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Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858.

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1. Entwicklung einer originalen mittelalterlichen Tracht.
Blialt oder Plialt, Cyclat oder Siglat, Palmat, Pfawin, so ge-
nannt, weil er gleich Pfauenfedern schillerte, Pfellel, Pfeller oder
Pfelle, Sureiner Seidentuch, Taft, Triblat, Tyras und Tymit,
Zendal oder Sendal, auch Sindel und Sendel genannt. Die
Stoffe waren von allen Farben, konnten gemustert sein, mit stili-
sirtem Laubwerk, Thieren und figürlichen Darstellungen, über
deren Gebrauch wir oben gesprochen haben, und waren auch nicht
selten mit Gold durchwirkt, was die Sarazenen vor allem ver-
standen, während die abendländischen Frauen es hineinstickten.

"Das Gold vom Kaukasus ist roth,
Daraus die Heiden schön Gewand
Wirken; mit Kunstverstand
Legen sie das Gold in Seiden."
(Parzival.)

Zu den kostbarsten und den am meisten genannten dieser
Stoffe gehört der Pfellel. Der Name ist von pallium --
Mantel -- abzuleiten, wohl weil er ursprünglich zu diesem Ge-
wand, dem weltlichen wie dem geistlichen Pallium, besonders ge-
braucht wurde; seine Heimath aber ist die wunderbare Fremde,
das ferne Morgenland, Libyen, Arabien, Babylon u. s. w.
Dort wird er, wie auch von anderm Seidenstoff erzählt wird, in
einem fabelhaften Berge zu Agremontein von Salamandern im
heißen Brand des Feuers unvergänglich gewirkt. Eine andere
Sage läßt im weiten Indien einen Baum wachsen bei der Burg
Grarimort, der trägt die feinste Seide von einem Glanze, ge-
sponnenem Golde gleich, und wer diesen kostbaren Pfellel trägt,
der gewinnt durch ihn unendliche Pracht.

Neben dem Pfellel war der Baldachin besonders ange-
sehen. Das alte Bagdad -- Baldek -- hat ihm Namen und
Ursprung gegeben. Er war so kostbar und stand in so hohen
Ehren, daß selbst Maria, die Himmelskönigin, von ihm ein
Kleid tragen konnte, "durchwirkt mit lauterm Golde." Auch der
Cyclat oder Siglat kommt in reichster Weise mit Gold durch-
wirkt vor. Tristan trägt daraus ein Kleid, "das Gold war darin
gewoben nicht in der Maße des Hofes; die seidenen Streifen sah
man kaum, sie waren alle mit Gold ertränket und in Gold ver-

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1. Entwicklung einer originalen mittelalterlichen Tracht.
Blialt oder Plialt, Cyclat oder Siglat, Palmat, Pfawin, ſo ge-
nannt, weil er gleich Pfauenfedern ſchillerte, Pfellel, Pfeller oder
Pfelle, Sureiner Seidentuch, Taft, Triblat, Tyras und Tymit,
Zendal oder Sendal, auch Sindel und Sendel genannt. Die
Stoffe waren von allen Farben, konnten gemuſtert ſein, mit ſtili-
ſirtem Laubwerk, Thieren und figürlichen Darſtellungen, über
deren Gebrauch wir oben geſprochen haben, und waren auch nicht
ſelten mit Gold durchwirkt, was die Sarazenen vor allem ver-
ſtanden, während die abendländiſchen Frauen es hineinſtickten.

„Das Gold vom Kaukaſus iſt roth,
Daraus die Heiden ſchön Gewand
Wirken; mit Kunſtverſtand
Legen ſie das Gold in Seiden.“
(Parzival.)

