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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

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auch keine Flöhe mehr fuhleten? Der Philosophus sagte Nein. Warlich!
sagte der Pennal, ich glaube es seye bißweilen gut todt seyn.

Als ein Licentiat um zehen Gülden wettete, wegen einer gewissen Frage,
muste ihm der andere, mit welchem er gewettet, schwehren, Falls er verlöhre,
zu bezahlen, und der Licentiat schwuhr selber auch. Als er aber zu letzt selber
die Wette verlohren, wolte er dennoch nicht bezahlen, sondern sagte, er ha-
be nicht in der Meynung geschwohren zu verliehren, sondern zu ge-
winnen.

Eines Bauern, als ein Studiosus, auf der Universitaet seyender Sohn,
als er hörte, wie die Soldaten das Land-Volck so hefftig plagten, und ihnen
so viel Drangsaal zufügten, sagte: Die Bauren sind grosse Narren, daß
sie nicht einmal einen lebendig schinden, wie unser Nachbar, welcher da-
mit er die Ratten aus seinem Hause vertreiben möchte, deren eine leben-
dig geschunden hat, und sie also lauffen lassen.

Ein Doctor Theologiae hatte einen falschen Diamant gekaufft, in einen
Ring, und machte damit grosse Parade an seinem Finger. Endlich ward es ein
Goldschmidt bey einer Hochzeit gewahr, und sagte: Was gehet Ew. Hoch-
würden vor Noth an, daß Sie einen so falschen Stein am Finger
tragen.
Hierauf erzürnete sich der Doctor nicht wenig und wolte lange
nicht zugeben, daß der Deamant falsch wäre, weil er ihn nicht nur selber
gekaufft, sondern auch funfftzig Thaler baares Geld davor gegeben
hätte.

Ein Studiosus, als er den Virgilium loben hörte, sagte, er wolle nun
auch hinführo
Virgilius heissen, damit man eben so von ihm zu reden
habe.

Als ein Pednat über die massen sehr, in einem grossen Gedränge, gedrü-
cket ward, sagte er gleichwohl hernach, er habe gantz nichts gefühlet, weil
er den Schnupffen habe.

Als einer im Hinwegreisen, und im Wiederkehren in dem rechten Schlag
der Kutsche gesessen, und gesehen, daß die Häuser, die ihm bey der Abreise in
die Augen gefallen, bey der Wiederkehr, nun auf der andern Seite, die hinter

ihm

auch keine Floͤhe mehr fůhleten? Der Philoſophus ſagte Nein. Warlich!
ſagte der Pennal, ich glaube es ſeye bißweilen gut todt ſeyn.

Als ein Licentiat um zehen Guͤlden wettete, wegen einer gewiſſen Frage,
muſte ihm der andere, mit welchem er gewettet, ſchwehren, Falls er verloͤhre,
zu bezahlen, und der Licentiat ſchwuhr ſelber auch. Als er aber zu letzt ſelber
die Wette verlohren, wolte er dennoch nicht bezahlen, ſondern ſagte, er ha-
be nicht in der Meynung geſchwohren zu verliehren, ſondern zu ge-
winnen.

Eines Bauern, als ein Studioſus, auf der Univerſitæt ſeyender Sohn,
als er hoͤrte, wie die Soldaten das Land-Volck ſo hefftig plagten, und ihnen
ſo viel Drangſaal zufuͤgten, ſagte: Die Bauren ſind groſſe Narren, daß
ſie nicht einmal einen lebendig ſchinden, wie unſer Nachbar, welcher da-
mit er die Ratten aus ſeinem Hauſe vertreiben moͤchte, deren eine leben-
dig geſchunden hat, und ſie alſo lauffen laſſen.

