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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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und politischen reden.
und der gottesgelahrtheit befliessenen, christ-
liches und ruhmwürdiges andencken, in einen
leichenbegängnisse zu verehren. Jch habe an
den seelig- verstorbenen kein todtes, sondern
vielmehr ein lebendiges exempel, dessen was
ich zuvor angeführet, daß nemlich der zeitliche
todt kein todt, sondern vielmehr eine geburt zu
einem neuen leben zu nennen sey. Wir wer-
den hinführo an den seelig-verstorbenen ge-
dencken als an einem menschen, welcher zwar
durch die geburt von ehrlichen eltern ein sterb-
liches leben, aber durch den todt ein unsterb-
liches erhalten. Wir erinnern uns desselben,
als eines vernünftigen menschen, welcher sich
im leben so viel möglich, nunmehro aber durch
das absterben, vollkommen von der eitelkeit
abgesondert. Der sich iederzeit, durch die
erkänntniß seiner schwachheit mehr vollkom-
men gemacht, als daß er durch eine schwülsti-
ge fürstellung seiner verdienste und präsumti-
on von sich selbst sich in ein thöricht nichts
hätte verwandeln sollen. Wir stehen bey
seinem grabe als den ruhe-kämmerlein eines
christen, der hier in der zeit, mehr die nahrung
für seine seele gesuchet, und seinen leib castey-
et, als den alten adam gepfleget, und den
neuen menschen verschmachten lassen; eines
christen, dessen stiller und eingezogener gott-
gelassener wandel ihn mehr unter die zahl der
stillen im lande und gott angenehmen seelen
versetzet, als in den wirbel der schwärmenden

welt-

und politiſchen reden.
und der gottesgelahrtheit beflieſſenen, chriſt-
liches und ruhmwuͤrdiges andencken, in einen
leichenbegaͤngniſſe zu verehren. Jch habe an
den ſeelig- verſtorbenen kein todtes, ſondern
vielmehr ein lebendiges exempel, deſſen was
ich zuvor angefuͤhret, daß nemlich der zeitliche
todt kein todt, ſondern vielmehr eine geburt zu
einem neuen leben zu nennen ſey. Wir wer-
den hinfuͤhro an den ſeelig-verſtorbenen ge-
dencken als an einem menſchen, welcher zwar
durch die geburt von ehrlichen eltern ein ſterb-
liches leben, aber durch den todt ein unſterb-
liches erhalten. Wir erinnern uns deſſelben,
als eines vernuͤnftigen menſchen, welcher ſich
im leben ſo viel moͤglich, nunmehro aber durch
das abſterben, vollkommen von der eitelkeit
abgeſondert. Der ſich iederzeit, durch die
erkaͤnntniß ſeiner ſchwachheit mehr vollkom-
men gemacht, als daß er durch eine ſchwuͤlſti-
ge fuͤrſtellung ſeiner verdienſte und praͤſumti-
on von ſich ſelbſt ſich in ein thoͤricht nichts
haͤtte verwandeln ſollen. Wir ſtehen bey
ſeinem grabe als den ruhe-kaͤmmerlein eines
chriſten, der hier in der zeit, mehr die nahrung
fuͤr ſeine ſeele geſuchet, und ſeinen leib caſtey-
et, als den alten adam gepfleget, und den
neuen menſchen verſchmachten laſſen; eines
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[461/0479] und politiſchen reden. und der gottesgelahrtheit beflieſſenen, chriſt- liches und ruhmwuͤrdiges andencken, in einen leichenbegaͤngniſſe zu verehren. Jch habe an den ſeelig- verſtorbenen kein todtes, ſondern vielmehr ein lebendiges exempel, deſſen was ich zuvor angefuͤhret, daß nemlich der zeitliche todt kein todt, ſondern vielmehr eine geburt zu einem neuen leben zu nennen ſey. Wir wer- den hinfuͤhro an den ſeelig-verſtorbenen ge- dencken als an einem menſchen, welcher zwar durch die geburt von ehrlichen eltern ein ſterb- liches leben, aber durch den todt ein unſterb- liches erhalten. Wir erinnern uns deſſelben, als eines vernuͤnftigen menſchen, welcher ſich im leben ſo viel moͤglich, nunmehro aber durch das abſterben, vollkommen von der eitelkeit abgeſondert. Der ſich iederzeit, durch die erkaͤnntniß ſeiner ſchwachheit mehr vollkom- men gemacht, als daß er durch eine ſchwuͤlſti- ge fuͤrſtellung ſeiner verdienſte und praͤſumti- on von ſich ſelbſt ſich in ein thoͤricht nichts haͤtte verwandeln ſollen. Wir ſtehen bey ſeinem grabe als den ruhe-kaͤmmerlein eines chriſten, der hier in der zeit, mehr die nahrung fuͤr ſeine ſeele geſuchet, und ſeinen leib caſtey- et, als den alten adam gepfleget, und den neuen menſchen verſchmachten laſſen; eines chriſten, deſſen ſtiller und eingezogener gott- gelaſſener wandel ihn mehr unter die zahl der ſtillen im lande und gott angenehmen ſeelen verſetzet, als in den wirbel der ſchwaͤrmenden welt-

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/479>, abgerufen am 22.11.2024.