[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802nur eine lange Existenz. Der ist nicht weit ge- nur eine lange Exiſtenz. Der iſt nicht weit ge- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0244" n="226"/> nur eine lange Exiſtenz. Der iſt nicht weit ge-<lb/> ſchifft, den bald nach dem Auslaufen die Stuͤrme<lb/> auf lange Irrfahrten, und von dieſen zuruͤck an<lb/> den alten Strand jagten; der iſt kein Meiſter<lb/> der Tonkunſt geworden, der nur die immer wie-<lb/> derkehrenden Toͤne einer gemeine Melodie hervor-<lb/> zubringen gelernt hat. — Mag alſo uns immer-<lb/> hin ein verſchwundenes Jahr an die Kuͤrze der<lb/> Zeit erinnern; wir verſtehen es, durch Erforſchung<lb/> der Wahrheit, durch die Kultur des Schoͤnen,<lb/> durch gute Geſinnungen und durch Thaten un-<lb/> ſer Leben zu verlaͤngern. Mag der Strom der<lb/> Zeiten brauſend daherſtuͤrzen, und in ſeinen Wir-<lb/> beln das bunte Spielwerk bejahrter Kinder, die<lb/> Monumente der Eitelkeit und der Thorheit, die<lb/> ſchwer errungenen Trophaͤen der klugen Liſt und<lb/> der ſtolzen Gewalt, in den ewigen Abgrund fort-<lb/> reißen: wir ſtehn ruhig am Ufer, und wandern<lb/> ſtill und uͤber die Macht ſeiner Wellen erhaben,<lb/> unſerm Ziele zu. Wir gebieten der Zeit, uns<lb/> ihre Schaͤtze zu oͤffnen; wir wiſſen, daß ſie unter<lb/> allen irdiſchen Guͤtern, das allertheilbarſte iſt;<lb/> und, indem wir keine Viertelſtunde fuͤr klein achten,<lb/> indem wir nicht der naͤchſten Stunde zutheilen,<lb/> was die gegenwaͤrtige leiſten kann, indem wir<lb/> keinen Augenblick uns ſelbſt und unſere Pflicht<lb/> aus den Augen verlieren: — legen wir <hi rendition="#g">eine</hi><lb/> ſchoͤne Geſinnung, <hi rendition="#g">eine</hi> gewonnene Wahrheit,<lb/> ein erhebendes Gefuͤhl und eine gute That, nach<lb/> der andern, in den Schatz unſers Lebens; und<lb/> ſo haben wir vielleicht funfzig Jahre geathmet<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [226/0244]
nur eine lange Exiſtenz. Der iſt nicht weit ge-
ſchifft, den bald nach dem Auslaufen die Stuͤrme
auf lange Irrfahrten, und von dieſen zuruͤck an
den alten Strand jagten; der iſt kein Meiſter
der Tonkunſt geworden, der nur die immer wie-
derkehrenden Toͤne einer gemeine Melodie hervor-
zubringen gelernt hat. — Mag alſo uns immer-
hin ein verſchwundenes Jahr an die Kuͤrze der
Zeit erinnern; wir verſtehen es, durch Erforſchung
der Wahrheit, durch die Kultur des Schoͤnen,
durch gute Geſinnungen und durch Thaten un-
ſer Leben zu verlaͤngern. Mag der Strom der
Zeiten brauſend daherſtuͤrzen, und in ſeinen Wir-
beln das bunte Spielwerk bejahrter Kinder, die
Monumente der Eitelkeit und der Thorheit, die
ſchwer errungenen Trophaͤen der klugen Liſt und
der ſtolzen Gewalt, in den ewigen Abgrund fort-
reißen: wir ſtehn ruhig am Ufer, und wandern
ſtill und uͤber die Macht ſeiner Wellen erhaben,
unſerm Ziele zu. Wir gebieten der Zeit, uns
ihre Schaͤtze zu oͤffnen; wir wiſſen, daß ſie unter
allen irdiſchen Guͤtern, das allertheilbarſte iſt;
und, indem wir keine Viertelſtunde fuͤr klein achten,
indem wir nicht der naͤchſten Stunde zutheilen,
was die gegenwaͤrtige leiſten kann, indem wir
keinen Augenblick uns ſelbſt und unſere Pflicht
aus den Augen verlieren: — legen wir eine
ſchoͤne Geſinnung, eine gewonnene Wahrheit,
ein erhebendes Gefuͤhl und eine gute That, nach
der andern, in den Schatz unſers Lebens; und
ſo haben wir vielleicht funfzig Jahre geathmet
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