Falke, Jakob von: Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1858.I. Aelteste Zeit bis zu den Kreuzzügen. Chlodwig, schickt mich zu dir, er wünscht sich dir zu vermählenund dich zu seiner Königin zu machen."" Sie empfing dann den gesammten Brautschmuck. Sie nahm auch den Ring, den Chlod- wig ihr durch Aurelian geschickt hatte, und verwahrte ihn in der Schatzkammer ihres Oheims. Sie hieß ihn alsdann König Chlod- wig seinen Gruß erwiedern und ihm sagen: ""Eine Christin darf sich nicht einem Heiden vermählen, sei daher auf der Hut, daß Niemand von dieser Sache erfahre. Aber wie mein Gott und Herr, den ich vor aller Welt bekenne, es will, so ergehe es. Gehe nun hin in Frieden."" Da kehrte Aurelian zurück und meldete dies dem Könige." -- In der Zeit der Karolinger begleitete die großen Erfolge In dieser Weise hatte sich bis dahin die männliche Tracht I. Aelteſte Zeit bis zu den Kreuzzügen. Chlodwig, ſchickt mich zu dir, er wünſcht ſich dir zu vermählenund dich zu ſeiner Königin zu machen.““ Sie empfing dann den geſammten Brautſchmuck. Sie nahm auch den Ring, den Chlod- wig ihr durch Aurelian geſchickt hatte, und verwahrte ihn in der Schatzkammer ihres Oheims. Sie hieß ihn alsdann König Chlod- wig ſeinen Gruß erwiedern und ihm ſagen: „„Eine Chriſtin darf ſich nicht einem Heiden vermählen, ſei daher auf der Hut, daß Niemand von dieſer Sache erfahre. Aber wie mein Gott und Herr, den ich vor aller Welt bekenne, es will, ſo ergehe es. Gehe nun hin in Frieden.““ Da kehrte Aurelian zurück und meldete dies dem Könige.“ — In der Zeit der Karolinger begleitete die großen Erfolge In dieſer Weiſe hatte ſich bis dahin die männliche Tracht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0048" n="30"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">I.</hi> Aelteſte Zeit bis zu den Kreuzzügen.</fw><lb/> Chlodwig, ſchickt mich zu dir, er wünſcht ſich dir zu vermählen<lb/> und dich zu ſeiner Königin zu machen.““ Sie empfing dann den<lb/> geſammten Brautſchmuck. Sie nahm auch den Ring, den Chlod-<lb/> wig ihr durch Aurelian geſchickt hatte, und verwahrte ihn in der<lb/> Schatzkammer ihres Oheims. Sie hieß ihn alsdann König Chlod-<lb/> wig ſeinen Gruß erwiedern und ihm ſagen: „„Eine Chriſtin darf<lb/> ſich nicht einem Heiden vermählen, ſei daher auf der Hut, daß<lb/> Niemand von dieſer Sache erfahre. Aber wie mein Gott und<lb/> Herr, den ich vor aller Welt bekenne, es will, ſo ergehe es. Gehe<lb/> nun hin in Frieden.““ Da kehrte Aurelian zurück und meldete<lb/> dies dem Könige.“ —</p><lb/> <p>In der Zeit der <hi rendition="#g">Karolinger</hi> begleitete die großen Erfolge<lb/> des fränkiſchen Reichs ein ſtets wachſender und allgemeiner wer-<lb/> dender Luxus und zunehmender Glanz des Aeußeren. Zwar<lb/><hi rendition="#g">Karl der Große</hi> ſelbſt ſcheint für ſeine Perſon kaiſerlichen<lb/> Prunk verſchmäht zu haben, denn er ging für gewöhnlich in der<lb/> Landestracht ſeiner Franken einher. Nach den Mittheilungen ſei-<lb/> nes Biographen Einhard trug er, wie ſie, den ſeinem Volke eigen-<lb/> thümlichen Schnurrbart bei glatt geſchornen Wangen und Kinn,<lb/> und das kurz gehaltene, auf der Stirn meiſt in grader Linie abge-<lb/> ſchnittene Haar: mit dem Untergange der