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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

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und derselben erfindung.
und dabey man weiter nichts gebraucht, als
nur diese unmittelbarer weise von den sinnen
entstandene begriffe, mit geschickten worten
auszudrucken. Hieraus könte man zu einer
rechten topic[unleserliches Material], den ersten locum uniuersalem
machen, nemlich experientiam.a) Und weil
entweder wir, oder andere, die wahrheit der
dinge unmittelbar aus den sinnen empfunden,
so bekommt man zweyerley sinnliche unstreiti-
ge arten zu beweisen, nemlich experientiam pro-
priam und experientiam alienam.b)

a) Z. e. Es sey dieser satz: Leipzig ist ein recht
sehr angenehmer o[rt].
So ist der beweiß:
Man sehe nur die schönen gebäude und gär-
ten, die angenehme lage, man höre nur die für-
treflichen Musicken man hat von allen orten
der welt correspondence, immer was ne[u]e[s],
man komme nor in die [G]esellschaften, man las-
se sich nur von denen schonen anstalten und
ordnungen einige nachricht geben.

b) Z e Jch hätte den satz: Wenn die menschen
iemand lieben, so seben sie alle seine fehler als
tugenden an, und wenn sie iemand bassen, so
halten sie alles gute an ihm für schlimm:
So
könte ihn leicht iedermann aus seiner eigenen
erfah[r]ung beweisen. Spräche ich aber: Die
tadelsucht ist ein schädliches ding,
so hätte ichs
unstreitig bewiesen, wann ich hinzusetzte: Man
frage nur Nasutum Mephistopholem, der
kriegte seiner mocquer[i]e wegen in Dreßden
brave ma[n] schellen.
Oder es sagte iemand:
Beym fechten komes nicht eben auf die grösse
an,
so dürffte er nur an statt des beweises, das
experiment anführen, welches Goliath mit dem
David in diesem stück gemacht.

§. 7.

und derſelben erfindung.
und dabey man weiter nichts gebraucht, als
nur dieſe unmittelbarer weiſe von den ſinnen
entſtandene begriffe, mit geſchickten worten
auszudrucken. Hieraus koͤnte man zu einer
rechten topic[unleserliches Material], den erſten locum uniuerſalem
machen, nemlich experientiam.a) Und weil
entweder wir, oder andere, die wahrheit der
dinge unmittelbar aus den ſinnen empfunden,
ſo bekommt man zweyerley ſinnliche unſtreiti-
ge arten zu beweiſen, nemlich experientiam pro-
priam und experientiam alienam.b)

a) Z. e. Es ſey dieſer ſatz: Leipzig iſt ein recht
ſehr angenehmer o[rt].
So iſt der beweiß:
Man ſehe nur die ſchoͤnen gebaͤude und gaͤr-
ten, die angenehme lage, man hoͤre nur die fuͤr-
treflichen Muſicken man hat von allen orten
der welt correſpondence, immer was ne[u]e[s],
man komme nor in die [G]eſellſchaften, man laſ-
ſe ſich nur von denen ſchonen anſtalten und
ordnungen einige nachricht geben.

b) Z e Jch haͤtte den ſatz: Wenn die menſchen
iemand lieben, ſo ſeben ſie alle ſeine fehler als
tugenden an, und wenn ſie iemand baſſen, ſo
halten ſie alles gute an ihm fuͤr ſchlimm:
So
koͤnte ihn leicht iedermann aus ſeiner eigenen
erfah[r]ung beweiſen. Spraͤche ich aber: Die
tadelſucht iſt ein ſchaͤdliches ding,
ſo haͤtte ichs
unſtreitig bewieſen, wann ich hinzuſetzte: Man
frage nur Naſutum Mephiſtopholem, der
kriegte ſeiner mocquer[i]e wegen in Dreßden
brave ma[n] ſchellen.
Oder es ſagte iemand:
Beym fechten komes nicht eben auf die groͤſſe
an,
ſo duͤrffte er nur an ſtatt des beweiſes, das
experiment anfuͤhren, welches Goliath mit dem
David in dieſem ſtuͤck gemacht.

§. 7.
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[61/0079] und derſelben erfindung. und dabey man weiter nichts gebraucht, als nur dieſe unmittelbarer weiſe von den ſinnen entſtandene begriffe, mit geſchickten worten auszudrucken. Hieraus koͤnte man zu einer rechten topic_ , den erſten locum uniuerſalem machen, nemlich experientiam. a⁾ Und weil entweder wir, oder andere, die wahrheit der dinge unmittelbar aus den ſinnen empfunden, ſo bekommt man zweyerley ſinnliche unſtreiti- ge arten zu beweiſen, nemlich experientiam pro- priam und experientiam alienam. b⁾ a⁾ Z. e. Es ſey dieſer ſatz: Leipzig iſt ein recht ſehr angenehmer ort. So iſt der beweiß: Man ſehe nur die ſchoͤnen gebaͤude und gaͤr- ten, die angenehme lage, man hoͤre nur die fuͤr- treflichen Muſicken man hat von allen orten der welt correſpondence, immer was neues, man komme nor in die Geſellſchaften, man laſ- ſe ſich nur von denen ſchonen anſtalten und ordnungen einige nachricht geben. b⁾ Z e Jch haͤtte den ſatz: Wenn die menſchen iemand lieben, ſo ſeben ſie alle ſeine fehler als tugenden an, und wenn ſie iemand baſſen, ſo halten ſie alles gute an ihm fuͤr ſchlimm: So koͤnte ihn leicht iedermann aus ſeiner eigenen erfahrung beweiſen. Spraͤche ich aber: Die tadelſucht iſt ein ſchaͤdliches ding, ſo haͤtte ichs unſtreitig bewieſen, wann ich hinzuſetzte: Man frage nur Naſutum Mephiſtopholem, der kriegte ſeiner mocquerie wegen in Dreßden brave man ſchellen. Oder es ſagte iemand: Beym fechten komes nicht eben auf die groͤſſe an, ſo duͤrffte er nur an ſtatt des beweiſes, das experiment anfuͤhren, welches Goliath mit dem David in dieſem ſtuͤck gemacht. §. 7.

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Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/79>, abgerufen am 27.11.2024.