Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite
d)

und politischen reden
nach aber die memoriale so ohnlängst von mir zum
drucke sind befödert worden, vor die hand nehme,
und bey denselben einen discurs formire, welcher et-
was tieffer in den staat und das jus publicum gehet.

Es ist ohne dem zu beklagen, daß viel tausend
Teutsche, welche doch gelehrt heissen wollen, nicht
einmahl wissen, wie es im Teutschen reiche zugehet.
Daher geschiehet es anch, daß etliche in den gesell-
schaften, wo man nicht beständig von ihren hand-
wercke redet, mit ziemlicher angst stille schweigen,
andre mit noch grösser prostitution reden und noch
andre welche sich doch durch dergleichen studia am
meisten heben, und den weg zur rechten beförde-
rung bahnen solten, ihr unvermögen meistentheils
zu einer zeit erkennen und beklagen, da ihnen weiter
nicht kan geholfen werden. Da nun ohne dem mein
vorsatz ist III. durch ein Collegium GRATUITUM
den anfang in meinem lesen dieses mahl zu machen,
so wil ich den zustand des H. Römischen reiches Teut-
scher nation in seinen geschichten, gewohnheiten und
rechten, denen, die mich von 1. biß 2. uhr nachmit-
tags hören wollen, gründlich und deutlich vorstellen,
und meine einleitung zum grunde legen, weil sie der
herr verleger, ob gleich die ersten zwey theile aller-
erst fertig sind, auf mein ersuchen allbereit zu ver-
kauffen gedencket. Und indem es ein collegium ist,
welches alle studiost von allen facultäten besuchen
und zu ihren nutzen anwenden können, so hoffe ich
wenig leere bäncke zu behalten, obgleich diese stunde
sonst ordentlicher weise mehr der ruhe als der arbeit
bestimmet ist, und wil künftigen monrag g. g. als
den 4. Jun. anfangen, auch bald darauf von den übri-
gen collegiis dazu IV. das MORALE über Buddei ele-
menta philosophiae moralis
gehöret, die stunden mel-
den.

GOtt lasse dieses vorhaben auf allen seiten gese
gnet seyn, und gebe, daß Leipzig, den ruhm, so [es]

ins
d)

und politiſchen reden
nach aber die memoriale ſo ohnlaͤngſt von mir zum
drucke ſind befoͤdert worden, vor die hand nehme,
und bey denſelben einen diſcurs formire, welcher et-
was tieffer in den ſtaat und das jus publicum gehet.

Es iſt ohne dem zu beklagen, daß viel tauſend
Teutſche, welche doch gelehrt heiſſen wollen, nicht
einmahl wiſſen, wie es im Teutſchen reiche zugehet.
Daher geſchiehet es anch, daß etliche in den geſell-
ſchaften, wo man nicht beſtaͤndig von ihren hand-
wercke redet, mit ziemlicher angſt ſtille ſchweigen,
andre mit noch groͤſſer proſtitution reden und noch
andre welche ſich doch durch dergleichen ſtudia am
meiſten heben, und den weg zur rechten befoͤrde-
rung bahnen ſolten, ihr unvermoͤgen meiſtentheils
zu einer zeit erkennen und beklagen, da ihnen weiter
nicht kan geholfen werden. Da nun ohne dem mein
vorſatz iſt III. durch ein Collegium GRATUITUM
den anfang in meinem leſen dieſes mahl zu machen,
ſo wil ich den zuſtand des H. Roͤmiſchen reiches Teut-
ſcher nation in ſeinen geſchichten, gewohnheiten und
rechten, denen, die mich von 1. biß 2. uhr nachmit-
tags hoͤren wollen, gruͤndlich und deutlich vorſtellen,
und meine einleitung zum grunde legen, weil ſie der
herr verleger, ob gleich die erſten zwey theile aller-
erſt fertig ſind, auf mein erſuchen allbereit zu ver-
kauffen gedencket. Und indem es ein collegium iſt,
welches alle ſtudioſt von allen facultaͤten beſuchen
und zu ihren nutzen anwenden koͤnnen, ſo hoffe ich
wenig leere baͤncke zu behalten, obgleich dieſe ſtunde
ſonſt ordentlicher weiſe mehr der ruhe als der arbeit
beſtimmet iſt, und wil kuͤnftigen monrag g. g. als
den 4. Jun. anfangen, auch bald darauf von den uͤbri-
gen collegiis dazu IV. das MORALE uͤber Buddei ele-
menta philoſophiæ moralis
gehoͤret, die ſtunden mel-
den.

