Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.sen Herrn allein zu wissen gebühret, nicht zu gemein würde. Es schü- R 2
ſen Herrn allein zu wiſſen gebuͤhret, nicht zu gemein wuͤrde. Es ſchuͤ- R 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0175" n="131"/><hi rendition="#fr">ſen Herrn allein zu wiſſen gebuͤhret, nicht zu gemein wuͤrde. Es<lb/> verſtuͤnden demnach ſeine Schrifften allein die klugen und</hi><hi rendition="#aq">ſubtil</hi><hi rendition="#fr">en</hi><lb/><hi rendition="#aq">Ingenia,</hi><hi rendition="#fr">ſo den Schnupffen nicht haͤtten. Jedoch wolle er auch de-<lb/> nen, die nicht gar hohen Verſtandes, zum beſten, ſeine Dollmet-<lb/> ſcher, als</hi><hi rendition="#aq">Meroerum, Lipſium, Fulvium Urſinum &c.</hi><hi rendition="#fr">mitbringen.<lb/> Ja er wolte gar aus Italien den hochberuͤhmten</hi><hi rendition="#aq">Curtium Piche-<lb/> nam</hi><hi rendition="#fr">kommen laſſen, welchen ihm der Groß-Hertzog von Florentz,</hi><lb/><hi rendition="#aq">Ferdinandus II.</hi><hi rendition="#fr">ſo des</hi><hi rendition="#aq">Taciti</hi><hi rendition="#fr">vornehmſter und beſter Schuͤler gewe-<lb/> ſen, ſo offte er ſeiner beduͤrfftig, zukommen zu laſſen, verheiſſen.</hi><lb/> Mit dieſem Verſprechen waren die Herren Abgeſandten ſehr wohl zu frieden, be-<lb/> gaben ſich alſo wieder nach Hauſe, und ſtatteten von dieſes Mannes hohem<lb/> Verſtand und Weisheit eine ſolche <hi rendition="#aq">Relation</hi> ab, daß er alſobald durch eine all-<lb/> gemeine Bewilligung des gantzen Volckes zu ihrem Fuͤrſten erwehlet und be-<lb/> ſtaͤtiget ward. Aber die Hoffnung, ſo man von ihm geſchoͤpffet hatte, fiele gar<lb/> bald in den Brunnen, weil er ſchon bey dem Antritt ſeiner Regierung viel ein<lb/> anderer Mann befunden wurde als man vermeynet hatte. Denn ſobald<lb/> er <hi rendition="#aq">Poſſeſſion</hi> von dem Lande genommen, fieng er allgemach an zwiſchen dem<lb/> Adel und dem gemeinen Volck Uneinigkeit und Mißtrauen zu erwecken. Weil<lb/> auch der Adel dem gemeinen Volck an Klugheit und Macht uͤberlegen, und ſol-<lb/> ches deswegen unterdruͤckte, ſchlug ſich <hi rendition="#aq">Tacitus</hi> argliſtiger Weiſe zu dem ſchwaͤ-<lb/> chern Theil, wannenhero die vornehmſten unter dem Volcke, wegen der an-<lb/> ſehnlichen Huͤlffe und ſtarcken Beyſtandes, ſo ihnen der Fuͤrſt leiſtete, ein Her-<lb/> tze bekamen, und viel Muthwillen gegen den Adel veruͤbten, woraus denn, in-<lb/> nerhalb Monats-Friſt, ein ſchwerer innerlicher Krieg entſtunde. Indeſſen<lb/> ſtellte ſich <hi rendition="#aq">Tacitus</hi> an, als ein Liebhaber des gemeinen Friedens, <hi rendition="#aq">offerirte</hi> ſich<lb/> auch dieſen Streit als ein Schiedsmann beyzulegen; da er doch in ſeinem<lb/> Hertzen wuͤnſchete, daß ſelbiger ewig waͤhren moͤchte. Gleichwol wuſte er<lb/> ſich mit ſolcher Liſt und Verſchlagenheit bey beyden Theilen zu <hi rendition="#aq">inſinui</hi>ren, daß<lb/> ſie ihn als einen gemeinen Mittler und Schiedsmann erwehleten. Damit er<lb/> nun, mit anderer Leute Schaden, ſeine eigene <hi rendition="#aq">Autorit</hi>aͤt befeſtigen moͤchte,<lb/> jagte er erſtlich dem gemeinen Mann eine groſſe Furcht ein, indem er ihnen die<lb/> Gedancken beybringen ließ, daß ſie in kurtzem vor dem Adel, ihres Lebens nicht<lb/> ſicher ſeyn, ſondern alle mit denen Koͤpffen wuͤrden bezahlen muͤſſen, wo ſie<lb/> nicht bald auff Mittel und Wege gedaͤchten, dieſem Ungluͤck zu entgehen.<lb/> Durch dieſen Griff erhielte er leichtlich, ſie vor der Gewalt des Adels zu be-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">R 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ſchuͤ-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [131/0175]
ſen Herrn allein zu wiſſen gebuͤhret, nicht zu gemein wuͤrde. Es
verſtuͤnden demnach ſeine Schrifften allein die klugen und ſubtilen
Ingenia, ſo den Schnupffen nicht haͤtten. Jedoch wolle er auch de-
nen, die nicht gar hohen Verſtandes, zum beſten, ſeine Dollmet-
ſcher, als Meroerum, Lipſium, Fulvium Urſinum &c. mitbringen.
