Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.sinnet seyn, damit er hernachmals, seinen guten Freunden und Bekannten ei- Es kam demnach in dieses politische Kauff-Haus, vor dreyen Tagen, Jo- Nach dem Sanga kam der Philosophus Epictetus, seines guten Namens hin-
ſinnet ſeyn, damit er hernachmals, ſeinen guten Freunden und Bekannten ei- Es kam demnach in dieſes politiſche Kauff-Haus, vor dreyen Tagen, Jo- Nach dem Sanga kam der Philoſophus Epictetus, ſeines guten Namens hin-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0148" n="104"/> ſinnet ſeyn, damit er hernachmals, ſeinen guten Freunden und Bekannten ei-<lb/> gentlichen Bericht deswegen thun koͤnne.</p><lb/> <p>Es kam demnach in dieſes <hi rendition="#aq">politi</hi>ſche Kauff-Haus, vor dreyen Tagen, <hi rendition="#aq">Jo-<lb/> hannes Baptiſta Sanga,</hi> ein beruͤhmter <hi rendition="#aq">Secretarius</hi> an dem Roͤmiſchen Hofe. Die-<lb/> ſer fragte einen von denen Cram-Dienern, ob er Kohlen zu verkauffen haͤtte?<lb/> Ihm wurde mit Ja geantwortet, auch die Kohlen zugleich gezeiget, und weil ſie<lb/> ihm wohl anſtunden, wurde man des Kauffes eins. Er kauffte aber deren vier-<lb/> tzig Laſt. Solches kam den Zeitungs-Schreibern Spaniſch vor, was doch dieſer<lb/><hi rendition="#aq">Secretarius</hi> mit ſo vielen Kohlen anheben wolte, als der nur einen Diener haͤtte.<lb/> Weil er nun des <hi rendition="#aq">Sangæ</hi> gar vertrauter Freund war, begehrte er deſſen Urſache<lb/> von ihm zu wiſſen, ob er es vielleicht darum thaͤte weil die Kohlen wohlfeiler als<lb/> das Holtz waͤren? dieſem gab der <hi rendition="#aq">Sanga</hi> zur Antwort, Er, als der zu Hofe lebte,<lb/> muͤſte mehr auf <hi rendition="#aq">Reputation</hi> als auf Gewinn ſehen, hielte nichts von dem Feuer,<lb/> ſo von Holtz gemachet wuͤrde, weil es viel Rauch und wenig Kohlen gaͤbe. Es<lb/> waͤren auch die Kohlen denenjenigen ſehr dienlich, die da nicht gerne haben,<lb/> daß ihre Suppen und Speiſen nach Rauch ſchmecken. <hi rendition="#fr">So gaͤbe es hier-<lb/> nechſt Spuͤr-Hunde, die nur anderer Leute Thun auszuforſchen ſich<lb/> beflieſſen, und nach</hi> <hi rendition="#aq">Proportion</hi> <hi rendition="#fr">des Rauchs der aus der Kuͤche gienge,<lb/> urtheileten, wie ſtattlich dieſer oder jener zu Hauſe lebe.</hi> An dieſem<lb/> Rauch ſeye ihm dannenhero nichts gelegen, ſondern er <hi rendition="#aq">contentir</hi>e ſich, wann<lb/> nur ſein Tiſch in geheim wohl verſehen waͤre.</p><lb/> <p>Nach dem <hi rendition="#aq">Sanga</hi> kam der <hi rendition="#aq">Philoſophus Epictetus,</hi> ſeines guten Namens<lb/> und aufrichtigen Gemuͤths wegen in dem <hi rendition="#aq">Parnaſſo</hi> hoch gehalten, und dem Zei-<lb/> tungs-Schreiber wohlbekannt. Dieſer begehrte allerley Beltzwerck zu ſehen,<lb/> und es wurden ihm alſobald Zobel und andere koͤſtliche Arten von Thieren gezei-<lb/> get. Weil ſie ihm aber nicht gefielen, ſagte er zu dem Vorſteher des Kauff-Hauſes,<lb/><hi rendition="#fr">Es waͤren ihm dieſe Beltze viel zu ſtattlich, und deswegen vor ihn nicht<lb/> dienlich, wolte lieber einen von der Art haben, ſo diejenigen truͤgen welche</hi><lb/><hi rendition="#aq">prætendir</hi><hi rendition="#fr">ten vor gute ehrliche Leute angeſehen, und gehalten zu wer-<lb/> den.</hi> Dieſer merckte bald, wo der <hi rendition="#aq">Philoſophus</hi> hinaus wolte, nahm ihn derohal-<lb/> ben bey der Hand, und ſuͤhret ihn in ein abſonderliches <hi rendition="#aq">Logement</hi> auſſerhalb<lb/> des Kauff-Hauſes, von dannen er kurtz hernach wieder heraus kam, <hi rendition="#fr">einen<lb/> Wolffs-Beltz, ſo mit Lamms-Fellen gefuttert, umhabende.</hi> Weil er<lb/> aber den Wolff der ſehr ſchoͤn und koͤſtlich war, inwendig, die Lamms-Felle<lb/> <fw place="bottom" type="catch">hin-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [104/0148]
ſinnet ſeyn, damit er hernachmals, ſeinen guten Freunden und Bekannten ei-
gentlichen Bericht deswegen thun koͤnne.
