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[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

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Gefühle des Menschen berechnete Initiation
von rein moralischer Tendenz, in der nichts ver-
sprochen, auf nichts Höheres hingewiesen, nichts
unerklärt gelassen wird, vorausgeschickt werden.

Der Unterricht der Erkenntniß-Stufen erleuch-
tet den Verstand, und verwahrt ihn vor Verir-
rungen; die Initiation erwärmt das des Guten
empfängliche Herz, legt demselben das Wesen der
Frei-Maurerei näher und verwahrt es vor Er-
kaltung.

Einleuchtend ist nun der wesentliche Unter-
schied, der zwischen den sogenannten höheren Gra-
den und den höheren maurerischen Erkenntniß-
Stufen obwaltet; einleuchtend, die Ungereimtheit
der Aeußerungen derjenigen, die da sagen möch-
ten: Gut, da es keine höheren Grade mehr giebt,
so bedarf ich auch keiner höheren Erkenntniß-
Stufen mehr, oder, was eben so viel hieße: Da
man mich nicht mehr täuschen will, so bekümmre
ich mich auch um die reine Wahrheit nicht; ein-
leuchtend ist es, daß diejenigen Logen nicht mit
Worten spielen, welche den höheren Graden
aller Logen-Systeme die Anerkennung und Ach-
tung versagen und dafür in ihrem Innersten
Erkenntniß-Stufen in dem aufgestellten
Sinne errichten.

Wahr bleibt es indessen, daß man eben diese
höheren maurerische Erkenntniß-Stufen mit Fug,
Recht und Wahrheit, die eigentlichen höheren
Grade nennen könnte. Aber warum sich eines

Wor-

Gefuͤhle des Menſchen berechnete Initiation
von rein moraliſcher Tendenz, in der nichts ver-
ſprochen, auf nichts Hoͤheres hingewieſen, nichts
unerklaͤrt gelaſſen wird, vorausgeſchickt werden.

Der Unterricht der Erkenntniß-Stufen erleuch-
tet den Verſtand, und verwahrt ihn vor Verir-
rungen; die Initiation erwaͤrmt das des Guten
empfaͤngliche Herz, legt demſelben das Weſen der
Frei-Maurerei naͤher und verwahrt es vor Er-
kaltung.

Einleuchtend iſt nun der weſentliche Unter-
ſchied, der zwiſchen den ſogenannten hoͤheren Gra-
den und den hoͤheren maureriſchen Erkenntniß-
Stufen obwaltet; einleuchtend, die Ungereimtheit
der Aeußerungen derjenigen, die da ſagen moͤch-
ten: Gut, da es keine hoͤheren Grade mehr giebt,
ſo bedarf ich auch keiner hoͤheren Erkenntniß-
Stufen mehr, oder, was eben ſo viel hieße: Da
man mich nicht mehr taͤuſchen will, ſo bekuͤmmre
ich mich auch um die reine Wahrheit nicht; ein-
leuchtend iſt es, daß diejenigen Logen nicht mit
Worten ſpielen, welche den hoͤheren Graden
aller Logen-Syſteme die Anerkennung und Ach-
tung verſagen und dafuͤr in ihrem Innerſten
Erkenntniß-Stufen in dem aufgeſtellten
Sinne errichten.

Wahr bleibt es indeſſen, daß man eben dieſe
hoͤheren maureriſche Erkenntniß-Stufen mit Fug,
Recht und Wahrheit, die eigentlichen hoͤheren
Grade nennen koͤnnte. Aber warum ſich eines

Wor-
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[176/0194] Gefuͤhle des Menſchen berechnete Initiation von rein moraliſcher Tendenz, in der nichts ver- ſprochen, auf nichts Hoͤheres hingewieſen, nichts unerklaͤrt gelaſſen wird, vorausgeſchickt werden. Der Unterricht der Erkenntniß-Stufen erleuch- tet den Verſtand, und verwahrt ihn vor Verir- rungen; die Initiation erwaͤrmt das des Guten empfaͤngliche Herz, legt demſelben das Weſen der Frei-Maurerei naͤher und verwahrt es vor Er- kaltung. Einleuchtend iſt nun der weſentliche Unter- ſchied, der zwiſchen den ſogenannten hoͤheren Gra- den und den hoͤheren maureriſchen Erkenntniß- Stufen obwaltet; einleuchtend, die Ungereimtheit der Aeußerungen derjenigen, die da ſagen moͤch- ten: Gut, da es keine hoͤheren Grade mehr giebt, ſo bedarf ich auch keiner hoͤheren Erkenntniß- Stufen mehr, oder, was eben ſo viel hieße: Da man mich nicht mehr taͤuſchen will, ſo bekuͤmmre ich mich auch um die reine Wahrheit nicht; ein- leuchtend iſt es, daß diejenigen Logen nicht mit Worten ſpielen, welche den hoͤheren Graden aller Logen-Syſteme die Anerkennung und Ach- tung verſagen und dafuͤr in ihrem Innerſten Erkenntniß-Stufen in dem aufgeſtellten Sinne errichten. Wahr bleibt es indeſſen, daß man eben dieſe hoͤheren maureriſche Erkenntniß-Stufen mit Fug, Recht und Wahrheit, die eigentlichen hoͤheren Grade nennen koͤnnte. Aber warum ſich eines Wor-

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Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/194>, abgerufen am 21.11.2024.