[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802Fortdauer unseres Bundes Zweytens: Gerech- Die vorzüglichen Quellen, aus welchen die Fortdauer unſeres Bundes Zweytens: Gerech- Die vorzuͤglichen Quellen, aus welchen die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0235" n="217"/> Fortdauer unſeres Bundes Zweytens: <hi rendition="#g">Gerech-<lb/> tigkeit in der Wuͤrdigung des Verdien-<lb/> ſtes</hi> derjenigen, die ihre Kraͤfte mit den unſrigen<lb/> zur Begruͤndung und Erhaltung des Ganzen ver-<lb/> einiget haben.</p><lb/> <p>Die vorzuͤglichen Quellen, aus welchen die<lb/> Ungerechtigkeit in der Wuͤrdigung des Verdienſtes<lb/> fließt, ſind: <hi rendition="#g">Ueberſchaͤtzung ſeines verdienſt-<lb/> loſen Selbſtes; — entſchiedene Vorliebe<lb/> fuͤr das Neue; — einſeitige Anhaͤnglich-<lb/> keit an das Außerordentliche und Glaͤn-<lb/> zende</hi>. Der verdienſtloſe Selbſtling ſieht uͤberall<lb/> nichts, als ſich. Sein Auge iſt ein erhaben ge-<lb/> ſchliffenes Glas, welches ihm ſein naͤchſtes Ich<lb/> unendlich vergroͤßert, aber alles, was in einiger<lb/> Entfernung vor ihm liegt, unkenntlich macht. Die<lb/> ganze Welt iſt ihm ein ungeheurer Hohlſpiegel,<lb/> in dem er nur ſeine eigene Geſtalt groß und ge-<lb/> rade, alles uͤbrige aber, was uͤber, neben und<lb/> hinter ihm liegt, verkehrt, verkleinert, verunſtal-<lb/> tet ſieht. — Die entſchiedene Vorliebe fuͤr das<lb/> Neue wuͤrde die Maurergeſellſchaft einer Klicke<lb/> aberglaͤubiſcher Moͤnche gleich machen, denen der<lb/> neue Heilige immer der Heiligſte iſt. Nur ihm<lb/> erſchallen nun ihre ſchwaͤrmeriſchen Lobgeſaͤnge,<lb/> nur ihm duftet der Weihrauch ihrer Anbetung;<lb/> der aͤltere Heilige iſt vergeſſen, Staub und Un-<lb/> rath decken ſeine Bildſaͤule. — Die einſeitige<lb/> Anhaͤnglichkeit an das Außerordentliche und Glaͤn-<lb/> zende verraͤth Einſeitigkeit der Bildung und des<lb/> Charakters. — Aus welcher dieſer drei Quellen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0235]
Fortdauer unſeres Bundes Zweytens: Gerech-
tigkeit in der Wuͤrdigung des Verdien-
ſtes derjenigen, die ihre Kraͤfte mit den unſrigen
zur Begruͤndung und Erhaltung des Ganzen ver-
einiget haben.
Die vorzuͤglichen Quellen, aus welchen die
Ungerechtigkeit in der Wuͤrdigung des Verdienſtes
fließt, ſind: Ueberſchaͤtzung ſeines verdienſt-
loſen Selbſtes; — entſchiedene Vorliebe
fuͤr das Neue; — einſeitige Anhaͤnglich-
keit an das Außerordentliche und Glaͤn-
zende. Der verdienſtloſe Selbſtling ſieht uͤberall
nichts, als ſich. Sein Auge iſt ein erhaben ge-
ſchliffenes Glas, welches ihm ſein naͤchſtes Ich
unendlich vergroͤßert, aber alles, was in einiger
Entfernung vor ihm liegt, unkenntlich macht. Die
ganze Welt iſt ihm ein ungeheurer Hohlſpiegel,
in dem er nur ſeine eigene Geſtalt groß und ge-
rade, alles uͤbrige aber, was uͤber, neben und
hinter ihm liegt, verkehrt, verkleinert, verunſtal-
tet ſieht. — Die entſchiedene Vorliebe fuͤr das
Neue wuͤrde die Maurergeſellſchaft einer Klicke
aberglaͤubiſcher Moͤnche gleich machen, denen der
neue Heilige immer der Heiligſte iſt. Nur ihm
erſchallen nun ihre ſchwaͤrmeriſchen Lobgeſaͤnge,
nur ihm duftet der Weihrauch ihrer Anbetung;
der aͤltere Heilige iſt vergeſſen, Staub und Un-
rath decken ſeine Bildſaͤule. — Die einſeitige
Anhaͤnglichkeit an das Außerordentliche und Glaͤn-
zende verraͤth Einſeitigkeit der Bildung und des
Charakters. — Aus welcher dieſer drei Quellen
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