Es kam demnach in dieſes politiſche Kauff-Haus, vor dreyen Tagen, Jo-
hannes Baptiſta Sanga, ein beruͤhmter Secretarius an dem Roͤmiſchen Hofe. Die-
ſer fragte einen von denen Cram-Dienern, ob er Kohlen zu verkauffen haͤtte?
Ihm wurde mit Ja geantwortet, auch die Kohlen zugleich gezeiget, und weil ſie
ihm wohl anſtunden, wurde man des Kauffes eins. Er kauffte aber deren vier-
tzig Laſt. Solches kam den Zeitungs-Schreibern Spaniſch vor, was doch dieſer
Secretarius mit ſo vielen Kohlen anheben wolte, als der nur einen Diener haͤtte.
Weil er nun des Sangæ gar vertrauter Freund war, begehrte er deſſen Urſache
von ihm zu wiſſen, ob er es vielleicht darum thaͤte weil die Kohlen wohlfeiler als
das Holtz waͤren? dieſem gab der Sanga zur Antwort, Er, als der zu Hofe lebte,
muͤſte mehr auf Reputation als auf Gewinn ſehen, hielte nichts von dem Feuer,
ſo von Holtz gemachet wuͤrde, weil es viel Rauch und wenig Kohlen gaͤbe. Es
waͤren auch die Kohlen denenjenigen ſehr dienlich, die da nicht gerne haben,
daß ihre Suppen und Speiſen nach Rauch ſchmecken. So gaͤbe es hier-
nechſt Spuͤr-Hunde, die nur anderer Leute Thun auszuforſchen ſich
beflieſſen, und nach Proportion des Rauchs der aus der Kuͤche gienge,
urtheileten, wie ſtattlich dieſer oder jener zu Hauſe lebe. An dieſem
Rauch ſeye ihm dannenhero nichts gelegen, ſondern er contentire ſich, wann
nur ſein Tiſch in geheim wohl verſehen waͤre.
Nach dem Sanga kam der Philoſophus Epictetus, ſeines guten Namens
und aufrichtigen Gemuͤths wegen in dem Parnaſſo hoch gehalten, und dem Zei-
tungs-Schreiber wohlbekannt. Dieſer begehrte allerley Beltzwerck zu ſehen,
und es wurden ihm alſobald Zobel und andere koͤſtliche Arten von Thieren gezei-
get. Weil ſie ihm aber nicht gefielen, ſagte er zu dem Vorſteher des Kauff-Hauſes,
Es waͤren ihm dieſe Beltze viel zu ſtattlich, und deswegen vor ihn nicht
dienlich, wolte lieber einen von der Art haben, ſo diejenigen truͤgen welche
prætendirten vor gute ehrliche Leute angeſehen, und gehalten zu wer-
den. Dieſer merckte bald, wo der Philoſophus hinaus wolte, nahm ihn derohal-
ben bey der Hand, und ſuͤhret ihn in ein abſonderliches Logement auſſerhalb
des Kauff-Hauſes, von dannen er kurtz hernach wieder heraus kam, einen
Wolffs-Beltz, ſo mit Lamms-Fellen gefuttert, umhabende. Weil er
aber den Wolff der ſehr ſchoͤn und koͤſtlich war, inwendig, die Lamms-Felle
hin-
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