GOtt laſſe dieſes vorhaben auf allen ſeiten geſe
gnet ſeyn, und gebe, daß Leipzig, den ruhm, ſo [eſ]

ins
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <note xml:id="note-d-23" prev="#notefn-d-23" place="end" n="d)">
            <floatingText>
              <body>
                <p><pb facs="#f0461" n="443"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und                                                 politi&#x017F;chen reden</hi></fw><lb/>
nach aber                                         die memoriale &#x017F;o ohnla&#x0364;ng&#x017F;t von mir                                         zum<lb/>
drucke &#x017F;ind befo&#x0364;dert worden, vor die                                         hand nehme,<lb/>
und bey den&#x017F;elben einen                                         di&#x017F;curs formire, welcher et-<lb/>
was tieffer in den                                         &#x017F;taat und das jus publicum gehet.</p><lb/>
                <p>Es i&#x017F;t ohne dem zu beklagen, daß viel                                         tau&#x017F;end<lb/>
Teut&#x017F;che, welche doch gelehrt                                         hei&#x017F;&#x017F;en wollen, nicht<lb/>
einmahl                                         wi&#x017F;&#x017F;en, wie es im Teut&#x017F;chen reiche                                         zugehet.<lb/>
Daher ge&#x017F;chiehet es anch, daß etliche                                         in den ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaften, wo man nicht                                         be&#x017F;ta&#x0364;ndig von ihren hand-<lb/>
wercke redet,                                         mit ziemlicher ang&#x017F;t &#x017F;tille                                         &#x017F;chweigen,<lb/>
andre mit noch                                         gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er pro&#x017F;titution reden und                                         noch<lb/>
andre welche &#x017F;ich doch durch dergleichen                                         &#x017F;tudia am<lb/>
mei&#x017F;ten heben, und den weg zur                                         rechten befo&#x0364;rde-<lb/>
rung bahnen &#x017F;olten, ihr                                         unvermo&#x0364;gen mei&#x017F;tentheils<lb/>
zu einer zeit                                         erkennen und beklagen, da ihnen weiter<lb/>
nicht kan                                         geholfen werden. Da nun ohne dem mein<lb/>
vor&#x017F;atz                                         i&#x017F;t <hi rendition="#aq">II<hi rendition="#i">I.</hi></hi> durch ein <hi rendition="#aq">Collegium                                             GRATUITUM</hi><lb/>
den anfang in meinem le&#x017F;en                                         die&#x017F;es mahl zu machen,<lb/>
&#x017F;o wil ich den                                         zu&#x017F;tand des H. Ro&#x0364;mi&#x017F;chen reiches                                         Teut-<lb/>
&#x017F;cher nation in &#x017F;einen                                         ge&#x017F;chichten, gewohnheiten und<lb/>
rechten, denen,                                         die mich von 1. biß 2. uhr nachmit-<lb/>
tags ho&#x0364;ren                                         wollen, gru&#x0364;ndlich und deutlich                                         vor&#x017F;tellen,<lb/>
und meine einleitung zum grunde                                         legen, weil &#x017F;ie der<lb/>
herr verleger, ob gleich die                                         er&#x017F;ten zwey theile aller-<lb/>
er&#x017F;t fertig                                         &#x017F;ind, auf mein er&#x017F;uchen allbereit zu ver-<lb/>
