis adeſt, feliei-
bus opto auſpiciis, ſervent hunc mihifata diem.
Am meiſten zieren dieſen ſtilum die accuraten
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Zitationshilfe: | Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/350>, abgerufen am 27.07.2024. |