Zu den koſtbarſten und den am meiſten genannten dieſer
Stoffe gehört der Pfellel. Der Name iſt von pallium
Mantel — abzuleiten, wohl weil er urſprünglich zu dieſem Ge-
wand, dem weltlichen wie dem geiſtlichen Pallium, beſonders ge-
braucht wurde; ſeine Heimath aber iſt die wunderbare Fremde,
das ferne Morgenland, Libyen, Arabien, Babylon u. ſ. w.
Dort wird er, wie auch von anderm Seidenſtoff erzählt wird, in
einem fabelhaften Berge zu Agremontein von Salamandern im
heißen Brand des Feuers unvergänglich gewirkt. Eine andere
Sage läßt im weiten Indien einen Baum wachſen bei der Burg
Grarimort, der trägt die feinſte Seide von einem Glanze, ge-
ſponnenem Golde gleich, und wer dieſen koſtbaren Pfellel trägt,
der gewinnt durch ihn unendliche Pracht.

Neben dem Pfellel war der Baldachin beſonders ange-
ſehen. Das alte Bagdad — Baldek — hat ihm Namen und
Urſprung gegeben. Er war ſo koſtbar und ſtand in ſo hohen
Ehren, daß ſelbſt Maria, die Himmelskönigin, von ihm ein
Kleid tragen konnte, „durchwirkt mit lauterm Golde.“ Auch der
Cyclat oder Siglat kommt in reichſter Weiſe mit Gold durch-
wirkt vor. Triſtan trägt daraus ein Kleid, „das Gold war darin
gewoben nicht in der Maße des Hofes; die ſeidenen Streifen ſah
man kaum, ſie waren alle mit Gold ertränket und in Gold ver-

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[163/0181] 1. Entwicklung einer originalen mittelalterlichen Tracht. Blialt oder Plialt, Cyclat oder Siglat, Palmat, Pfawin, ſo ge- nannt, weil er gleich Pfauenfedern ſchillerte, Pfellel, Pfeller oder Pfelle, Sureiner Seidentuch, Taft, Triblat, Tyras und Tymit, Zendal oder Sendal, auch Sindel und Sendel genannt. Die Stoffe waren von allen Farben, konnten gemuſtert ſein, mit ſtili- ſirtem Laubwerk, Thieren und figürlichen Darſtellungen, über deren Gebrauch wir oben geſprochen haben, und waren auch nicht ſelten mit Gold durchwirkt, was die Sarazenen vor allem ver- ſtanden, während die abendländiſchen Frauen es hineinſtickten. „Das Gold vom Kaukaſus iſt roth, Daraus die Heiden ſchön Gewand Wirken; mit Kunſtverſtand Legen ſie das Gold in Seiden.“ (Parzival.) Zu den koſtbarſten und den am meiſten genannten dieſer Stoffe gehört der Pfellel. Der Name iſt von pallium — Mantel — abzuleiten, wohl weil er urſprünglich zu dieſem Ge- wand, dem weltlichen wie dem geiſtlichen Pallium, beſonders ge- braucht wurde; ſeine Heimath aber iſt die wunderbare Fremde, das ferne Morgenland, Libyen, Arabien, Babylon u. ſ. w. Dort wird er, wie auch von anderm Seidenſtoff erzählt wird, in einem fabelhaften Berge zu Agremontein von Salamandern im heißen Brand des Feuers unvergänglich gewirkt. Eine andere Sage läßt im weiten Indien einen Baum wachſen bei der Burg Grarimort, der trägt die feinſte Seide von einem Glanze, ge- ſponnenem Golde gleich, und wer dieſen koſtbaren Pfellel trägt, der gewinnt durch ihn unendliche Pracht. Neben dem Pfellel war der Baldachin beſonders ange- ſehen. Das alte Bagdad — Baldek — hat ihm Namen und Urſprung gegeben. Er war ſo koſtbar und ſtand in ſo hohen Ehren, daß ſelbſt Maria, die Himmelskönigin, von ihm ein Kleid tragen konnte, „durchwirkt mit lauterm Golde.“ Auch der Cyclat oder Siglat kommt in reichſter Weiſe mit Gold durch- wirkt vor. Triſtan trägt daraus ein Kleid, „das Gold war darin gewoben nicht in der Maße des Hofes; die ſeidenen Streifen ſah man kaum, ſie waren alle mit Gold ertränket und in Gold ver- 11*

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Zitationshilfe: Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/falke_trachten01_1858/181>, abgerufen am 24.11.2024.