Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.Diesen allen pfleget es gemeiniglich zu gehen, und zwar mit Recht, wie" Als nun der arme Geselle die Undanckbarkeit seine Discipel gesehen, die" Einen Schul-Tyrannen habe ich auch sonst folgendergestalt beschrieben Be- E
Dieſen allen pfleget es gemeiniglich zu gehen, und zwar mit Recht, wie„ Als nun der arme Geſelle die Undanckbarkeit ſeine Diſcipel geſehen, die„ Einen Schul-Tyrannen habe ich auch ſonſt folgendergeſtalt beſchrieben Be- E
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0077" n="33"/> <p>Dieſen allen pfleget es gemeiniglich zu gehen, und zwar mit Recht, wie„<lb/> jenem <hi rendition="#aq">Pædagogo,</hi> welcher in eine gewiſſe Stadt kam, der Meynung, et-„<lb/> liche ſeiner alten <hi rendition="#aq">Diſcipel</hi> zu beſuchen, die daſelbſt ſtudierten. Er brachte„<lb/> die gaͤntzliche Hoffnung mit ſich, daß, weil ſie vor Jahren unter ſeiner <hi rendition="#aq">Di-„<lb/> ſciplin</hi> geſtanden, und von ihm gekommen waren, er auch mit ihnen viele„<lb/> Muͤhe gehabt, dieſelben ihm viele Hoͤflichkeit und Freundſchafft erweiſen, ja„<lb/> den Willkommen auf das herrlichſte ſprechen wuͤrden. Aber was geſchiehet?„<lb/> Der unwerthe Gaſt wolte einen dererſelben <hi rendition="#aq">emendi</hi>ren, der geſagt <hi rendition="#aq">Domini„<lb/> Scholares,</hi> deswegen er ihn warnete, er ſolte forthin ſolches <hi rendition="#aq">Vocabulum</hi> nicht„<lb/> mehr gebrauchen, vorgebende es ſeye Barbariſch geredet. Hierauf gab ihm„<lb/> ſein geweſener <hi rendition="#aq">Diſcipul</hi> zur Antwort: <hi rendition="#fr">Nein es iſt nicht Barbariſch, ſon-„<lb/> dern</hi> <hi rendition="#aq">Africani</hi><hi rendition="#fr">ſch.</hi> Hierauf geriethen ſie in einen gewaltigen Zanck, und die„<lb/><hi rendition="#aq">Diſcipel</hi> ergriffen letzlich ihren <hi rendition="#aq">miſerum hoſpitem,</hi> buckten ihn heruͤber, und„<lb/> hieben mit Peitſchen auf ſein bloſſes Geſaͤſſe gantz unbarmhertzig loß. Einer„<lb/> von ihnen fragte bey einem jedweden Streich: <hi rendition="#fr">Iſt das Barbariſch oder</hi>„<lb/><hi rendition="#aq">Africani</hi><hi rendition="#fr">ſch?</hi> Und als er mit der Sprache nicht heraus wolte, haben ſie ſo„<lb/> lange zugeſchmiſſen, biß er Ja oder Nein geſaget. Jedoch iſt ſeine Hartnaͤ-„<lb/> ckigkeit dermaſſen groß geweſen, daß, ehe er zugeben wollen es ſeye <hi rendition="#aq">Africani</hi>ſch,„<lb/> derſelbe uͤber hundert Streiche ausgehalten. Ich glaube es ſolt ein <hi rendition="#aq">Confor-„<lb/> tativ</hi> auf dieſes Schwitz-Bad wohl bekommen ſeyn.„</p><lb/> <p>Als nun der arme Geſelle die Undanckbarkeit ſeine <hi rendition="#aq">Diſcipel</hi> geſehen, die„<lb/> ſie ihm bewieſen, iſt er ſo zornig worden, daß er alle <hi rendition="#aq">Lectiones,</hi> die er ihnen„<lb/> ehemahls gegeben, <hi rendition="#aq">explici</hi>ret und erklaͤret, verfluchet hat. Auch alles andere mit„<lb/> einander, ſo viele Verſe er ihnen <hi rendition="#aq">exponi</hi>ret, ſo viele <hi rendition="#aq">Examina</hi> er mit ihnen ange-„<lb/> ſtellet, ſo viele Fabeln er ihnenerzehlet, ſo viele <hi rendition="#aq">Declamationes</hi> er gehalten, ſo viele„<lb/> Hiſtorien und Geſchichte er ihnen geſagt, ſo viele Epiſteln und ſo viele <hi rendition="#aq">The-„<lb/> mata</hi> er ihnen <hi rendition="#aq">proponi</hi>ret, ſo viele <hi rendition="#aq">Cujus</hi> er ſie gefraget, ſo viele <hi rendition="#aq">Præcepta</hi> er„<lb/> ihnen gewieſen, ſo viele <hi rendition="#aq">Figu</hi>ren er ſie gelernet, ſo viele Regeln aus der <hi rendition="#aq">Gram-„<lb/> matic</hi> und <hi rendition="#aq">Syntaxi</hi> er ſie uͤberhoͤret, ſo viele <hi rendition="#aq">Autores</hi> er ihnen geleſen, auch ſo„<lb/> viele Streiche, ſo viele <hi rendition="#aq">Baſtonaden,</hi> ſo viele Poſſen, ſo viele Schlappen, ſo viele„<lb/> Ohrtappen, ſo viele Maultaſchen, Harrauffen, Aufblaſen, ſo viel Stehens <hi rendition="#aq">ad for-„<lb/> nacem ſine ponere,</hi> ſo viel <hi rendition="#fr">auf einem Fuß ich da ſtehen muß;</hi> kurtz alles, alles,„<lb/> was er nur mit ihnen, oder ihrenthalben, gethan <hi rendition="#aq">execratus eſt,</hi> hat er verfluchet„<lb/> und vermaledeyet. Aber heut zu Tage will man eben ſolche Narren haben.„</p><lb/> <p>Einen Schul-Tyrannen habe ich auch ſonſt folgendergeſtalt beſchrieben<lb/> geſehen: “Er iſt eine Gewalt ohne Vernunfft. Denn gleichwie die Jaͤger,„<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E</fw><fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0077]
Dieſen allen pfleget es gemeiniglich zu gehen, und zwar mit Recht, wie„
jenem Pædagogo, welcher in eine gewiſſe Stadt kam, der Meynung, et-„
liche ſeiner alten Diſcipel zu beſuchen, die daſelbſt ſtudierten. Er brachte„
die gaͤntzliche Hoffnung mit ſich, daß, weil ſie vor Jahren unter ſeiner Di-„
ſciplin geſtanden, und von ihm gekommen waren, er auch mit ihnen viele„
Muͤhe gehabt, dieſelben ihm viele Hoͤflichkeit und Freundſchafft erweiſen, ja„
den Willkommen auf das herrlichſte ſprechen wuͤrden. Aber was geſchiehet?„
Der unwerthe Gaſt wolte einen dererſelben emendiren, der geſagt Domini„
Scholares, deswegen er ihn warnete, er ſolte forthin ſolches Vocabulum nicht„
mehr gebrauchen, vorgebende es ſeye Barbariſch geredet. Hierauf gab ihm„
ſein geweſener Diſcipul zur Antwort: Nein es iſt nicht Barbariſch, ſon-„
dern Africaniſch. Hierauf geriethen ſie in einen gewaltigen Zanck, und die„
Diſcipel ergriffen letzlich ihren miſerum hoſpitem, buckten ihn heruͤber, und„
hieben mit Peitſchen auf ſein bloſſes Geſaͤſſe gantz unbarmhertzig loß. Einer„
von ihnen fragte bey einem jedweden Streich: Iſt das Barbariſch oder„
Africaniſch? Und als er mit der Sprache nicht heraus wolte, haben ſie ſo„
lange zugeſchmiſſen, biß er Ja oder Nein geſaget. Jedoch iſt ſeine Hartnaͤ-„
ckigkeit dermaſſen groß geweſen, daß, ehe er zugeben wollen es ſeye Africaniſch,„
derſelbe uͤber hundert Streiche ausgehalten. Ich glaube es ſolt ein Confor-„
tativ auf dieſes Schwitz-Bad wohl bekommen ſeyn.„
Als nun der arme Geſelle die Undanckbarkeit ſeine Diſcipel geſehen, die„
ſie ihm bewieſen, iſt er ſo zornig worden, daß er alle Lectiones, die er ihnen„
ehemahls gegeben, expliciret und erklaͤret, verfluchet hat. Auch alles andere mit„
einander, ſo viele Verſe er ihnen exponiret, ſo viele Examina er mit ihnen ange-„
ſtellet, ſo viele Fabeln er ihnenerzehlet, ſo viele Declamationes er gehalten, ſo viele„
Hiſtorien und Geſchichte er ihnen geſagt, ſo viele Epiſteln und ſo viele The-„
mata er ihnen proponiret, ſo viele Cujus er ſie gefraget, ſo viele Præcepta er„
ihnen gewieſen, ſo viele Figuren er ſie gelernet, ſo viele Regeln aus der Gram-„
matic und Syntaxi er ſie uͤberhoͤret, ſo viele Autores er ihnen geleſen, auch ſo„
viele Streiche, ſo viele Baſtonaden, ſo viele Poſſen, ſo viele Schlappen, ſo viele„
Ohrtappen, ſo viele Maultaſchen, Harrauffen, Aufblaſen, ſo viel Stehens ad for-„
nacem ſine ponere, ſo viel auf einem Fuß ich da ſtehen muß; kurtz alles, alles,„
was er nur mit ihnen, oder ihrenthalben, gethan execratus eſt, hat er verfluchet„
und vermaledeyet. Aber heut zu Tage will man eben ſolche Narren haben.„
Einen Schul-Tyrannen habe ich auch ſonſt folgendergeſtalt beſchrieben
geſehen: “Er iſt eine Gewalt ohne Vernunfft. Denn gleichwie die Jaͤger,„
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