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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

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heit ein gewurtzelt ist, hat sich eine Maladie auf den Halse
gezogen, daran er schwerlich curiret werden mag, son-
dern er bleibet darinnen ersoffen. Dieses siehet man an
etlichen, die von der Schulmeisterey und Pedanterey zu
weltlichen diensten und Aemtern gezogen werden, daß
ihnen nemlich die Schul-Paßirlichkeit noch immer an-
hänget, und meynen, sie hätten annoch unter denen Leu-
ten, wie Weyland unter ihren Schul-Buben, zu gou-
verni
ren und zu taxiren, wollen einem jedem seine Fehler
zeigen, und in anderer Leute Häuser scharff sehende Füch-
se seyn; Da sie doch in der That anders nichts sind als
blinde Maulwürffe.

Wer könte auch denen Albern alles so stillschweigend hingehen
lassen, und bey ihrem Dünckel stille schweigen, da sie sich einbilden,
es müsse alles, was sie thun, recht seyn, und solten sie auch die aller-
lahmsten Fratzen auf die Bahne bringen, darüber und de lanna ca-
prina
sie sich doch wohl selber unter einader zu todte zancken und
schreiben. Es wurtzelt dannenhero freylich die teuffelische Schul-
Zänckerey, und gottlose Schul-Devise; Semper contrarius esto, oder
daß man allezeit wiedersprechen solle, von der Schule an, in man-
chen dergestalt ein, daß sie auch hernach in andern höhern Faculta-
tibus,
und in dem politischen Wesen, ja im Regiment, und bey der
Landes-Verwaltung, öffters grosses Unheil, Zerrüttungen und
Verderben verursachen, indem kein Narr dem andern nachgeben
will, sondern ehe er die in der Schul-praeconcipirte, o[d]er vorgefaste
Meynungen fahren ließ, und sie nicht mordicus, wie ein flämischer
Hund seinen erschnappten Knochen, defendirte folglich seine ver-
meynte Reputation schmälerte, und von ihm gesaget werden ließ,
daß es ein anderer besser als er verstünde, müsten lieber Land und

Leute
C 2

heit ein gewurtzelt iſt, hat ſich eine Maladie auf den Halſe
gezogen, daran er ſchwerlich curiret werden mag, ſon-
dern er bleibet darinnen erſoffen. Dieſes ſiehet man an
etlichen, die von der Schulmeiſterey und Pedanterey zu
weltlichen dienſten und Aemtern gezogen werden, daß
ihnen nemlich die Schul-Paßirlichkeit noch immer an-
haͤnget, und meynen, ſie haͤtten annoch unter denen Leu-
ten, wie Weyland unter ihren Schul-Buben, zu gou-
verni
ren und zu taxiren, wollen einem jedem ſeine Fehler
zeigen, und in anderer Leute Haͤuſer ſcharff ſehende Fuͤch-
ſe ſeyn; Da ſie doch in der That anders nichts ſind als
blinde Maulwuͤrffe.

Wer koͤnte auch denen Albern alles ſo ſtillſchweigend hingehen
laſſen, und bey ihrem Duͤnckel ſtille ſchweigen, da ſie ſich einbilden,
es muͤſſe alles, was ſie thun, recht ſeyn, und ſolten ſie auch die aller-
lahmſten Fratzen auf die Bahne bringen, daruͤber und de lanna ca-
prina
ſie ſich doch wohl ſelber unter einader zu todte zancken und
ſchreiben. Es wurtzelt dannenhero freylich die teuffeliſche Schul-
Zaͤnckerey, und gottloſe Schul-Deviſe; Semper contrarius eſto, oder
daß man allezeit wiederſprechen ſolle, von der Schule an, in man-
chen dergeſtalt ein, daß ſie auch hernach in andern hoͤhern Faculta-
tibus,
und in dem politiſchen Weſen, ja im Regiment, und bey der
Landes-Verwaltung, oͤffters groſſes Unheil, Zerruͤttungen und
Verderben verurſachen, indem kein Narr dem andern nachgeben
will, ſondern ehe er die in der Schul-præconcipirte, o[d]er vorgefaſte
Meynungen fahren ließ, und ſie nicht mordicus, wie ein flaͤmiſcher
Hund ſeinen erſchnappten Knochen, defendirte folglich ſeine ver-
meynte Reputation ſchmaͤlerte, und von ihm geſaget werden ließ,
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[19/0063] heit ein gewurtzelt iſt, hat ſich eine Maladie auf den Halſe gezogen, daran er ſchwerlich curiret werden mag, ſon- dern er bleibet darinnen erſoffen. Dieſes ſiehet man an etlichen, die von der Schulmeiſterey und Pedanterey zu weltlichen dienſten und Aemtern gezogen werden, daß ihnen nemlich die Schul-Paßirlichkeit noch immer an- haͤnget, und meynen, ſie haͤtten annoch unter denen Leu- ten, wie Weyland unter ihren Schul-Buben, zu gou- verniren und zu taxiren, wollen einem jedem ſeine Fehler zeigen, und in anderer Leute Haͤuſer ſcharff ſehende Fuͤch- ſe ſeyn; Da ſie doch in der That anders nichts ſind als blinde Maulwuͤrffe. Wer koͤnte auch denen Albern alles ſo ſtillſchweigend hingehen laſſen, und bey ihrem Duͤnckel ſtille ſchweigen, da ſie ſich einbilden, es muͤſſe alles, was ſie thun, recht ſeyn, und ſolten ſie auch die aller- lahmſten Fratzen auf die Bahne bringen, daruͤber und de lanna ca- prina ſie ſich doch wohl ſelber unter einader zu todte zancken und ſchreiben. Es wurtzelt dannenhero freylich die teuffeliſche Schul- Zaͤnckerey, und gottloſe Schul-Deviſe; Semper contrarius eſto, oder daß man allezeit wiederſprechen ſolle, von der Schule an, in man- chen dergeſtalt ein, daß ſie auch hernach in andern hoͤhern Faculta- tibus, und in dem politiſchen Weſen, ja im Regiment, und bey der Landes-Verwaltung, oͤffters groſſes Unheil, Zerruͤttungen und Verderben verurſachen, indem kein Narr dem andern nachgeben will, ſondern ehe er die in der Schul-præconcipirte, oder vorgefaſte Meynungen fahren ließ, und ſie nicht mordicus, wie ein flaͤmiſcher Hund ſeinen erſchnappten Knochen, defendirte folglich ſeine ver- meynte Reputation ſchmaͤlerte, und von ihm geſaget werden ließ, daß es ein anderer beſſer als er verſtuͤnde, muͤſten lieber Land und Leute C 2

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Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/63>, abgerufen am 27.11.2024.