Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
von der disposition überhaupt.
Bey ieder proposition und argumento waren wie-
derum andere argumenta und nöthige erklä-
rungen und determinationes beygebracht, also
floß die ausarbeitung gar nette und artig fol-
gender gestalt:
Rede.
Von den vorzügen der beredsamkeit für
dem krieg.

Das so künstlich zusammengefügte gebäu-
de unseres leibes, bestehet aus einem zusam-
menhang unterschiedener gliedmassen, und den
cörper eines gemeinen wesens zieren die unter-
schiedenen stände und bemühungen, durch
welche die sterblichen suchen glückseelig zu wer-
den. Wie nun bey dem natürlichen cörper
immer ein glied dem andern den vorzug strei-
tig zu machen scheinet, da gebrauch und nutzen
eines erhebet das andere erniedriget; also sind
bey einem Moralischen cörper, die stände der men-
schen niemahls von einerley hoheit. So depen-
diret zum exempel von einer angenehmen durch-
dringenden beredsamkeit, und rühmlich geführ-
ten kriegen das wohl gantzer reiche und zung und
degen sind dieienigen werckzeuge, wodurch man
die glückseligkeit der länder behauptet. Doch
halte ich gäntzlich dafür, daß wie die sonne dem
mond, dashaupt denen füssen, also die bered-
samkeit blutigen kriegen, an einem staats cör-
per, weit fürzuziehen sey. Eben da ich heute
in dieser ansehnlichen redner gesellschafft das
erste mahl zu reden die ehre habe, bin ich ent-

schlossen,
A a 4
von der diſpoſition uͤberhaupt.
Bey ieder propoſition und argumento waren wie-
derum andere argumenta und noͤthige erklaͤ-
rungen und determinationes beygebracht, alſo
floß die ausarbeitung gar nette und artig fol-
gender geſtalt:
Rede.
Von den vorzuͤgen der beredſamkeit fuͤr
dem krieg.

Das ſo kuͤnſtlich zuſammengefuͤgte gebaͤu-
de unſeres leibes, beſtehet aus einem zuſam-
menhang unterſchiedener gliedmaſſen, und den
coͤrper eines gemeinen weſens zieren die unter-
ſchiedenen ſtaͤnde und bemuͤhungen, durch
welche die ſterblichen ſuchen gluͤckſeelig zu wer-
den. Wie nun bey dem natuͤrlichen coͤrper
immer ein glied dem andern den vorzug ſtrei-
tig zu machen ſcheinet, da gebrauch und nutzen
eines erhebet das andere erniedriget; alſo ſind
bey einem Moraliſchẽ coͤrpeꝛ, die ſtaͤnde deꝛ men-
ſchen niemahls von einerley hoheit. So depen-
diret zum exempel von einer angenehmen durch-
dringenden beredſamkeit, und ruͤhmlich gefuͤhr-
ten kriegẽ das wohl gantzer reiche und zung und
degen ſind dieienigen werckzeuge, wodurch man
die gluͤckſeligkeit der laͤnder behauptet. Doch
halte ich gaͤntzlich dafuͤr, daß wie die ſonne dem
mond, dashaupt denen fuͤſſen, alſo die bered-
ſamkeit blutigen kriegen, an einem ſtaats coͤr-
per, weit fuͤrzuziehen ſey. Eben da ich heute
in dieſer anſehnlichen redner geſellſchafft das
erſte mahl zu reden die ehre habe, bin ich ent-

