[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802Glanz und Ueberfluß entzog; unser Freund hat Glanz und Ueberfluß entzog; unſer Freund hat <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0247" n="229"/> Glanz und Ueberfluß entzog; unſer Freund hat<lb/> uns ſchon mit doppelten Gaben ſeines Herzens<lb/> erſetzt, was der Undank, die Falſchheit, die Ver-<lb/> kennung, die kalte Herzloſigkeit uns entzog; un-<lb/> ſere Kinder und Zoͤglinge, wenn wir kaum mehr<lb/> hofften, ſie nach <hi rendition="#g">unſerer</hi> Weiſe gut zu ſehen,<lb/> haben vielleicht ſchon uns belehrt, daß unſere<lb/> Wege nicht immer die einzigen ſind, und ſo un-<lb/> ſere Hoffnung durch <hi rendition="#g">eigene</hi> Guͤte aufs neue<lb/> erweckt. Unſere Bruͤder haben uns ſchon das<lb/> Vertrauen an die Menſchheit wiedergegeben, das<lb/> traurige Erfahrungen auf dem Schauplatze des<lb/> Eigennutzes und des Undanks uns entreißen woll-<lb/> ten; die Maurerei ſelbſt hat uns an geheiligten<lb/> Altaͤren fuͤr den Unmuth, der uns auf den un-<lb/> fruchtbaren Heerſtraßen, die durch die große Wuͤſte<lb/> der Welt ziehen, ergriff, ſchon reichlich entſchaͤ-<lb/> digt. — Und ſo wird das Leid des Jahres uns<lb/> zur Freude, und, bereichert an Erfahrungen und<lb/> wahrer Lebensweisheit, treten wir mit verſtaͤrktem<lb/> Muthe in das neue. — — War aber das Lei-<lb/> den, das uns begegnete, anderer Art, traf es<lb/> unſer innerſtes Weſen, und fuͤhlen wir, daß es<lb/> nicht mit irgend einem Jahre, ſondern erſt mit<lb/> unſerm Leben enden werde; fuͤhlen wir, daß die<lb/> Bande, die unſer Herz mit der Welt verknuͤpften,<lb/> zerriſſen ſind, und daß wir nur haltlos, ohne<lb/> innere Theilnahme und voll Sehnſucht nach dem<lb/> Einzigen auf ihr wandeln: — o ſo wollen wir<lb/> glauben, daß der ewige Vater grade dies Schickſal<lb/> zu unſerer hoͤheren Bildung herbeifuͤhrte, daß<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0247]
Glanz und Ueberfluß entzog; unſer Freund hat
uns ſchon mit doppelten Gaben ſeines Herzens
erſetzt, was der Undank, die Falſchheit, die Ver-
kennung, die kalte Herzloſigkeit uns entzog; un-
ſere Kinder und Zoͤglinge, wenn wir kaum mehr
hofften, ſie nach unſerer Weiſe gut zu ſehen,
haben vielleicht ſchon uns belehrt, daß unſere
Wege nicht immer die einzigen ſind, und ſo un-
ſere Hoffnung durch eigene Guͤte aufs neue
erweckt. Unſere Bruͤder haben uns ſchon das
Vertrauen an die Menſchheit wiedergegeben, das
traurige Erfahrungen auf dem Schauplatze des
Eigennutzes und des Undanks uns entreißen woll-
ten; die Maurerei ſelbſt hat uns an geheiligten
Altaͤren fuͤr den Unmuth, der uns auf den un-
fruchtbaren Heerſtraßen, die durch die große Wuͤſte
der Welt ziehen, ergriff, ſchon reichlich entſchaͤ-
digt. — Und ſo wird das Leid des Jahres uns
zur Freude, und, bereichert an Erfahrungen und
wahrer Lebensweisheit, treten wir mit verſtaͤrktem
Muthe in das neue. — — War aber das Lei-
den, das uns begegnete, anderer Art, traf es
unſer innerſtes Weſen, und fuͤhlen wir, daß es
nicht mit irgend einem Jahre, ſondern erſt mit
unſerm Leben enden werde; fuͤhlen wir, daß die
Bande, die unſer Herz mit der Welt verknuͤpften,
zerriſſen ſind, und daß wir nur haltlos, ohne
innere Theilnahme und voll Sehnſucht nach dem
Einzigen auf ihr wandeln: — o ſo wollen wir
glauben, daß der ewige Vater grade dies Schickſal
zu unſerer hoͤheren Bildung herbeifuͤhrte, daß
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