[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802gewinnen hat, und was seine Würde fordert. Können wir uns freuen, wenn dieser Augen- Können wir uns freuen, wenn wir am Schlusse gewinnen hat, und was ſeine Wuͤrde fordert. Koͤnnen wir uns freuen, wenn dieſer Augen- Koͤnnen wir uns freuen, wenn wir am Schluſſe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0241" n="223"/> gewinnen hat, und was ſeine Wuͤrde fordert.<lb/> Unter die hoͤrbaren Fluthen der Zeit, denkt er<lb/> an das allein <hi rendition="#g">Stetige</hi> in ſeinem Innern; und<lb/> unter dem Schwanken einer ganzen Welt, ſucht<lb/> er ſeinen Standpunkt auf unerſchuͤtterlichem<lb/> Grunde. — So ſteht er auf der Grenze zweyer<lb/> Jahre mit Ernſt und unter großen Erwaͤgungen; —<lb/> aber auch mit <hi rendition="#g">Freude</hi>? —</p><lb/> <p>Koͤnnen wir uns freuen, wenn dieſer Augen-<lb/> blick uns ſtaͤrker, als irgend ein anderer, an die<lb/><hi rendition="#g">Kuͤrze des Lebens</hi> erinnert? — „Ein kom-<lb/> mendes Jahr, wie weit hin dehnt ſich ſein Raum<lb/> vor uns aus, und ach! wie ſchwindet er, wenn<lb/> wir zuruͤck ſehn!“ — Es ſcheint der Raum einer<lb/> Stunde, wenn wir es nach den Thaten meſſen,<lb/> deren wir uns heller erinnern. — Noch einige<lb/> ſolcher Stunden, und unſere Laufbahn auf der<lb/> bekannten Erde iſt geſchloſſen! — Kurz iſt das<lb/> Leben, aber lang die Pflicht, lang unſere Wuͤn-<lb/> ſche, Plane und Hoffnungen. — Oder ſind wir ſo<lb/> ſtolz, zu glauben, daß wir in ſo kurzer Zeit, die<lb/> uns noch bevorſteht, <hi rendition="#g">die</hi> Vollkommenheit errei-<lb/> chen werden, die wir nach Maßgabe unſrer<lb/> Kraft und Voruͤbung erreichen ſollen?</p><lb/> <p>Koͤnnen wir uns freuen, wenn wir am Schluſſe<lb/> des Jahres berechnen, wie viel dieſes Zeitraums<lb/> wir <hi rendition="#g">uns zugeeigenet</hi>, wie viel wir davon<lb/> unſerm Leben hinzugeſetzt und wie viel wir da-<lb/> von verloren haben? — Die Zeit iſt das einzige<lb/> Gut mit dem es ehrenvoll iſt zu geizen; und mit<lb/> welchem ſind wir verſchwenderiſcher! Nicht genug,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [223/0241]
gewinnen hat, und was ſeine Wuͤrde fordert.
Unter die hoͤrbaren Fluthen der Zeit, denkt er
an das allein Stetige in ſeinem Innern; und
unter dem Schwanken einer ganzen Welt, ſucht
er ſeinen Standpunkt auf unerſchuͤtterlichem
Grunde. — So ſteht er auf der Grenze zweyer
Jahre mit Ernſt und unter großen Erwaͤgungen; —
aber auch mit Freude? —
Koͤnnen wir uns freuen, wenn dieſer Augen-
blick uns ſtaͤrker, als irgend ein anderer, an die
Kuͤrze des Lebens erinnert? — „Ein kom-
mendes Jahr, wie weit hin dehnt ſich ſein Raum
vor uns aus, und ach! wie ſchwindet er, wenn
wir zuruͤck ſehn!“ — Es ſcheint der Raum einer
Stunde, wenn wir es nach den Thaten meſſen,
deren wir uns heller erinnern. — Noch einige
ſolcher Stunden, und unſere Laufbahn auf der
bekannten Erde iſt geſchloſſen! — Kurz iſt das
Leben, aber lang die Pflicht, lang unſere Wuͤn-
ſche, Plane und Hoffnungen. — Oder ſind wir ſo
ſtolz, zu glauben, daß wir in ſo kurzer Zeit, die
uns noch bevorſteht, die Vollkommenheit errei-
chen werden, die wir nach Maßgabe unſrer
Kraft und Voruͤbung erreichen ſollen?
Koͤnnen wir uns freuen, wenn wir am Schluſſe
des Jahres berechnen, wie viel dieſes Zeitraums
wir uns zugeeigenet, wie viel wir davon
unſerm Leben hinzugeſetzt und wie viel wir da-
von verloren haben? — Die Zeit iſt das einzige
Gut mit dem es ehrenvoll iſt zu geizen; und mit
welchem ſind wir verſchwenderiſcher! Nicht genug,
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