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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von denen unterschiedenen arten
werffen trachtet, durch solche seine creaturen,
welche ottern-gifft unter ihren lippen, und pesti-
lentz in ihren federn haben; indem er, durch
solches mittel, den ketzerischen irrsalen, als be-
förderern seines reichs, ein besseres ansehen
und credit zu erspinnen hoft, wohl wissend, daß
die beruß- und schwärtzung des rechtgläubigen,
den wahn-gläubigen zur schmincke diene: etc.

a) Man könte mit gleichem recht die fünste art des
Teutschen stili,
nemlich den Schweitzerischen,
auch die sechste, als den Oesterreichischen, hin-
zu thun. Doch weil ich darinnen keinen vor-
gänger habe, so will auch diese arten nicht zu-
erst auf die bahn bringen.
b) Jch habe bereits so viel dazu dienliche auctores
angeführet, daß ich hier der mühe kan überhoben
seyn. Aber unter diesen ist noch niemand, der
den genium der Teutschen sprache, etwas aus-
führlich beschrieben hätte. Jch dencke, daß die
construction das fürnehmste sey, darinn diese
sprache sich von andern unterscheidet, welche
man am besten aus der Grammatik erlernet.

§. 18. Von dem stilo declamatorio nun-
mehro zu reden, so wird derselbe hauptsächlich
deßwegen in etwas zu erwegen seyn, weil bey
seinem äusserlichen fürtrag gewisse solennitä-
ten,a) wie bereits erwehnet, zugleich fürfallen,
darauf man bey der ausarbeitung und an-
wendung aller arten von stilis für andern all-
hier zu sehen. Wird er bey ernsthaften bege-
benheiten gebrauchet, so kan man ihn den ei-
gentlichen stilum oratorium nennen, weil die-
ser fast der eintzige ist, davon die anweisun-

gen

von denen unterſchiedenen arten
werffen trachtet, durch ſolche ſeine creaturen,
welche ottern-gifft unter ihren lippen, und peſti-
lentz in ihren federn haben; indem er, durch
ſolches mittel, den ketzeriſchen irrſalen, als be-
foͤrderern ſeines reichs, ein beſſeres anſehen
und credit zu erſpinnen hoft, wohl wiſſend, daß
die beruß- und ſchwaͤrtzung des rechtglaͤubigen,
den wahn-glaͤubigen zur ſchmincke diene: ꝛc.

a) Man koͤnte mit gleichem recht die fuͤnſte art des
Teutſchen ſtili,
nemlich den Schweitzeriſchen,
auch die ſechſte, als den Oeſterreichiſchen, hin-
zu thun. Doch weil ich darinnen keinen vor-
gaͤnger habe, ſo will auch dieſe arten nicht zu-
erſt auf die bahn bringen.
b) Jch habe bereits ſo viel dazu dienliche auctores
angefuͤhret, daß ich hier der muͤhe kan uͤberhoben
ſeyn. Aber unter dieſen iſt noch niemand, der
den genium der Teutſchen ſprache, etwas aus-
fuͤhrlich beſchrieben haͤtte. Jch dencke, daß die
conſtruction das fuͤrnehmſte ſey, darinn dieſe
ſprache ſich von andern unterſcheidet, welche
man am beſten aus der Grammatik erlernet.

§. 18. Von dem ſtilo declamatorio nun-
mehro zu reden, ſo wird derſelbe hauptſaͤchlich
deßwegen in etwas zu erwegen ſeyn, weil bey
ſeinem aͤuſſerlichen fuͤrtrag gewiſſe ſolennitaͤ-
ten,a) wie bereits erwehnet, zugleich fuͤrfallen,
darauf man bey der ausarbeitung und an-
wendung aller arten von ſtilis fuͤr andern all-
hier zu ſehen. Wird er bey ernſthaften bege-
benheiten gebrauchet, ſo kan man ihn den ei-
gentlichen ſtilum oratorium nennen, weil die-
ſer faſt der eintzige iſt, davon die anweiſun-

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[342/0360] von denen unterſchiedenen arten werffen trachtet, durch ſolche ſeine creaturen, welche ottern-gifft unter ihren lippen, und peſti- lentz in ihren federn haben; indem er, durch ſolches mittel, den ketzeriſchen irrſalen, als be- foͤrderern ſeines reichs, ein beſſeres anſehen und credit zu erſpinnen hoft, wohl wiſſend, daß die beruß- und ſchwaͤrtzung des rechtglaͤubigen, den wahn-glaͤubigen zur ſchmincke diene: ꝛc. a⁾ Man koͤnte mit gleichem recht die fuͤnſte art des Teutſchen ſtili, nemlich den Schweitzeriſchen, auch die ſechſte, als den Oeſterreichiſchen, hin- zu thun. Doch weil ich darinnen keinen vor- gaͤnger habe, ſo will auch dieſe arten nicht zu- erſt auf die bahn bringen. b⁾ Jch habe bereits ſo viel dazu dienliche auctores angefuͤhret, daß ich hier der muͤhe kan uͤberhoben ſeyn. Aber unter dieſen iſt noch niemand, der den genium der Teutſchen ſprache, etwas aus- fuͤhrlich beſchrieben haͤtte. Jch dencke, daß die conſtruction das fuͤrnehmſte ſey, darinn dieſe ſprache ſich von andern unterſcheidet, welche man am beſten aus der Grammatik erlernet. §. 18. Von dem ſtilo declamatorio nun- mehro zu reden, ſo wird derſelbe hauptſaͤchlich deßwegen in etwas zu erwegen ſeyn, weil bey ſeinem aͤuſſerlichen fuͤrtrag gewiſſe ſolennitaͤ- ten, a⁾ wie bereits erwehnet, zugleich fuͤrfallen, darauf man bey der ausarbeitung und an- wendung aller arten von ſtilis fuͤr andern all- hier zu ſehen. Wird er bey ernſthaften bege- benheiten gebrauchet, ſo kan man ihn den ei- gentlichen ſtilum oratorium nennen, weil die- ſer faſt der eintzige iſt, davon die anweiſun- gen

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/360>, abgerufen am 22.11.2024.