Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.Rath die Unsterblichkeit seinem Namen zugesprochen und zuerkanndt worden, rigen
Rath die Unſterblichkeit ſeinem Namen zugeſprochen und zuerkanndt worden, rigen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0162" n="118"/> Rath die Unſterblichkeit ſeinem Namen zugeſprochen und zuerkanndt worden,<lb/> mit denen beſten <hi rendition="#aq">Prærogativ</hi>en, ſo jemals einem wiederfahren; ſo iſt dennoch<lb/> ſein oͤffentlicher Einzug laͤnger als acht Tage aufgeſchoben worden, weil die edle<lb/><hi rendition="#aq">Nation</hi> derer Brabanter, bey ſolcher Gelegenheit, mit <hi rendition="#aq">extraordinai</hi>rer Ehrer-<lb/> bietung gegen dieſen ihren Landsmann ihr einen ſonderlichen Namen machen<lb/> wollen; wie ſie dann auf denen vornehmſten Plaͤtzen in dem <hi rendition="#aq">Parnaſſo</hi> herrliche<lb/> Triumpff-Bogen mit einer recht Koͤniglichen <hi rendition="#aq">Magnificen</hi>tz aufgerichtet. Der<lb/> Einritt war wohl zu ſehen, indem die Gelehrten aus allen <hi rendition="#aq">Facultæ</hi>ten, in groſ-<lb/> ſer Anzahl, dieſem vortrefflichen Mann aufzuwarten begehrten, welcher we-<lb/> gen des Titels, daß er in allen <hi rendition="#aq">Scientiis</hi> erfahren, bey jederman den Namen<lb/> hatte, als ob er alles wuͤſte. Hoͤchlich muſte man bewunder<supplied>n</supplied> daß <hi rendition="#aq">Lipſius,</hi> in<lb/> der erſten Zuſammenkunfft die vornehmſten Roͤmer, ſo ihm entgegen gekommen<lb/> waren, bey ihrem Nahmen zu nennen wuſte womit er zu verſtehen gab, daß er<lb/> von allen ſonderlich gute Kaͤnntniß haͤtte. Dieſes hochgelehrten Mannes<lb/> Schrifften trug <hi rendition="#aq">Vellejus Paterculus</hi> auf ſeinen Achſeln, welcher unangeſehen er<lb/> hohen Alters halber krumm und lahm war, wegen empfangener Gutthaten,<lb/> gegen <hi rendition="#aq">Lipſium</hi> ſich danckbar zu erzeigen, dieſe <hi rendition="#aq">Prærogativ</hi> von Sr. <hi rendition="#aq">Parnasſi</hi>ſchen<lb/> Majeſtaͤt aus lauter Gnaden erhalten hatte. Auf Befehl des <hi rendition="#aq">Apollinis</hi> ritte<lb/><hi rendition="#aq">Lipſius</hi> in der Mitte, zwiſchen dem nunmehr <hi rendition="#aq">pardonnir</hi>ten, auch in alle ſeine<lb/> vorige Wuͤrden <hi rendition="#aq">reſtituir</hi>ten <hi rendition="#aq">Seneca</hi> und dem <hi rendition="#aq">Tacito.</hi> Aus dieſer Sache<lb/> aber haͤtte gar leichtlich Streit entſtehen koͤnnen. Denn, nachdem bißhero <hi rendition="#aq">Ta-<lb/> citus</hi> alters, wie auch <hi rendition="#aq">Reputation</hi> und Geſchicklichkeit halber, dem <hi rendition="#aq">Seneca</hi><lb/> ſonſt allezeit die Ober-Stelle gegeben; hat er ihm doch ſolche, bey dieſer <hi rendition="#aq">Occa-<lb/> ſion,</hi> freventlicher Weiſe <hi rendition="#aq">diſputi</hi>ret, alſo daß, als ſolches lautbar wor-<lb/> den, und die ſaͤmtlichen <hi rendition="#aq">Philoſopi Morales</hi> dem <hi rendition="#aq">Seneca,</hi> die <hi rendition="#aq">Politici</hi> aber dem<lb/><hi rendition="#aq">Tacito</hi> zu Huͤlffe gekommen, man ſich eines groſſen Auflauffes beſorgte.