kurtze reden, darinn man von dem andern ei- ne gnade oder gewogenheit oder dienst sich ausbittet.
Es ist unnöthig, dieses weiter auszuführen, weil es gar leicht ist, wofern nur was in die- sem gantzen werck zum grund geleget ist, sorg- fältig nach den regeln der klugheit appliciret wird. Es ist auch dasienige, was man bittet, nach dem 5ten cap. des andern theils zu erwe, gen.
§. 5. Bey dem dancksagen, ist es schon nicht so schwer, die dazu gehörigen manieren zu be- obachten, es schadet auch hier nicht, wann man schon ein wenig zu freygebig mit seinem dancke ist. Man bezeuget dabey, wie man die erwiesene güte wohl erkenne, recht estimi- re, dagegen seine erkänntlichkeit zeigen wolle.
§. 6. Einige reden sind mit der neben- idee der hoheit und des ansehens verknüpfet als lehren, rathgeben, vermahnen, straffen, war- nen, verweiß-geben, und dabey muß man entweder sich sehr extenuiren und demüthigen, oder seine begierde die man habe, dem andern zu dienen, hochheben, oder auch wohl zeigen, daß man mit auctorität nicht nur gravitätisch sprechen, sondern auch denen worten durch die that einen nachdruck geben könne, alles nach beschaffenheit dessen mit dem, und darinn man zu thun hat, ia man thut auch wünsche und seuftzer hinzu, wenn der affect, wo es nöthig, groß wird.
§. 7. Man entschuldiget sich im gemeinen
leben,
von reden im gemeinen Leben
kurtze reden, darinn man von dem andern ei- ne gnade oder gewogenheit oder dienſt ſich ausbittet.
Es iſt unnoͤthig, dieſes weiter auszufuͤhren, weil es gar leicht iſt, wofern nur was in die- ſem gantzen werck zum grund geleget iſt, ſorg- faͤltig nach den regeln der klugheit appliciret wird. Es iſt auch dasienige, was man bittet, nach dem 5ten cap. des andern theils zu erwe, gen.
§. 5. Bey dem danckſagen, iſt es ſchon nicht ſo ſchwer, die dazu gehoͤrigen manieren zu be- obachten, es ſchadet auch hier nicht, wann man ſchon ein wenig zu freygebig mit ſeinem dancke iſt. Man bezeuget dabey, wie man die erwieſene guͤte wohl erkenne, recht eſtimi- re, dagegen ſeine erkaͤnntlichkeit zeigen wolle.
§. 6. Einige reden ſind mit der neben- idee der hoheit und des anſehens verknuͤpfet als lehren, rathgeben, vermahnen, ſtraffen, war- nen, verweiß-geben, und dabey muß man entweder ſich ſehr extenuiren und demuͤthigen, oder ſeine begierde die man habe, dem andern zu dienen, hochheben, oder auch wohl zeigen, daß man mit auctoritaͤt nicht nur gravitaͤtiſch ſprechen, ſondern auch denen worten durch die that einen nachdruck geben koͤnne, alles nach beſchaffenheit deſſen mit dem, und darinn man zu thun hat, ia man thut auch wuͤnſche und ſeuftzer hinzu, wenn der affect, wo es noͤthig, groß wird.
§. 7. Man entſchuldiget ſich im gemeinen
leben,
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von reden im gemeinen Leben
kurtze reden, darinn man von dem andern ei-
ne gnade oder gewogenheit oder dienſt ſich
ausbittet.
Es iſt unnoͤthig, dieſes weiter auszufuͤhren,
weil es gar leicht iſt, wofern nur was in die-
ſem gantzen werck zum grund geleget iſt, ſorg-
faͤltig nach den regeln der klugheit appliciret
wird. Es iſt auch dasienige, was man bittet,
nach dem 5ten cap. des andern theils zu erwe,
gen.
§. 5. Bey dem danckſagen, iſt es ſchon nicht
ſo ſchwer, die dazu gehoͤrigen manieren zu be-
obachten, es ſchadet auch hier nicht, wann
man ſchon ein wenig zu freygebig mit ſeinem
dancke iſt. Man bezeuget dabey, wie man
die erwieſene guͤte wohl erkenne, recht eſtimi-
re, dagegen ſeine erkaͤnntlichkeit zeigen wolle.
§. 6. Einige reden ſind mit der neben- idee
der hoheit und des anſehens verknuͤpfet als
lehren, rathgeben, vermahnen, ſtraffen, war-
nen, verweiß-geben, und dabey muß man
entweder ſich ſehr extenuiren und demuͤthigen,
oder ſeine begierde die man habe, dem andern
zu dienen, hochheben, oder auch wohl zeigen,
daß man mit auctoritaͤt nicht nur gravitaͤtiſch
ſprechen, ſondern auch denen worten durch die
that einen nachdruck geben koͤnne, alles nach
beſchaffenheit deſſen mit dem, und darinn man
zu thun hat, ia man thut auch wuͤnſche und
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groß wird.
§. 7. Man entſchuldiget ſich im gemeinen
leben,
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/430>, abgerufen am 24.11.2024.
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