kauffen gedencket. Und indem es ein collegium                                         i&#x017F;t,<lb/>
welches alle &#x017F;tudio&#x017F;t von                                         allen faculta&#x0364;ten be&#x017F;uchen<lb/>
und zu ihren                                         nutzen anwenden ko&#x0364;nnen, &#x017F;o hoffe ich<lb/>
wenig leere ba&#x0364;ncke zu behalten, obgleich                                         die&#x017F;e &#x017F;tunde<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t                                         ordentlicher wei&#x017F;e mehr der ruhe als der arbeit<lb/>
be&#x017F;timmet i&#x017F;t, und wil ku&#x0364;nftigen                                         monrag g. g. als<lb/>
den 4. Jun. anfangen, auch bald darauf                                         von den u&#x0364;bri-<lb/>
gen collegiis dazu <hi rendition="#aq">IV.</hi> das <hi rendition="#aq">MORALE</hi> u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">Buddei                                             ele-<lb/>
menta philo&#x017F;ophiæ moralis</hi> geho&#x0364;ret, die &#x017F;tunden mel-<lb/>
den.</p><lb/>
                <p>GOtt la&#x017F;&#x017F;e die&#x017F;es vorhaben auf allen                                         &#x017F;eiten ge&#x017F;e<lb/>
gnet &#x017F;eyn, und gebe,                                         daß Leipzig, den ruhm, &#x017F;o                                             <supplied>e&#x017F;</supplied><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ins</fw><lb/></p>
              </body>
            </floatingText>
          </note>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[443/0461] und politiſchen reden d⁾ nach aber die memoriale ſo ohnlaͤngſt von mir zum drucke ſind befoͤdert worden, vor die hand nehme, und bey denſelben einen diſcurs formire, welcher et- was tieffer in den ſtaat und das jus publicum gehet. Es iſt ohne dem zu beklagen, daß viel tauſend Teutſche, welche doch gelehrt heiſſen wollen, nicht einmahl wiſſen, wie es im Teutſchen reiche zugehet. Daher geſchiehet es anch, daß etliche in den geſell- ſchaften, wo man nicht beſtaͤndig von ihren hand- wercke redet, mit ziemlicher angſt ſtille ſchweigen, andre mit noch groͤſſer proſtitution reden und noch andre welche ſich doch durch dergleichen ſtudia am meiſten heben, und den weg zur rechten befoͤrde- rung bahnen ſolten, ihr unvermoͤgen meiſtentheils zu einer zeit erkennen und beklagen, da ihnen weiter nicht kan geholfen werden. Da nun ohne dem mein vorſatz iſt III. durch ein Collegium GRATUITUM den anfang in meinem leſen dieſes mahl zu machen, ſo wil ich den zuſtand des H. Roͤmiſchen reiches Teut- ſcher nation in ſeinen geſchichten, gewohnheiten und rechten, denen, die mich von 1. biß 2. uhr nachmit- tags hoͤren wollen, gruͤndlich und deutlich vorſtellen, und meine einleitung zum grunde legen, weil ſie der herr verleger, ob gleich die erſten zwey theile aller- erſt fertig ſind, auf mein erſuchen allbereit zu ver- kauffen gedencket. Und indem es ein collegium iſt, welches alle ſtudioſt von allen facultaͤten beſuchen und zu ihren nutzen anwenden koͤnnen, ſo hoffe ich wenig leere baͤncke zu behalten, obgleich dieſe ſtunde ſonſt ordentlicher weiſe mehr der ruhe als der arbeit beſtimmet iſt, und wil kuͤnftigen monrag g. g. als den 4. Jun. anfangen, auch bald darauf von den uͤbri- gen collegiis dazu IV. das MORALE uͤber Buddei ele- menta philoſophiæ moralis gehoͤret, die ſtunden mel- den. GOtt laſſe dieſes vorhaben auf allen ſeiten geſe gnet ſeyn, und gebe, daß Leipzig, den ruhm, ſo eſ ins

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/461
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/461>, abgerufen am 22.11.2024.