<lb/> Aber die <hi rendition="#aq">Philoſophi Morales</hi> zogen die Schnautze bald ein, indem ſie be-<lb/> dachten, wann es zum Ernſt kommen ſolte, ſie denen hochmuͤthigen <hi rendition="#aq">Politicis</hi><lb/> nicht laͤnger Wiederſtand zu thun vermoͤgen wuͤrden, weil es Leute, die weder<lb/> auf Recht noch auf Billigkeit ſehen, ſondern nur vor die groͤſte Tugend hal-<lb/> ten, den Feind zu uͤberwinden, ſolte es gleich tuͤckiſcher Weiſe geſchehen. Aber<lb/> es ward dieſer Tumult bald geſtillet, nachdem die <hi rendition="#aq">Ceremoni</hi>en-Meiſter darzu<lb/> kamen, welche aus Befehl derer <hi rendition="#aq">Cenſorum Morum</hi> dem <hi rendition="#aq">Seneca</hi> anzeigten, <hi rendition="#fr">es<lb/> haͤtten auch die freyen Kuͤnſte gleichwie das Obſt zu Rom, und zu Ve-<lb/> nedig die Fiſche, ihre gewiſſe Zeit. Er ſolte derowegen, vor dieſes-<lb/> mal, dem</hi> <hi rendition="#aq">Tacito</hi> <hi rendition="#fr">die Ober-Hand geſtatten. Und ob ihm zwar hierin-<lb/> nen unrecht geſchaͤhe, ſolte er ſich doch derer Ehren, ſo ihm in denen vo-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">rigen</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0162]
Rath die Unſterblichkeit ſeinem Namen zugeſprochen und zuerkanndt worden,
mit denen beſten Prærogativen, ſo jemals einem wiederfahren; ſo iſt dennoch
ſein oͤffentlicher Einzug laͤnger als acht Tage aufgeſchoben worden, weil die edle
Nation derer Brabanter, bey ſolcher Gelegenheit, mit extraordinairer Ehrer-
bietung gegen dieſen ihren Landsmann ihr einen ſonderlichen Namen machen
wollen; wie ſie dann auf denen vornehmſten Plaͤtzen in dem Parnaſſo herrliche
Triumpff-Bogen mit einer recht Koͤniglichen Magnificentz aufgerichtet. Der
Einritt war wohl zu ſehen, indem die Gelehrten aus allen Facultæten, in groſ-
ſer Anzahl, dieſem vortrefflichen Mann aufzuwarten begehrten, welcher we-
gen des Titels, daß er in allen Scientiis erfahren, bey jederman den Namen
hatte, als ob er alles wuͤſte. Hoͤchlich muſte man bewundern daß Lipſius, in
der erſten Zuſammenkunfft die vornehmſten Roͤmer, ſo ihm entgegen gekommen
waren, bey ihrem Nahmen zu nennen wuſte womit er zu verſtehen gab, daß er
von allen ſonderlich gute Kaͤnntniß haͤtte. Dieſes hochgelehrten Mannes
Schrifften trug Vellejus Paterculus auf ſeinen Achſeln, welcher unangeſehen er
hohen Alters halber krumm und lahm war, wegen empfangener Gutthaten,
gegen Lipſium ſich danckbar zu erzeigen, dieſe Prærogativ von Sr. Parnasſiſchen
Majeſtaͤt aus lauter Gnaden erhalten hatte. Auf Befehl des Apollinis ritte
Lipſius in der Mitte, zwiſchen dem nunmehr pardonnirten, auch in alle ſeine
vorige Wuͤrden reſtituirten Seneca und dem Tacito. Aus dieſer Sache
aber haͤtte gar leichtlich Streit entſtehen koͤnnen. Denn, nachdem bißhero Ta-
citus alters, wie auch Reputation und Geſchicklichkeit halber, dem Seneca
ſonſt allezeit die Ober-Stelle gegeben; hat er ihm doch ſolche, bey dieſer Occa-
ſion, freventlicher Weiſe diſputiret, alſo daß, als ſolches lautbar wor-
den, und die ſaͤmtlichen Philoſopi Morales dem Seneca, die Politici aber dem
Tacito zu Huͤlffe gekommen, man ſich eines groſſen Auflauffes beſorgte.
Aber die Philoſophi Morales zogen die Schnautze bald ein, indem ſie be-
dachten, wann es zum Ernſt kommen ſolte, ſie denen hochmuͤthigen Politicis
nicht laͤnger Wiederſtand zu thun vermoͤgen wuͤrden, weil es Leute, die weder
auf Recht noch auf Billigkeit ſehen, ſondern nur vor die groͤſte Tugend hal-
ten, den Feind zu uͤberwinden, ſolte es gleich tuͤckiſcher Weiſe geſchehen. Aber
es ward dieſer Tumult bald geſtillet, nachdem die Ceremonien-Meiſter darzu
kamen, welche aus Befehl derer Cenſorum Morum dem Seneca anzeigten, es
haͤtten auch die freyen Kuͤnſte gleichwie das Obſt zu Rom, und zu Ve-
nedig die Fiſche, ihre gewiſſe Zeit. Er ſolte derowegen, vor dieſes-
mal, dem Tacito die Ober-Hand geſtatten. Und ob ihm zwar hierin-
nen unrecht geſchaͤhe, ſolte er ſich doch derer Ehren, ſo ihm in denen vo-
rigen
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