§. 5. Darauf kan man allerhand varia- tiones für die hand nehmen. Man variiret die worte, die redens-arten, die structur der periodorum, macht aus kurtzen periodis lan- ge, aus langen kurtze, verändert einen perio- dum durch alle arten von stilis, man variiret die sätze durch tropos und figuren, die worte durch die casus und durch die differentias grammaticas, ia man variiret die gantze connexion einer rede durch allerhand arten zu verbinden.
a) Beym Hederich stehn zwey artige exempel, eins, da das thema: Breui hac in vrna conduntur cine- res magni Alexandri, sieben und siebentzigmahl und das andere, da dieß thema: Omnibus mori- endum est, funfzig mahl variiret ist, p. 517. und und p 537. Die variation ist gewiß das treflich- ste mittel zum reichthum der worte, dazu sonst Erasmus und Wagenseil etc. anleitung gege- ben.
§. 6. Weiter kan sich ein lernender üben durch allerhand arten der imitation. Man nimmt eines auctoris wohlgerathene arbeit, untersucht ihn nach denen im 3. §. berührten stücken, und bemühet sich hernach die gedan- cken eines auctoris, auf andere dinge zu appli- ciren, durch veränderung einiger umstände, man sucht seine geschicklichkeit im ausdruck, in der wahl der worte, in dem numero und an- dern eigenschaften des stili nachzumachen, ia man bearbeitet sich seine verbindungen, ord- nung der sätze und seinen gantzen character
und
von den mitteln
§. 5. Darauf kan man allerhand varia- tiones fuͤr die hand nehmen. Man variiret die worte, die redens-arten, die ſtructur der periodorum, macht aus kurtzen periodis lan- ge, aus langen kurtze, veraͤndert einen perio- dum durch alle arten von ſtilis, man variiret die ſaͤtze durch tropos und figuren, die worte durch die caſus und durch die differentias grammaticas, ia man variiret die gantze connexion einer rede durch allerhand arten zu verbinden.
a) Beym Hederich ſtehn zwey artige exempel, eins, da das thema: Breui hac in vrna conduntur cine- res magni Alexandri, ſieben und ſiebentzigmahl und das andere, da dieß thema: Omnibus mori- endum eſt, funfzig mahl variiret iſt, p. 517. und und p 537. Die variation iſt gewiß das treflich- ſte mittel zum reichthum der worte, dazu ſonſt Eraſmus und Wagenſeil ꝛc. anleitung gege- ben.
§. 6. Weiter kan ſich ein lernender uͤben durch allerhand arten der imitation. Man nimmt eines auctoris wohlgerathene arbeit, unterſucht ihn nach denen im 3. §. beruͤhrten ſtuͤcken, und bemuͤhet ſich hernach die gedan- cken eines auctoris, auf andere dinge zu appli- ciren, durch veraͤnderung einiger umſtaͤnde, man ſucht ſeine geſchicklichkeit im ausdruck, in der wahl der worte, in dem numero und an- dern eigenſchaften des ſtili nachzumachen, ia man bearbeitet ſich ſeine verbindungen, ord- nung der ſaͤtze und ſeinen gantzen character
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von den mitteln
§. 5. Darauf kan man allerhand varia-
tiones fuͤr die hand nehmen. Man variiret
die worte, die redens-arten, die ſtructur der
periodorum, macht aus kurtzen periodis lan-
ge, aus langen kurtze, veraͤndert einen perio-
dum durch alle arten von ſtilis, man variiret
die ſaͤtze durch tropos und figuren, die worte
durch die caſus und durch die differentias
grammaticas, ia man variiret die gantze
connexion einer rede durch allerhand arten zu
verbinden.
a⁾ Beym Hederich ſtehn zwey artige exempel, eins,
da das thema: Breui hac in vrna conduntur cine-
res magni Alexandri, ſieben und ſiebentzigmahl
und das andere, da dieß thema: Omnibus mori-
endum eſt, funfzig mahl variiret iſt, p. 517. und
und p 537. Die variation iſt gewiß das treflich-
ſte mittel zum reichthum der worte, dazu ſonſt
Eraſmus und Wagenſeil ꝛc. anleitung gege-
ben.
§. 6. Weiter kan ſich ein lernender uͤben
durch allerhand arten der imitation. Man
nimmt eines auctoris wohlgerathene arbeit,
unterſucht ihn nach denen im 3. §. beruͤhrten
ſtuͤcken, und bemuͤhet ſich hernach die gedan-
cken eines auctoris, auf andere dinge zu appli-
ciren, durch veraͤnderung einiger umſtaͤnde,
man ſucht ſeine geſchicklichkeit im ausdruck, in
der wahl der worte, in dem numero und an-
dern eigenſchaften des ſtili nachzumachen, ia
man bearbeitet ſich ſeine verbindungen, ord-
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/376>, abgerufen am 22.11.2024.
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