Ja er wolte gar aus Italien den hochberuͤhmten Curtium Piche-
nam kommen laſſen, welchen ihm der Groß-Hertzog von Florentz,
Ferdinandus II. ſo des Taciti vornehmſter und beſter Schuͤler gewe-
ſen, ſo offte er ſeiner beduͤrfftig, zukommen zu laſſen, verheiſſen.
Mit dieſem Verſprechen waren die Herren Abgeſandten ſehr wohl zu frieden, be-
gaben ſich alſo wieder nach Hauſe, und ſtatteten von dieſes Mannes hohem
Verſtand und Weisheit eine ſolche Relation ab, daß er alſobald durch eine all-
gemeine Bewilligung des gantzen Volckes zu ihrem Fuͤrſten erwehlet und be-
ſtaͤtiget ward. Aber die Hoffnung, ſo man von ihm geſchoͤpffet hatte, fiele gar
bald in den Brunnen, weil er ſchon bey dem Antritt ſeiner Regierung viel ein
anderer Mann befunden wurde als man vermeynet hatte. Denn ſobald
er Poſſeſſion von dem Lande genommen, fieng er allgemach an zwiſchen dem
Adel und dem gemeinen Volck Uneinigkeit und Mißtrauen zu erwecken. Weil
auch der Adel dem gemeinen Volck an Klugheit und Macht uͤberlegen, und ſol-
ches deswegen unterdruͤckte, ſchlug ſich Tacitus argliſtiger Weiſe zu dem ſchwaͤ-
chern Theil, wannenhero die vornehmſten unter dem Volcke, wegen der an-
ſehnlichen Huͤlffe und ſtarcken Beyſtandes, ſo ihnen der Fuͤrſt leiſtete, ein Her-
tze bekamen, und viel Muthwillen gegen den Adel veruͤbten, woraus denn, in-
nerhalb Monats-Friſt, ein ſchwerer innerlicher Krieg entſtunde. Indeſſen
ſtellte ſich Tacitus an, als ein Liebhaber des gemeinen Friedens, offerirte ſich
auch dieſen Streit als ein Schiedsmann beyzulegen; da er doch in ſeinem
Hertzen wuͤnſchete, daß ſelbiger ewig waͤhren moͤchte. Gleichwol wuſte er
ſich mit ſolcher Liſt und Verſchlagenheit bey beyden Theilen zu inſinuiren, daß
ſie ihn als einen gemeinen Mittler und Schiedsmann erwehleten. Damit er
nun, mit anderer Leute Schaden, ſeine eigene Autoritaͤt befeſtigen moͤchte,
jagte er erſtlich dem gemeinen Mann eine groſſe Furcht ein, indem er ihnen die
Gedancken beybringen ließ, daß ſie in kurtzem vor dem Adel, ihres Lebens nicht
ſicher ſeyn, ſondern alle mit denen Koͤpffen wuͤrden bezahlen muͤſſen, wo ſie
nicht bald auff Mittel und Wege gedaͤchten, dieſem Ungluͤck zu entgehen.
Durch dieſen Griff erhielte er leichtlich, ſie vor der Gewalt des Adels zu be-
ſchuͤ-
R 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |