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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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zum guten stilo.

§. 4. Hernach schreitet man zu denen übun-
gen und greift die sache selbst an. Man kan bey
denen übersetzungen anfangen, und erstlich
aus dem Lateinischen etwas ins Teutsche, aus
diesem wiederum in das Lateinische übersetzen,
hernach seine letzte übersetzung gegen den aucto-
rem, daraus man zuerst übersetzet, selbst halten,
und seine arbeit nach denselben verbessern.
Ferner kan man aus einem Poeten etwas in
ungebundene reden übersetzen, das Poetische
weglassen, und seiner arbeit die nöthigen ei-
genschaften eines guten stili zu geben suchen.
Will man sich durch übersetzungen gantzer au-
ctorum, der gelehrten welt zeigen, so muß man
freylich mehr geschicklichkeit besitzen als zu die-
ser blossen übung erfodert wird.

Wer sich anfängt in stilo zu üben, dem fehlt es, bey
der verkehrten art zu studiren, die mancher er-
griffen, meist an gedancken und an worten zu-
gleich, deßwegen halte ich diese art der übung für
die erste, indem man schon gedancken und worte
in dem auctore daraus man übersetzen will, fin-
det, und nur einiger massen seiner muttersprache
mächtig seyn darf. Hingegen wo man sich un-
terfängt mit gantzen übersetzungen in die rolle der
bücher-schreiber zu kommen, da muß man den ge-
nium von beyden sprachen, aus der und in die
man übersetzet, völlig inne haben, und etwas
mehr, als eine superficielle erkänntnis der sache/
davon der auctor gehandelt bey sich finden, sonst
kommen Frantzöisch-Teutsche, Englisch-Teut-
sche und dergleichen zwitter-sprachen heraus,
deren wir leider gar zu viel in denen übelgerathe-
nen übersetzungen antreffen.

§. 5.
Z 3
zum guten ſtilo.

§. 4. Hernach ſchreitet man zu denen uͤbun-
gen und greift die ſache ſelbſt an. Man kan bey
denen uͤberſetzungen anfangen, und erſtlich
aus dem Lateiniſchen etwas ins Teutſche, aus
dieſem wiederum in das Lateiniſche uͤberſetzen,
hernach ſeine letzte uͤberſetzung gegen den aucto-
rem, daraus man zuerſt uͤberſetzet, ſelbſt halten,
und ſeine arbeit nach denſelben verbeſſern.
Ferner kan man aus einem Poeten etwas in
ungebundene reden uͤberſetzen, das Poetiſche
weglaſſen, und ſeiner arbeit die noͤthigen ei-
genſchaften eines guten ſtili zu geben ſuchen.
Will man ſich durch uͤberſetzungen gantzer au-
ctorum, der gelehrten welt zeigen, ſo muß man
freylich mehr geſchicklichkeit beſitzen als zu die-
ſer bloſſen uͤbung erfodert wird.

Wer ſich anfaͤngt in ſtilo zu uͤben, dem fehlt es, bey
der verkehrten art zu ſtudiren, die mancher er-
griffen, meiſt an gedancken und an worten zu-
gleich, deßwegen halte ich dieſe art der uͤbung fuͤr
die erſte, indem man ſchon gedancken und worte
in dem auctore daraus man uͤberſetzen will, fin-
det, und nur einiger maſſen ſeiner mutterſprache
maͤchtig ſeyn darf. Hingegen wo man ſich un-
terfaͤngt mit gantzen uͤberſetzungen in die rolle der
buͤcher-ſchreiber zu kommen, da muß man den ge-
nium von beyden ſprachen, aus der und in die
man uͤberſetzet, voͤllig inne haben, und etwas
mehr, als eine ſuperficielle erkaͤnntnis der ſache/
davon der auctor gehandelt bey ſich finden, ſonſt
kommen Frantzoͤiſch-Teutſche, Engliſch-Teut-
ſche und dergleichen zwitter-ſprachen heraus,
deren wir leider gar zu viel in denen uͤbelgerathe-
nen uͤberſetzungen antreffen.

§. 5.
Z 3
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[357/0375] zum guten ſtilo. §. 4. Hernach ſchreitet man zu denen uͤbun- gen und greift die ſache ſelbſt an. Man kan bey denen uͤberſetzungen anfangen, und erſtlich aus dem Lateiniſchen etwas ins Teutſche, aus dieſem wiederum in das Lateiniſche uͤberſetzen, hernach ſeine letzte uͤberſetzung gegen den aucto- rem, daraus man zuerſt uͤberſetzet, ſelbſt halten, und ſeine arbeit nach denſelben verbeſſern. Ferner kan man aus einem Poeten etwas in ungebundene reden uͤberſetzen, das Poetiſche weglaſſen, und ſeiner arbeit die noͤthigen ei- genſchaften eines guten ſtili zu geben ſuchen. Will man ſich durch uͤberſetzungen gantzer au- ctorum, der gelehrten welt zeigen, ſo muß man freylich mehr geſchicklichkeit beſitzen als zu die- ſer bloſſen uͤbung erfodert wird. Wer ſich anfaͤngt in ſtilo zu uͤben, dem fehlt es, bey der verkehrten art zu ſtudiren, die mancher er- griffen, meiſt an gedancken und an worten zu- gleich, deßwegen halte ich dieſe art der uͤbung fuͤr die erſte, indem man ſchon gedancken und worte in dem auctore daraus man uͤberſetzen will, fin- det, und nur einiger maſſen ſeiner mutterſprache maͤchtig ſeyn darf. Hingegen wo man ſich un- terfaͤngt mit gantzen uͤberſetzungen in die rolle der buͤcher-ſchreiber zu kommen, da muß man den ge- nium von beyden ſprachen, aus der und in die man uͤberſetzet, voͤllig inne haben, und etwas mehr, als eine ſuperficielle erkaͤnntnis der ſache/ davon der auctor gehandelt bey ſich finden, ſonſt kommen Frantzoͤiſch-Teutſche, Engliſch-Teut- ſche und dergleichen zwitter-ſprachen heraus, deren wir leider gar zu viel in denen uͤbelgerathe- nen uͤberſetzungen antreffen. §. 5. Z 3

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/375>, abgerufen am 22.11.2024.