Ein Doctor Theologiæ hatte einen falſchen Diamant gekaufft, in einen
Ring, und machte damit groſſe Parade an ſeinem Finger. Endlich ward es ein
Goldſchmidt bey einer Hochzeit gewahr, und ſagte: Was gehet Ew. Hoch-
wuͤrden vor Noth an, daß Sie einen ſo falſchen Stein am Finger
tragen.
Hierauf erzuͤrnete ſich der Doctor nicht wenig und wolte lange
nicht zugeben, daß der Deamant falſch waͤre, weil er ihn nicht nur ſelber
gekaufft, ſondern auch funfftzig Thaler baares Geld davor gegeben
haͤtte.

Ein Studioſus, als er den Virgilium loben hoͤrte, ſagte, er wolle nun
auch hinfuͤhro
Virgilius heiſſen, damit man eben ſo von ihm zu reden
habe.

Als ein Pednat uͤber die maſſen ſehr, in einem groſſen Gedraͤnge, gedruͤ-
cket ward, ſagte er gleichwohl hernach, er habe gantz nichts gefuͤhlet, weil
er den Schnupffen habe.

Als einer im Hinwegreiſen, und im Wiederkehren in dem rechten Schlag
der Kutſche geſeſſen, und geſehen, daß die Haͤuſer, die ihm bey der Abreiſe in
die Augen gefallen, bey der Wiederkehr, nun auf der andern Seite, die hinter

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[79/0123] auch keine Floͤhe mehr fůhleten? Der Philoſophus ſagte Nein. Warlich! ſagte der Pennal, ich glaube es ſeye bißweilen gut todt ſeyn. Als ein Licentiat um zehen Guͤlden wettete, wegen einer gewiſſen Frage, muſte ihm der andere, mit welchem er gewettet, ſchwehren, Falls er verloͤhre, zu bezahlen, und der Licentiat ſchwuhr ſelber auch. Als er aber zu letzt ſelber die Wette verlohren, wolte er dennoch nicht bezahlen, ſondern ſagte, er ha- be nicht in der Meynung geſchwohren zu verliehren, ſondern zu ge- winnen. Eines Bauern, als ein Studioſus, auf der Univerſitæt ſeyender Sohn, als er hoͤrte, wie die Soldaten das Land-Volck ſo hefftig plagten, und ihnen ſo viel Drangſaal zufuͤgten, ſagte: Die Bauren ſind groſſe Narren, daß ſie nicht einmal einen lebendig ſchinden, wie unſer Nachbar, welcher da- mit er die Ratten aus ſeinem Hauſe vertreiben moͤchte, deren eine leben- dig geſchunden hat, und ſie alſo lauffen laſſen. Ein Doctor Theologiæ hatte einen falſchen Diamant gekaufft, in einen Ring, und machte damit groſſe Parade an ſeinem Finger. Endlich ward es ein Goldſchmidt bey einer Hochzeit gewahr, und ſagte: Was gehet Ew. Hoch- wuͤrden vor Noth an, daß Sie einen ſo falſchen Stein am Finger tragen. Hierauf erzuͤrnete ſich der Doctor nicht wenig und wolte lange nicht zugeben, daß der Deamant falſch waͤre, weil er ihn nicht nur ſelber gekaufft, ſondern auch funfftzig Thaler baares Geld davor gegeben haͤtte. Ein Studioſus, als er den Virgilium loben hoͤrte, ſagte, er wolle nun auch hinfuͤhro Virgilius heiſſen, damit man eben ſo von ihm zu reden habe. Als ein Pednat uͤber die maſſen ſehr, in einem groſſen Gedraͤnge, gedruͤ- cket ward, ſagte er gleichwohl hernach, er habe gantz nichts gefuͤhlet, weil er den Schnupffen habe. Als einer im Hinwegreiſen, und im Wiederkehren in dem rechten Schlag der Kutſche geſeſſen, und geſehen, daß die Haͤuſer, die ihm bey der Abreiſe in die Augen gefallen, bey der Wiederkehr, nun auf der andern Seite, die hinter ihm

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Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/123>, abgerufen am 04.12.2024.