welche man nach obigen vielfältig gegebenen regeln, für dienlich erachtet anzuführen. Und diese ist billich der mittel-punct zu nennen, wo sich alle geschicklichkeiten des redners, im erfin- den und ausdrucken, concentriren. Sie wird disponiret nach angegebenen regeln, und leidet vielfältige zusätze, nach beschaffenheit der sache, des auditoris, und des redners, durch gehends aber muß sie wohl connectiren, und zu den übrigen theilen eine gute verhältniß haben, doch so daß sie unter allen am längsten sey.
§. 11. Aus der tractation muß die conclu- sion fliessen, und so eingerichtet seyn, daß dem zuhörer, gleichsam als in einem bilde alles was fürgetragen worden, wieder fürkomme. Dan- nenhero schickt sich am besten ein consectarium, oder wohl etliche, eine kurtze wiederholung, eine application, oder weil hier der affect nunmeh- ro aufs höchste steigt, ein wunsch, allerhand figuren, und argumenta pathetica, nach dem der redner am besten den endzweck der conclu- sion zuerhalten vermeinet.
§. 12. Alle und iede reden, sie mögen nah- men haben wie sie wollen, bestehen aus diesen theilen, und beruhen auf denen nunmehro an- geführten gründen und regeln. Also könte ich hier füglich schliessen, ohne daß ich besorgte etwas ausgelassen zu haben, welches zu erfül- lung meines fürhabens dienete. Jedoch die mode erinnert mich eines theils und andern theils die nothwendigkeit, von einigen übli-
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von der diſpoſition uͤberhaupt.
welche man nach obigen vielfaͤltig gegebenen regeln, fuͤr dienlich erachtet anzufuͤhren. Und dieſe iſt billich der mittel-punct zu nennen, wo ſich alle geſchicklichkeiten des redners, im erfin- den und ausdrucken, concentriren. Sie wird diſponiret nach angegebenen regeln, und leidet vielfaͤltige zuſaͤtze, nach beſchaffenheit der ſache, des auditoris, und des redners, durch gehends aber muß ſie wohl connectiren, und zu den uͤbrigen theilen eine gute verhaͤltniß haben, doch ſo daß ſie unter allen am laͤngſten ſey.
§. 11. Aus der tractation muß die conclu- ſion flieſſen, und ſo eingerichtet ſeyn, daß dem zuhoͤrer, gleichſam als in einem bilde alles was fuͤrgetragen worden, wieder fuͤrkomme. Dan- nenhero ſchickt ſich am beſten ein conſectarium, oder wohl etliche, eine kurtze wiederholung, eine application, oder weil hier der affect nunmeh- ro aufs hoͤchſte ſteigt, ein wunſch, allerhand figuren, und argumenta pathetica, nach dem der redner am beſten den endzweck der conclu- ſion zuerhalten vermeinet.
§. 12. Alle und iede reden, ſie moͤgen nah- men haben wie ſie wollen, beſtehen aus dieſen theilen, und beruhen auf denen nunmehro an- gefuͤhrten gruͤnden und regeln. Alſo koͤnte ich hier fuͤglich ſchlieſſen, ohne daß ich beſorgte etwas ausgelaſſen zu haben, welches zu erfuͤl- lung meines fuͤrhabens dienete. Jedoch die mode erinnert mich eines theils und andern theils die nothwendigkeit, von einigen uͤbli-
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von der diſpoſition uͤberhaupt.
welche man nach obigen vielfaͤltig gegebenen
regeln, fuͤr dienlich erachtet anzufuͤhren. Und
dieſe iſt billich der mittel-punct zu nennen, wo
ſich alle geſchicklichkeiten des redners, im erfin-
den und ausdrucken, concentriren. Sie wird
diſponiret nach angegebenen regeln, und leidet
vielfaͤltige zuſaͤtze, nach beſchaffenheit der ſache,
des auditoris, und des redners, durch gehends
aber muß ſie wohl connectiren, und zu den
uͤbrigen theilen eine gute verhaͤltniß haben,
doch ſo daß ſie unter allen am laͤngſten ſey.
§. 11. Aus der tractation muß die conclu-
ſion flieſſen, und ſo eingerichtet ſeyn, daß dem
zuhoͤrer, gleichſam als in einem bilde alles was
fuͤrgetragen worden, wieder fuͤrkomme. Dan-
nenhero ſchickt ſich am beſten ein conſectarium,
oder wohl etliche, eine kurtze wiederholung, eine
application, oder weil hier der affect nunmeh-
ro aufs hoͤchſte ſteigt, ein wunſch, allerhand
figuren, und argumenta pathetica, nach dem
der redner am beſten den endzweck der conclu-
ſion zuerhalten vermeinet.
§. 12. Alle und iede reden, ſie moͤgen nah-
men haben wie ſie wollen, beſtehen aus dieſen
theilen, und beruhen auf denen nunmehro an-
gefuͤhrten gruͤnden und regeln. Alſo koͤnte
ich hier fuͤglich ſchlieſſen, ohne daß ich beſorgte
etwas ausgelaſſen zu haben, welches zu erfuͤl-
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/423>, abgerufen am 24.11.2024.
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