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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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von allerhand schul-
welt-kinder hingerissen; eines christen, der
hier den befleckten rock des fleisches abgeleget,
und an diesen orte, nunmehro seine verweßli-
che kleider verwahren lässet, weil er bey der
hochzeit des lammes in Christi blut und gerech-
tigkeit bekleidet, sich einsinden müssen. Wir
haben von ihm ein bild in unserm gedächtniß,
als eines befliessenen der gottes-gelahrheit,
welcher den kern der göttlichen weißheit, mehr
in einer lebendigen ausübung, als in einer ü-
bersteigenden betrachtung, gesuchet. Wir
verehren endlich sein andencken, als eines
Magistri der gelehrsamkeit, welcher es dahin
gebracht, wohin wenig studierende gedencken, die
allerwenigsten kommen, nemlich daß er mit
dem gesamleten schatz ächter gelehrsamkeit,
Gott, andern, und ihm selbst dienen können.
Da wir wissen, daß er damit bereits män-
nern, welche unsere Philyrea, als theure lehrer
hochhält, und seinem vaterlande gedienet,
auch den bücher-schatz einer hochlöblichen uni-
versität, zum theil besorget. Alles dieses hat
man mehrentheils bey des seelig-verstorbenen
lebzeiten gewust, aber man hat es verschwie-
gen, da es theils die bescheidenheit des wohl-
seeligen nicht erlaubt hätte zu sagen, theils, da
man sich selten mühe giebt, ein gegenwärtiges
gut, wegen denr äussern schale darunter es steckt,
zu untersuchen, biß man genöthiget wird, wenn
der todt die äussern hülsen zubricht dessen für-
trefflichkeiten zu erkennen. Nunmehro da er
erblasset, lebet nicht nur der unsterbliche geist

in

von allerhand ſchul-
welt-kinder hingeriſſen; eines chriſten, der
hier den befleckten rock des fleiſches abgeleget,
und an dieſen orte, nunmehro ſeine verweßli-
che kleider verwahren laͤſſet, weil er bey der
hochzeit des lammes in Chriſti blut und gerech-
tigkeit bekleidet, ſich einſinden muͤſſen. Wir
haben von ihm ein bild in unſerm gedaͤchtniß,
als eines beflieſſenen der gottes-gelahrheit,
welcher den kern der goͤttlichen weißheit, mehr
in einer lebendigen ausuͤbung, als in einer uͤ-
berſteigenden betrachtung, geſuchet. Wir
verehren endlich ſein andencken, als eines
Magiſtri der gelehrſamkeit, welcher es dahin
gebracht, wohin wenig ſtudieꝛende gedencken, die
allerwenigſten kommen, nemlich daß er mit
dem geſamleten ſchatz aͤchter gelehrſamkeit,
Gott, andern, und ihm ſelbſt dienen koͤnnen.
Da wir wiſſen, daß er damit bereits maͤn-
nern, welche unſere Philyrea, als theure lehrer
hochhaͤlt, und ſeinem vaterlande gedienet,
auch den buͤcher-ſchatz einer hochloͤblichen uni-
verſitaͤt, zum theil beſorget. Alles dieſes hat
man mehrentheils bey des ſeelig-verſtorbenen
lebzeiten gewuſt, aber man hat es verſchwie-
gen, da es theils die beſcheidenheit des wohl-
ſeeligen nicht erlaubt haͤtte zu ſagen, theils, da
man ſich ſelten muͤhe giebt, ein gegenwaͤrtiges
gut, wegen dẽr aͤuſſern ſchale darunter es ſteckt,
zu unterſuchen, biß man genoͤthiget wird, wenn
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trefflichkeiten zu erkennen. Nunmehro da er
erblaſſet, lebet nicht nur der unſterbliche geiſt

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[462/0480] von allerhand ſchul- welt-kinder hingeriſſen; eines chriſten, der hier den befleckten rock des fleiſches abgeleget, und an dieſen orte, nunmehro ſeine verweßli- che kleider verwahren laͤſſet, weil er bey der hochzeit des lammes in Chriſti blut und gerech- tigkeit bekleidet, ſich einſinden muͤſſen. Wir haben von ihm ein bild in unſerm gedaͤchtniß, als eines beflieſſenen der gottes-gelahrheit, welcher den kern der goͤttlichen weißheit, mehr in einer lebendigen ausuͤbung, als in einer uͤ- berſteigenden betrachtung, geſuchet. Wir verehren endlich ſein andencken, als eines Magiſtri der gelehrſamkeit, welcher es dahin gebracht, wohin wenig ſtudieꝛende gedencken, die allerwenigſten kommen, nemlich daß er mit dem geſamleten ſchatz aͤchter gelehrſamkeit, Gott, andern, und ihm ſelbſt dienen koͤnnen. Da wir wiſſen, daß er damit bereits maͤn- nern, welche unſere Philyrea, als theure lehrer hochhaͤlt, und ſeinem vaterlande gedienet, auch den buͤcher-ſchatz einer hochloͤblichen uni- verſitaͤt, zum theil beſorget. Alles dieſes hat man mehrentheils bey des ſeelig-verſtorbenen lebzeiten gewuſt, aber man hat es verſchwie- gen, da es theils die beſcheidenheit des wohl- ſeeligen nicht erlaubt haͤtte zu ſagen, theils, da man ſich ſelten muͤhe giebt, ein gegenwaͤrtiges gut, wegen dẽr aͤuſſern ſchale darunter es ſteckt, zu unterſuchen, biß man genoͤthiget wird, wenn der todt die aͤuſſern huͤlſen zubricht deſſen fuͤr- trefflichkeiten zu erkennen. Nunmehro da er erblaſſet, lebet nicht nur der unſterbliche geiſt in

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/480>, abgerufen am 22.11.2024.