Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.und politischen reden. ten, darbey aber auch wohl meinend nichtverhalten, daß sie nebst mir ihren ietzigen zu- stand recht hertzlich beklagen, denn ob sie wohl scheinen, diese niedergelegte unschuld heimlich zu belachen, so können sie doch versichert seyn, daß ihnen vielleicht gar bald ein gleiches be- gegnen werde. Jch nehme mir dahero die freyheit ihnen zu wünschen, das ihre bereits angegangene innerliche kriege, bald in eine dergestaltige offenbare flamme ausbrechen mögen, daß sie zu der ihnen so hoch benö- thigten ruhe gelangen können. Ja wollen sie mir nicht trauen, so belieben sie sich nur der worte zu erinnern, die sie seit einigen jahren so fleißig gesungen haben: Les fleurs de ce jardin sont belles, mais elles ne durent pas long tems. Beautes vous passeres comme elles Profitez de votre printems. Ehe ich aber noch diese stelle verlasse, muß ich Hier muß ich armes ding in meiner un- schuld sterben, Die jugend konte mich nicht retten vom verderben, Jch G g 5
und politiſchen reden. ten, darbey aber auch wohl meinend nichtverhalten, daß ſie nebſt mir ihren ietzigen zu- ſtand recht hertzlich beklagen, denn ob ſie wohl ſcheinen, dieſe niedergelegte unſchuld heimlich zu belachen, ſo koͤnnen ſie doch verſichert ſeyn, daß ihnen vielleicht gar bald ein gleiches be- gegnen werde. Jch nehme mir dahero die freyheit ihnen zu wuͤnſchen, das ihre bereits angegangene innerliche kriege, bald in eine dergeſtaltige offenbare flamme ausbrechen moͤgen, daß ſie zu der ihnen ſo hoch benoͤ- thigten ruhe gelangen koͤnnen. Ja wollen ſie mir nicht trauen, ſo belieben ſie ſich nur der worte zu erinnern, die ſie ſeit einigen jahren ſo fleißig geſungen haben: Les fleurs de ce jardin ſont belles, mais elles ne durent pas long tems. Beautes vous paſſeres comme elles Profitez de votre printems. Ehe ich aber noch dieſe ſtelle verlaſſe, muß ich Hier muß ich armes ding in meiner un- ſchuld ſterben, Die jugend konte mich nicht retten vom verderben, Jch G g 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0491" n="473"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und politiſchen reden.</hi></fw><lb/> ten, darbey aber auch wohl meinend nicht<lb/> verhalten, daß ſie nebſt mir ihren ietzigen zu-<lb/> ſtand recht hertzlich beklagen, denn ob ſie wohl<lb/> ſcheinen, dieſe niedergelegte unſchuld heimlich<lb/> zu belachen, ſo koͤnnen ſie doch verſichert ſeyn,<lb/> daß ihnen vielleicht gar bald ein gleiches be-<lb/> gegnen werde. Jch nehme mir dahero die<lb/> freyheit ihnen zu wuͤnſchen, das ihre bereits<lb/> angegangene innerliche kriege, bald in eine<lb/> dergeſtaltige offenbare flamme ausbrechen<lb/> moͤgen, daß ſie zu der ihnen ſo hoch benoͤ-<lb/> thigten ruhe gelangen koͤnnen. Ja wollen ſie<lb/> mir nicht trauen, ſo belieben ſie ſich nur der<lb/> worte zu erinnern, die ſie ſeit einigen jahren<lb/> ſo fleißig geſungen haben:</p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#aq">Les fleurs de ce jardin ſont belles,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">mais elles ne durent pas long tems.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Beautes vous paſſeres comme elles</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Profitez de votre printems.</hi> </l> </lg><lb/> <p>Ehe ich aber noch dieſe ſtelle verlaſſe, muß ich<lb/> zum wohl verdienten nach-ruhm, und nach<lb/> wohl-hergebrachter gewohnheit unſerer wer-<lb/> theſten Fraͤulein <hi rendition="#aq">N.</hi> noch dieſe grab-ſchrift<lb/> ſtellen:</p><lb/> <lg xml:id="p01a" type="poem" next="#p01b"> <l>Hier muß ich armes ding in meiner un-<lb/><hi rendition="#et">ſchuld ſterben,</hi></l><lb/> <l>Die jugend konte mich nicht retten vom<lb/><hi rendition="#et">verderben,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">G g 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [473/0491]
und politiſchen reden.
ten, darbey aber auch wohl meinend nicht
verhalten, daß ſie nebſt mir ihren ietzigen zu-
ſtand recht hertzlich beklagen, denn ob ſie wohl
ſcheinen, dieſe niedergelegte unſchuld heimlich
zu belachen, ſo koͤnnen ſie doch verſichert ſeyn,
daß ihnen vielleicht gar bald ein gleiches be-
gegnen werde. Jch nehme mir dahero die
freyheit ihnen zu wuͤnſchen, das ihre bereits
angegangene innerliche kriege, bald in eine
dergeſtaltige offenbare flamme ausbrechen
moͤgen, daß ſie zu der ihnen ſo hoch benoͤ-
thigten ruhe gelangen koͤnnen. Ja wollen ſie
mir nicht trauen, ſo belieben ſie ſich nur der
worte zu erinnern, die ſie ſeit einigen jahren
ſo fleißig geſungen haben:
Les fleurs de ce jardin ſont belles,
mais elles ne durent pas long tems.
Beautes vous paſſeres comme elles
Profitez de votre printems.
Ehe ich aber noch dieſe ſtelle verlaſſe, muß ich
zum wohl verdienten nach-ruhm, und nach
wohl-hergebrachter gewohnheit unſerer wer-
theſten Fraͤulein N. noch dieſe grab-ſchrift
ſtellen:
Hier muß ich armes ding in meiner un-
ſchuld ſterben,
Die jugend konte mich nicht retten vom
verderben,
Jch
G g 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |