[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802sprechend; im letztern Falle konnte sie nicht anders ſprechend; im letztern Falle konnte ſie nicht anders <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0200" n="182"/> ſprechend; im letztern Falle konnte ſie nicht anders<lb/> als uͤberall beſtimmt, gleichfoͤrmig, ſtandhaft und<lb/> conſequent ſeyn: So aber <hi rendition="#g">war</hi> ſeine Handlungsweiſe<lb/> gegen andere Menſchen; Wahrheit und Gerech-<lb/> tigkeit weiſen uns alſo ſelbſt auf die letztere Quelle<lb/> ſeiner characteriſtiſchen nachſichtsvollen Menſchen-<lb/> ſchonung. Hatte es nun B. in der Kenntniß<lb/> ſeiner ſelbſt, und durch dieſe in der Kenntniß des<lb/> Menſchen uͤberhaupt weiter gebracht: ſo konnte<lb/> der Maaßſtab ſeiner Pflichten gegen ſich ſelbſt<lb/> und gegen andere weder aus Mangel an Einſich-<lb/> ten unrichtig, noch durch die uͤberwiegende Macht<lb/> der Eigenliebe verfaͤlſcht ſeyn. Wir wiſſen nicht,<lb/> wie ſtreng Er in ſeinen Forderungen an ſich <hi rendition="#g">ſelbſt</hi><lb/> war, — denn dieß liegt uͤberall außer dem Geſichts-<lb/> kreis des Sterblichen, und nur der vermeſſene<lb/> Selbſtling, der ſich ſelbſt noch durchaus ein Raͤth-<lb/> ſel iſt, kann die Thorheit begehen, in das Innere<lb/> ſeines Nebenmenſchenſchauen zu wollen; — wir ſind<lb/> aber alle Zeugen, daß er in ſeinen Forderungen<lb/> und Anſpruͤchen an andere Menſchen maͤßig, be-<lb/> ſcheiden und nachſichtsvoll war. Er hat die<lb/> Quellen der Widerſpruͤche zwiſchen Einſichten und<lb/> Gefuͤhlen, zwiſchen Verſtand und Herz, zwiſchen<lb/> erkannten Grundſaͤtzen und practiſch gewordenen<lb/> Antrieben in ſeinem eigenen Selbſt aufgedeckt und<lb/> ausgemeſſen. In ſeinem Innern hat er die<lb/> Gruͤnde gefunden, warum die Menſchen in ihrer<lb/> Handlungsweiſe bald gegen ihre beſſere Ueberzeu-<lb/> gung, ihren Gefuͤhlen und Leidenſchaften, bald,<lb/> gegen die maͤchtigſten Regungen eines richtigen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [182/0200]
ſprechend; im letztern Falle konnte ſie nicht anders
als uͤberall beſtimmt, gleichfoͤrmig, ſtandhaft und
conſequent ſeyn: So aber war ſeine Handlungsweiſe
gegen andere Menſchen; Wahrheit und Gerech-
tigkeit weiſen uns alſo ſelbſt auf die letztere Quelle
ſeiner characteriſtiſchen nachſichtsvollen Menſchen-
ſchonung. Hatte es nun B. in der Kenntniß
ſeiner ſelbſt, und durch dieſe in der Kenntniß des
Menſchen uͤberhaupt weiter gebracht: ſo konnte
der Maaßſtab ſeiner Pflichten gegen ſich ſelbſt
und gegen andere weder aus Mangel an Einſich-
ten unrichtig, noch durch die uͤberwiegende Macht
der Eigenliebe verfaͤlſcht ſeyn. Wir wiſſen nicht,
wie ſtreng Er in ſeinen Forderungen an ſich ſelbſt
war, — denn dieß liegt uͤberall außer dem Geſichts-
kreis des Sterblichen, und nur der vermeſſene
Selbſtling, der ſich ſelbſt noch durchaus ein Raͤth-
ſel iſt, kann die Thorheit begehen, in das Innere
ſeines Nebenmenſchenſchauen zu wollen; — wir ſind
aber alle Zeugen, daß er in ſeinen Forderungen
und Anſpruͤchen an andere Menſchen maͤßig, be-
ſcheiden und nachſichtsvoll war. Er hat die
Quellen der Widerſpruͤche zwiſchen Einſichten und
Gefuͤhlen, zwiſchen Verſtand und Herz, zwiſchen
erkannten Grundſaͤtzen und practiſch gewordenen
Antrieben in ſeinem eigenen Selbſt aufgedeckt und
ausgemeſſen. In ſeinem Innern hat er die
Gruͤnde gefunden, warum die Menſchen in ihrer
Handlungsweiſe bald gegen ihre beſſere Ueberzeu-
gung, ihren Gefuͤhlen und Leidenſchaften, bald,
gegen die maͤchtigſten Regungen eines richtigen
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