"mich besucht haben, zumal da Dein Bewußtseyn "Dich mahnen mußte, daß Du wohl thätest, mit "mir zu sprechen. Den, der um solcher Ursach "willen wie ich, unglücklich ist, zu besuchen, macht "niemanden Schande. Deine Abstracta erwär- "men kein Herz zum nachdrücklichen Handeln, ich "folge meinen Idealen, und nehme sie in jeden "Kerker ohne Reue mit. Giebt es eine Zukunft, "so ist sehr die Frage, ob sie mehr für ein blutend "Herz, als das meine, oder für einen so porösen "Character, als der Deine, entscheiden wird. Ich "führe aus, was Ihr singt:" "Laß uns nie der Dummheit Tempel bauen, "Lehre der Gewalt uns widerstehn!"
"Und ich habe nur durch Wahrheit in mei- "nem Thun, Genuß von meinem Daseyn. Leere "Formen und Manövers gnügen mir nicht."
"Nur um, wenn es möglich wäre, der trauri- "gen und drückenden Mühe überhoben zu seyn, "über eine garstige Sache viel zu schreiben, schlage "ich Dir eine baldige Visite bei mir vor. T. und "H. müßten jedoch auf alle Fälle dabei seyn, und "zwar nach fünf Uhr Abends. Ohne Zeugen "wäre dieß Colloquium unzweckmäßig. Willst du "es aber auf eine schriftliche Antwort von mir, "die Du doch in der Loge vortragen müßtest, an- "kommen lassen, habeas tibi!"
von Held.
„mich beſucht haben, zumal da Dein Bewußtſeyn „Dich mahnen mußte, daß Du wohl thaͤteſt, mit „mir zu ſprechen. Den, der um ſolcher Urſach „willen wie ich, ungluͤcklich iſt, zu beſuchen, macht „niemanden Schande. Deine Abſtracta erwaͤr- „men kein Herz zum nachdruͤcklichen Handeln, ich „folge meinen Idealen, und nehme ſie in jeden „Kerker ohne Reue mit. Giebt es eine Zukunft, „ſo iſt ſehr die Frage, ob ſie mehr fuͤr ein blutend „Herz, als das meine, oder fuͤr einen ſo poroͤſen „Character, als der Deine, entſcheiden wird. Ich „fuͤhre aus, was Ihr ſingt:“ „Laß uns nie der Dummheit Tempel bauen, „Lehre der Gewalt uns widerſtehn!“
„Und ich habe nur durch Wahrheit in mei- „nem Thun, Genuß von meinem Daſeyn. Leere „Formen und Manoͤvers gnuͤgen mir nicht.“
„Nur um, wenn es moͤglich waͤre, der trauri- „gen und druͤckenden Muͤhe uͤberhoben zu ſeyn, „uͤber eine garſtige Sache viel zu ſchreiben, ſchlage „ich Dir eine baldige Viſite bei mir vor. T. und „H. muͤßten jedoch auf alle Faͤlle dabei ſeyn, und „zwar nach fuͤnf Uhr Abends. Ohne Zeugen „waͤre dieß Colloquium unzweckmaͤßig. Willſt du „es aber auf eine ſchriftliche Antwort von mir, „die Du doch in der Loge vortragen muͤßteſt, an- „kommen laſſen, habeas tibi!“
von Held.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0129"n="107"/>„mich beſucht haben, zumal da Dein Bewußtſeyn<lb/>„Dich mahnen mußte, daß Du wohl thaͤteſt, mit<lb/>„mir zu ſprechen. Den, der um ſolcher Urſach<lb/>„willen wie ich, ungluͤcklich iſt, zu beſuchen, macht<lb/>„niemanden Schande. Deine Abſtracta erwaͤr-<lb/>„men kein Herz zum nachdruͤcklichen Handeln, ich<lb/>„folge meinen Idealen, und nehme ſie in jeden<lb/>„Kerker ohne Reue mit. Giebt es eine Zukunft,<lb/>„ſo iſt ſehr die Frage, ob ſie mehr fuͤr ein blutend<lb/>„Herz, als das meine, oder fuͤr einen ſo poroͤſen<lb/>„Character, als der Deine, entſcheiden wird. Ich<lb/>„fuͤhre aus, was Ihr ſingt:“<lb/><hirendition="#et">„Laß uns nie der Dummheit Tempel bauen,<lb/>„Lehre der Gewalt uns widerſtehn!“</hi></p><lb/><p>„Und ich habe nur durch Wahrheit in mei-<lb/>„nem Thun, Genuß von meinem Daſeyn. Leere<lb/>„Formen und Manoͤvers gnuͤgen mir nicht.“</p><lb/><p>„Nur um, wenn es moͤglich waͤre, der trauri-<lb/>„gen und druͤckenden Muͤhe uͤberhoben zu ſeyn,<lb/>„uͤber eine garſtige Sache viel zu ſchreiben, ſchlage<lb/>„ich Dir eine baldige Viſite bei mir vor. T. und<lb/>„H. muͤßten jedoch auf alle Faͤlle dabei ſeyn, und<lb/>„zwar nach fuͤnf Uhr Abends. Ohne Zeugen<lb/>„waͤre dieß Colloquium unzweckmaͤßig. Willſt du<lb/>„es aber auf eine ſchriftliche Antwort von mir,<lb/>„die Du doch in der Loge vortragen muͤßteſt, an-<lb/>„kommen laſſen, <hirendition="#aq">habeas tibi</hi>!“</p><lb/><p><hirendition="#et">von <hirendition="#g">Held</hi>.</hi></p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[107/0129]
„mich beſucht haben, zumal da Dein Bewußtſeyn
„Dich mahnen mußte, daß Du wohl thaͤteſt, mit
„mir zu ſprechen. Den, der um ſolcher Urſach
„willen wie ich, ungluͤcklich iſt, zu beſuchen, macht
„niemanden Schande. Deine Abſtracta erwaͤr-
„men kein Herz zum nachdruͤcklichen Handeln, ich
„folge meinen Idealen, und nehme ſie in jeden
„Kerker ohne Reue mit. Giebt es eine Zukunft,
„ſo iſt ſehr die Frage, ob ſie mehr fuͤr ein blutend
„Herz, als das meine, oder fuͤr einen ſo poroͤſen
„Character, als der Deine, entſcheiden wird. Ich
„fuͤhre aus, was Ihr ſingt:“
„Laß uns nie der Dummheit Tempel bauen,
„Lehre der Gewalt uns widerſtehn!“
„Und ich habe nur durch Wahrheit in mei-
„nem Thun, Genuß von meinem Daſeyn. Leere
„Formen und Manoͤvers gnuͤgen mir nicht.“
„Nur um, wenn es moͤglich waͤre, der trauri-
„gen und druͤckenden Muͤhe uͤberhoben zu ſeyn,
„uͤber eine garſtige Sache viel zu ſchreiben, ſchlage
„ich Dir eine baldige Viſite bei mir vor. T. und
„H. muͤßten jedoch auf alle Faͤlle dabei ſeyn, und
„zwar nach fuͤnf Uhr Abends. Ohne Zeugen
„waͤre dieß Colloquium unzweckmaͤßig. Willſt du
„es aber auf eine ſchriftliche Antwort von mir,
„die Du doch in der Loge vortragen muͤßteſt, an-
„kommen laſſen, habeas tibi!“
von Held.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Berlin, 1803, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien02_1803/129>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.