Merovinger waren die<lb/> einzigen Locken aus der fränkiſchen Nation verſchwunden. Am Leibe<lb/> trug er den uns ſchon als fränkiſch bekannten engen, anſchließenden<lb/> Rock, doch unter demſelben noch ein leinenes Hemd; der Rock<lb/> war ebenfalls von Leinwand, aber am obern und untern Saum<lb/> und desgleichen vorn von oben nach unten herunter mit ſeidenen<lb/> Streifen beſetzt. Die Beine waren mehrfach geſchützt, erſt durch<lb/> leinene Unterkleider, dann durch eine Hoſe, welche von unten her<lb/> bis zum Knie mit Binden reichlich umwunden war. Schuhe be-<lb/> deckten die Füße. Ueber dem Rock trug er einen meergrünen,<lb/> wollenen Mantel von ziemlicher Länge und an der Seite ſtets ein<lb/> Schwert mit ſilbernem und goldenem Griff und Gehenk.</p><lb/> <p>In dieſer Weiſe hatte ſich bis dahin die männliche Tracht<lb/> der Franken und, einige Abweichungen bei den Sachſen ausge-<lb/> nommen, auch des übrigen Deutſchlands entwickelt und wurde<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0048]
I. Aelteſte Zeit bis zu den Kreuzzügen.
Chlodwig, ſchickt mich zu dir, er wünſcht ſich dir zu vermählen
und dich zu ſeiner Königin zu machen.““ Sie empfing dann den
geſammten Brautſchmuck. Sie nahm auch den Ring, den Chlod-
wig ihr durch Aurelian geſchickt hatte, und verwahrte ihn in der
Schatzkammer ihres Oheims. Sie hieß ihn alsdann König Chlod-
wig ſeinen Gruß erwiedern und ihm ſagen: „„Eine Chriſtin darf
ſich nicht einem Heiden vermählen, ſei daher auf der Hut, daß
Niemand von dieſer Sache erfahre. Aber wie mein Gott und
Herr, den ich vor aller Welt bekenne, es will, ſo ergehe es. Gehe
nun hin in Frieden.““ Da kehrte Aurelian zurück und meldete
dies dem Könige.“ —
In der Zeit der Karolinger begleitete die großen Erfolge
des fränkiſchen Reichs ein ſtets wachſender und allgemeiner wer-
dender Luxus und zunehmender Glanz des Aeußeren. Zwar
Karl der Große ſelbſt ſcheint für ſeine Perſon kaiſerlichen
Prunk verſchmäht zu haben, denn er ging für gewöhnlich in der
Landestracht ſeiner Franken einher. Nach den Mittheilungen ſei-
nes Biographen Einhard trug er, wie ſie, den ſeinem Volke eigen-
thümlichen Schnurrbart bei glatt geſchornen Wangen und Kinn,
und das kurz gehaltene, auf der Stirn meiſt in grader Linie abge-
ſchnittene Haar: mit dem Untergange der Merovinger waren die
einzigen Locken aus der fränkiſchen Nation verſchwunden. Am Leibe
trug er den uns ſchon als fränkiſch bekannten engen, anſchließenden
Rock, doch unter demſelben noch ein leinenes Hemd; der Rock
war ebenfalls von Leinwand, aber am obern und untern Saum
und desgleichen vorn von oben nach unten herunter mit ſeidenen
Streifen beſetzt. Die Beine waren mehrfach geſchützt, erſt durch
leinene Unterkleider, dann durch eine Hoſe, welche von unten her
bis zum Knie mit Binden reichlich umwunden war. Schuhe be-
deckten die Füße. Ueber dem Rock trug er einen meergrünen,
wollenen Mantel von ziemlicher Länge und an der Seite ſtets ein
Schwert mit ſilbernem und goldenem Griff und Gehenk.
In dieſer Weiſe hatte ſich bis dahin die männliche Tracht
der Franken und, einige Abweichungen bei den Sachſen ausge-
nommen, auch des übrigen Deutſchlands entwickelt und wurde
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