b) Hier fehlt es den leuten am meisten, welche sel- ten zu conversiren gelegenheit gehabt, aber noch mehr denen welche die grundregeln der beredsamkeit nicht inne haben. Man darf nur dencken, was man reden und wie man es für- bringen wolle, und bey diesen beyden ist keine regel der beredsamkeit aus den augen zu setzen, nur ist es nicht nöthig, daß man affe- ctire oder seine künste mercken lasse.
c)Siehe den 11. §.
§. 3. Die allermeiste reflexion ist auf den- ienigen zu machen, bey dem man seine worte anbringet, denn solcher ist entweder höher, oder geringer, oder unseres gleichen, er stehet entweder im affect oder ist ruhig, entweder hat er vorurtheile oder nicht. Höhern bege- gnet man ehrer-bietig, nach dem cärimoniel und wohlstand, mit wenig worten, aber die mit bedacht ausgesprochen; seines gleichen begegnet man höflich, galant; geringern freundlich und liebreich mit deutlichen, und sich zu ihren umständen schickenden worten. Wie man denen affecten und vorurtheilen zu begegnen, ist zur gnüge aus obigen zu sehen.
§. 4 Die materie dieser reden, ist ebe[n]fals zu beobachten, daß man die manieren, da- mit man selbige fürträgt, darnach einrichten könne. Wann man iemand warum bittet, so ist die gröste behutsamkeit dabey anzuwen- den, damit das unangenehme, welches dabey ist, versüsset werde, dahin gehören empfehlun- gen, einladungen und allerhand der gleichen
kurtze
und von brieffen.
b) Hier fehlt es den leuten am meiſten, welche ſel- ten zu converſiren gelegenheit gehabt, aber noch mehr denen welche die grundregeln der beredſamkeit nicht inne haben. Man darf nur dencken, was man reden und wie man es fuͤr- bringen wolle, und bey dieſen beyden iſt keine regel der beredſamkeit aus den augen zu ſetzen, nur iſt es nicht noͤthig, daß man affe- ctire oder ſeine kuͤnſte mercken laſſe.
c)Siehe den 11. §.
§. 3. Die allermeiſte reflexion iſt auf den- ienigen zu machen, bey dem man ſeine worte anbringet, denn ſolcher iſt entweder hoͤher, oder geringer, oder unſeres gleichen, er ſtehet entweder im affect oder iſt ruhig, entweder hat er vorurtheile oder nicht. Hoͤhern bege- gnet man ehrer-bietig, nach dem caͤrimoniel und wohlſtand, mit wenig worten, aber die mit bedacht ausgeſprochen; ſeines gleichen begegnet man hoͤflich, galant; geringern freundlich und liebreich mit deutlichen, und ſich zu ihren umſtaͤnden ſchickenden worten. Wie man denen affecten und vorurtheilen zu begegnen, iſt zur gnuͤge aus obigen zu ſehen.
§. 4 Die materie dieſer reden, iſt ebe[n]fals zu beobachten, daß man die manieren, da- mit man ſelbige fuͤrtraͤgt, darnach einrichten koͤnne. Wann man iemand warum bittet, ſo iſt die groͤſte behutſamkeit dabey anzuwen- den, damit das unangenehme, welches dabey iſt, verſuͤſſet werde, dahin gehoͤren empfehlun- gen, einladungen und allerhand der gleichen
kurtze
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und von brieffen.
b⁾ Hier fehlt es den leuten am meiſten, welche ſel-
ten zu converſiren gelegenheit gehabt, aber
noch mehr denen welche die grundregeln der
beredſamkeit nicht inne haben. Man darf nur
dencken, was man reden und wie man es fuͤr-
bringen wolle, und bey dieſen beyden iſt keine
regel der beredſamkeit aus den augen zu
ſetzen, nur iſt es nicht noͤthig, daß man affe-
ctire oder ſeine kuͤnſte mercken laſſe.
c⁾ Siehe den 11. §.
§. 3. Die allermeiſte reflexion iſt auf den-
ienigen zu machen, bey dem man ſeine worte
anbringet, denn ſolcher iſt entweder hoͤher,
oder geringer, oder unſeres gleichen, er ſtehet
entweder im affect oder iſt ruhig, entweder
hat er vorurtheile oder nicht. Hoͤhern bege-
gnet man ehrer-bietig, nach dem caͤrimoniel
und wohlſtand, mit wenig worten, aber die
mit bedacht ausgeſprochen; ſeines gleichen
begegnet man hoͤflich, galant; geringern
freundlich und liebreich mit deutlichen, und
ſich zu ihren umſtaͤnden ſchickenden worten.
Wie man denen affecten und vorurtheilen zu
begegnen, iſt zur gnuͤge aus obigen zu ſehen.
§. 4 Die materie dieſer reden, iſt ebenfals
zu beobachten, daß man die manieren, da-
mit man ſelbige fuͤrtraͤgt, darnach einrichten
koͤnne. Wann man iemand warum bittet,
ſo iſt die groͤſte behutſamkeit dabey anzuwen-
den, damit das unangenehme, welches dabey
iſt, verſuͤſſet werde, dahin gehoͤren empfehlun-
gen, einladungen und allerhand der gleichen
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/429>, abgerufen am 24.11.2024.
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