Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.Durchaus Er muß mir nicht die alte Mode ändern, Ich mag sonst nimmermehr mit Ihm zu Coffee schländern. Doch weiter in den Text: Ich möcht Ihn gerne sehn In seiner reinlichen und Nagel neuen Krause; Ich weiß, das neue Kleid muß Ihm vortrefflich stehn, Und er ist gantz gewiß der schönste bey dem Schmause, Die wohl gemachte Schuh, der Strumpff von klarer Seiten, Die schicken sich wohl recht zu den Magister-Freuden. Ein Amsterdammer Tuch, das läst vortrefflich flinck: Wie viel bezahlte Er vor die Damastne Weste?* Ach mein! Er höre doch, wie mirs mit meiner gieng, Sie war, so viel ich weiß, wohl nicht die allerbeste; Mein Vater hatte sich darinne lassen trauen, In dieser ließ ich mich, als Herr Magister schauen. Der Schneider machte sie zwar gut und ziemlich gleich, Nur um den Busen rum war sie zu weit gerathen Mich ärgerts immer noch auf den vertrackten Streich, Es gieng ein Gast hinein mit einem Kälber-Braten. Mein Vater will ihn auch biß dato nicht bezahlen, Und wird ihm vor das Geld was auf die Nase mahlen. Was meinen andern Staat zur selben Zeit betraff, So schafft' ich mir darzu auch eine Staats-Peruque, Die sahe fast so weiß, als ein geschwemmtes Schaaf, Sie war auch über diß von Haaren ziemlich dicke, Und der Magister-Ring, mon Frere, der ließ recht nette, Es ist, als wenn ich ihn noch an den Finger hätte. Ich faste meinen Hut mit einer Espagne ein, Die war, und ist mir recht, vom allerfeinsten Golde; Was sonsten an mir hieng, das muste Silber seyn, Ich wuste, daß mir da der Vater reichlich zollte. Bey der Gelegenheit, und andern Ehren-Tagen Muß niemand nichts nach Gold und kahlen Silber fragen. Das * Eine wahre Begebenheit, daß vor 6. Jahren einer in eben derselben schwartzen Damaste- nen Weste Magister worden, in der sich sein Vater trauen lassen; ingleichen, daß er sich sonst sehr lächerlich aufgeführet. B
Durchaus Er muß mir nicht die alte Mode aͤndern, Ich mag ſonſt nimmermehr mit Ihm zu Coffée ſchlaͤndern. Doch weiter in den Text: Ich moͤcht Ihn gerne ſehn In ſeiner reinlichen und Nagel neuen Krauſe; Ich weiß, das neue Kleid muß Ihm vortrefflich ſtehn, Und er iſt gantz gewiß der ſchoͤnſte bey dem Schmauſe, Die wohl gemachte Schuh, der Strumpff von klarer Seiten, Die ſchicken ſich wohl recht zu den Magiſter-Freuden. Ein Amſterdammer Tuch, das laͤſt vortrefflich flinck: Wie viel bezahlte Er vor die Damaſtne Weſte?* Ach mein! Er hoͤre doch, wie mirs mit meiner gieng, Sie war, ſo viel ich weiß, wohl nicht die allerbeſte; Mein Vater hatte ſich darinne laſſen trauen, In dieſer ließ ich mich, als Herr Magiſter ſchauen. Der Schneider machte ſie zwar gut und ziemlich gleich, Nur um den Buſen rum war ſie zu weit gerathen Mich aͤrgerts immer noch auf den vertrackten Streich, Es gieng ein Gaſt hinein mit einem Kaͤlber-Braten. Mein Vater will ihn auch biß dato nicht bezahlen, Und wird ihm vor das Geld was auf die Naſe mahlen. Was meinen andern Staat zur ſelben Zeit betraff, So ſchafft’ ich mir darzu auch eine Staats-Peruque, Die ſahe faſt ſo weiß, als ein geſchwemmtes Schaaf, Sie war auch uͤber diß von Haaren ziemlich dicke, Und der Magiſter-Ring, mon Frere, der ließ recht nette, Es iſt, als wenn ich ihn noch an den Finger haͤtte. Ich faſte meinen Hut mit einer Eſpagne ein, Die war, und iſt mir recht, vom allerfeinſten Golde; Was ſonſten an mir hieng, das muſte Silber ſeyn, Ich wuſte, daß mir da der Vater reichlich zollte. Bey der Gelegenheit, und andern Ehren-Tagen Muß niemand nichts nach Gold und kahlen Silber fragen. Das * Eine wahre Begebenheit, daß vor 6. Jahren einer in eben derſelben ſchwartzen Damaſte- nen Weſte Magiſter worden, in der ſich ſein Vater trauen laſſen; ingleichen, daß er ſich ſonſt ſehr laͤcherlich aufgefuͤhret. B
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Durchaus Er muß mir nicht die alte Mode aͤndern,
Ich mag ſonſt nimmermehr mit Ihm zu Coffée ſchlaͤndern.
Doch weiter in den Text: Ich moͤcht Ihn gerne ſehn
In ſeiner reinlichen und Nagel neuen Krauſe;
Ich weiß, das neue Kleid muß Ihm vortrefflich ſtehn,
Und er iſt gantz gewiß der ſchoͤnſte bey dem Schmauſe,
Die wohl gemachte Schuh, der Strumpff von klarer Seiten,
Die ſchicken ſich wohl recht zu den Magiſter-Freuden.
Ein Amſterdammer Tuch, das laͤſt vortrefflich flinck:
Wie viel bezahlte Er vor die Damaſtne Weſte? *
Ach mein! Er hoͤre doch, wie mirs mit meiner gieng,
Sie war, ſo viel ich weiß, wohl nicht die allerbeſte;
Mein Vater hatte ſich darinne laſſen trauen,
In dieſer ließ ich mich, als Herr Magiſter ſchauen.
Der Schneider machte ſie zwar gut und ziemlich gleich,
Nur um den Buſen rum war ſie zu weit gerathen
Mich aͤrgerts immer noch auf den vertrackten Streich,
Es gieng ein Gaſt hinein mit einem Kaͤlber-Braten.
Mein Vater will ihn auch biß dato nicht bezahlen,
Und wird ihm vor das Geld was auf die Naſe mahlen.
Was meinen andern Staat zur ſelben Zeit betraff,
So ſchafft’ ich mir darzu auch eine Staats-Peruque,
Die ſahe faſt ſo weiß, als ein geſchwemmtes Schaaf,
Sie war auch uͤber diß von Haaren ziemlich dicke,
Und der Magiſter-Ring, mon Frere, der ließ recht nette,
Es iſt, als wenn ich ihn noch an den Finger haͤtte.
Ich faſte meinen Hut mit einer Eſpagne ein,
Die war, und iſt mir recht, vom allerfeinſten Golde;
Was ſonſten an mir hieng, das muſte Silber ſeyn,
Ich wuſte, daß mir da der Vater reichlich zollte.
Bey der Gelegenheit, und andern Ehren-Tagen
Muß niemand nichts nach Gold und kahlen Silber fragen.
Das
* Eine wahre Begebenheit, daß vor 6. Jahren einer in eben derſelben ſchwartzen Damaſte-
nen Weſte Magiſter worden, in der ſich ſein Vater trauen laſſen; ingleichen, daß er ſich
ſonſt ſehr laͤcherlich aufgefuͤhret.
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