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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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dem schreiben und ausreden.
denn hier statuiren wir weder pabst noch symbo-
lische bücher, man wird mir auch meine freyheit
zu glauben nicht nehmen, solte ich aber wieder
meine eigene lehrsätze iezuweilen gesündiget ha-
ben, so muß man bedencken, daß der beste schrei-
ber manchmahl sich irre, und daß ich kein buch-
drucker sey, oder eine eigene buchdruckerey füh-
re, daß endlich der stilus dogmaticus hierinn
einige freyheit habe.

§. 5. Bey dem mündlichen fürtrage hat
man zu sehen, auf eine bequeme und der sache
gemässe ausrede, auf eine gute disposition des
gesichts, auf die bewegungen des leibes nach
den affecten, und nach den argumenten, auf
die regeln des wohlstandes, die beschaffenheit
des zuhörers und anderer umstände, welche
alle miteinander, die ohnedem kräftige bered-
samkeit des leibes vollkommen machen, und
von allen unanständigkeiten abhalten.

Hiezu dienen Conrart, den ich oben in der vorbe-
reit. § 9. angeführet und darunter, wo ich nicht
irre, Michael le Faucheur verborgen ist. Fran-
tzii
Specimen eloquentiae exterioris, Amsterdam,
1697. 8. Grossers anleitungzu leichen- und
hochzeit-reden. Kemmerich
loc. cit. pag. 1060.
Quinctilianus Lib. XI. Voßius in Rhetori-
ca contracta Lib. V. cap. VIII. VIIII.
Wenn
diese Umstände recht observiret werden, ge-
ben sie der rede das rechte leben, deßwegen De-
mosthenes, das gantze wesen der beredsamkeit,
darinn zu suchen meinte. Capistranus konte
auch, bloß mit diesem exterieur, die leute zum
weinen bewegen. Frantzius nnd Mayer führ-
ten ihre lehrlinge daher vor den spiegel, sol-
ches recht zu lernen. Und was hat man da-
durch
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dem ſchreiben und ausreden.
denn hier ſtatuiren wir weder pabſt noch ſymbo-
liſche buͤcher, man wird mir auch meine freyheit
zu glauben nicht nehmen, ſolte ich aber wieder
meine eigene lehrſaͤtze iezuweilen geſündiget ha-
ben, ſo muß man bedencken, daß der beſte ſchrei-
ber manchmahl ſich irre, und daß ich kein buch-
drucker ſey, oder eine eigene buchdruckerey fuͤh-
re, daß endlich der ſtilus dogmaticus hierinn
einige freyheit habe.

§. 5. Bey dem muͤndlichen fuͤrtrage hat
man zu ſehen, auf eine bequeme und der ſache
gemaͤſſe ausrede, auf eine gute diſpoſition des
geſichts, auf die bewegungen des leibes nach
den affecten, und nach den argumenten, auf
die regeln des wohlſtandes, die beſchaffenheit
des zuhoͤrers und anderer umſtaͤnde, welche
alle miteinander, die ohnedem kraͤftige bered-
ſamkeit des leibes vollkommen machen, und
von allen unanſtaͤndigkeiten abhalten.

Hiezu dienen Conrart, den ich oben in der vorbe-
reit. § 9. angefuͤhret und darunter, wo ich nicht
irre, Michael le Faucheur verborgen iſt. Fran-
tzii
Specimen eloquentiae exterioris, Amſterdam,
1697. 8. Groſſers anleitungzu leichen- und
hochzeit-reden. Kemmerich
loc. cit. pag. 1060.
Quinctilianus Lib. XI. Voßius in Rhetori-
ca contracta Lib. V. cap. VIII. VIIII.
Wenn
dieſe Umſtaͤnde recht obſerviret werden, ge-
ben ſie der rede das rechte leben, deßwegen De-
moſthenes, das gantze weſen der beredſamkeit,
darinn zu ſuchen meinte. Capiſtranus konte
auch, bloß mit dieſem exterieur, die leute zum
weinen bewegen. Frantzius nnd Mayer fuͤhr-
ten ihre lehrlinge daher vor den ſpiegel, ſol-
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durch
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[533/0551] dem ſchreiben und ausreden. m⁾ denn hier ſtatuiren wir weder pabſt noch ſymbo- liſche buͤcher, man wird mir auch meine freyheit zu glauben nicht nehmen, ſolte ich aber wieder meine eigene lehrſaͤtze iezuweilen geſündiget ha- ben, ſo muß man bedencken, daß der beſte ſchrei- ber manchmahl ſich irre, und daß ich kein buch- drucker ſey, oder eine eigene buchdruckerey fuͤh- re, daß endlich der ſtilus dogmaticus hierinn einige freyheit habe. §. 5. Bey dem muͤndlichen fuͤrtrage hat man zu ſehen, auf eine bequeme und der ſache gemaͤſſe ausrede, auf eine gute diſpoſition des geſichts, auf die bewegungen des leibes nach den affecten, und nach den argumenten, auf die regeln des wohlſtandes, die beſchaffenheit des zuhoͤrers und anderer umſtaͤnde, welche alle miteinander, die ohnedem kraͤftige bered- ſamkeit des leibes vollkommen machen, und von allen unanſtaͤndigkeiten abhalten. Hiezu dienen Conrart, den ich oben in der vorbe- reit. § 9. angefuͤhret und darunter, wo ich nicht irre, Michael le Faucheur verborgen iſt. Fran- tzii Specimen eloquentiae exterioris, Amſterdam, 1697. 8. Groſſers anleitungzu leichen- und hochzeit-reden. Kemmerich loc. cit. pag. 1060. Quinctilianus Lib. XI. Voßius in Rhetori- ca contracta Lib. V. cap. VIII. VIIII. Wenn dieſe Umſtaͤnde recht obſerviret werden, ge- ben ſie der rede das rechte leben, deßwegen De- moſthenes, das gantze weſen der beredſamkeit, darinn zu ſuchen meinte. Capiſtranus konte auch, bloß mit dieſem exterieur, die leute zum weinen bewegen. Frantzius nnd Mayer fuͤhr- ten ihre lehrlinge daher vor den ſpiegel, ſol- ches recht zu lernen. Und was hat man da- durch L l 3

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/551>, abgerufen am 22.11.2024.