ſchloſſen,
A a 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0393" n="375"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von der                             di&#x017F;po&#x017F;ition u&#x0364;berhaupt.</hi> </fw><lb/>
          <list>
            <item>Bey ieder propo&#x017F;ition und argumento waren wie-<lb/>
derum                             andere argumenta und no&#x0364;thige erkla&#x0364;-<lb/>
rungen und                             determinationes beygebracht, al&#x017F;o<lb/>
floß die ausarbeitung gar                             nette und artig fol-<lb/>
gender ge&#x017F;talt:</item>
          </list>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Rede.<lb/>
Von den vorzu&#x0364;gen der                             bered&#x017F;amkeit fu&#x0364;r<lb/>
dem krieg.</hi> </head><lb/>
          <p>Das &#x017F;o ku&#x0364;n&#x017F;tlich zu&#x017F;ammengefu&#x0364;gte                         geba&#x0364;u-<lb/>
de un&#x017F;eres leibes, be&#x017F;tehet aus einem                         zu&#x017F;am-<lb/>
menhang unter&#x017F;chiedener gliedma&#x017F;&#x017F;en,                         und den<lb/>
co&#x0364;rper eines gemeinen we&#x017F;ens zieren die                         unter-<lb/>
&#x017F;chiedenen &#x017F;ta&#x0364;nde und bemu&#x0364;hungen,                         durch<lb/>
welche die &#x017F;terblichen &#x017F;uchen                         glu&#x0364;ck&#x017F;eelig zu wer-<lb/>
den. Wie nun bey dem                         natu&#x0364;rlichen co&#x0364;rper<lb/>
immer ein glied dem andern den                         vorzug &#x017F;trei-<lb/>
tig zu machen &#x017F;cheinet, da gebrauch und                         nutzen<lb/>
eines erhebet das andere erniedriget; al&#x017F;o                         &#x017F;ind<lb/>
bey einem Morali&#x017F;che&#x0303; co&#x0364;rpe&#xA75B;,                         die &#x017F;ta&#x0364;nde de&#xA75B; men-<lb/>
&#x017F;chen niemahls von                         einerley hoheit. So depen-<lb/>
diret zum exempel von einer angenehmen                         durch-<lb/>
dringenden bered&#x017F;amkeit, und ru&#x0364;hmlich                         gefu&#x0364;hr-<lb/>
ten kriege&#x0303; das wohl gantzer reiche und zung                         und<lb/>
degen &#x017F;ind dieienigen werckzeuge, wodurch man<lb/>
die                         glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit der la&#x0364;nder behauptet. Doch<lb/>
halte                         ich ga&#x0364;ntzlich dafu&#x0364;r, daß wie die &#x017F;onne dem<lb/>
mond,                         dashaupt denen fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, al&#x017F;o die bered-<lb/>
&#x017F;amkeit blutigen kriegen, an einem &#x017F;taats co&#x0364;r-<lb/>
per, weit fu&#x0364;rzuziehen &#x017F;ey. Eben da ich heute<lb/>
in                         die&#x017F;er an&#x017F;ehnlichen redner ge&#x017F;ell&#x017F;chafft                         das<lb/>
er&#x017F;te mahl zu reden die ehre habe, bin ich ent-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[375/0393] von der diſpoſition uͤberhaupt. Bey ieder propoſition und argumento waren wie- derum andere argumenta und noͤthige erklaͤ- rungen und determinationes beygebracht, alſo floß die ausarbeitung gar nette und artig fol- gender geſtalt: Rede. Von den vorzuͤgen der beredſamkeit fuͤr dem krieg. Das ſo kuͤnſtlich zuſammengefuͤgte gebaͤu- de unſeres leibes, beſtehet aus einem zuſam- menhang unterſchiedener gliedmaſſen, und den coͤrper eines gemeinen weſens zieren die unter- ſchiedenen ſtaͤnde und bemuͤhungen, durch welche die ſterblichen ſuchen gluͤckſeelig zu wer- den. Wie nun bey dem natuͤrlichen coͤrper immer ein glied dem andern den vorzug ſtrei- tig zu machen ſcheinet, da gebrauch und nutzen eines erhebet das andere erniedriget; alſo ſind bey einem Moraliſchẽ coͤrpeꝛ, die ſtaͤnde deꝛ men- ſchen niemahls von einerley hoheit. So depen- diret zum exempel von einer angenehmen durch- dringenden beredſamkeit, und ruͤhmlich gefuͤhr- ten kriegẽ das wohl gantzer reiche und zung und degen ſind dieienigen werckzeuge, wodurch man die gluͤckſeligkeit der laͤnder behauptet. Doch halte ich gaͤntzlich dafuͤr, daß wie die ſonne dem mond, dashaupt denen fuͤſſen, alſo die bered- ſamkeit blutigen kriegen, an einem ſtaats coͤr- per, weit fuͤrzuziehen ſey. Eben da ich heute in dieſer anſehnlichen redner geſellſchafft das erſte mahl zu reden die ehre habe, bin ich ent- ſchloſſen, A a 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/393
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/393>, abgerufen am 22.11.2024.